Zum Inhalt springen
Anwendung: Überwachungskamera

»Blitzen« auf Italienisch: IP-Kameras erfassen Boot-Raser in Venedig

Eigentlich dürfen Motorboote nur mit sieben Stundenkilometern durch Venedigs Kanäle »brettern«. Doch daran hält sich kaum jemand. Ein Überwachungssystem auf Basis von IP-Kameras soll den Rasern jetzt das Handwerk legen.

Autor:Bernd Reder • 8.12.2008 • ca. 1:15 Min

"Argos" überwacht den Canal Grande in Venedig rund um die Uhr und erfasst Raser, die mit ihren Booten das Limit von 7 km/h überschreiten.
Das System erfasst Bootstyp, Geschwindigkeit und Nummernschild. Mithilfe dieser Daten wird der Verkehrssünder ermittelt und erhält dann sein "Ticket".
Das System erfasst Bootstyp, Geschwindigkeit und Nummernschild. Mithilfe dieser Daten wird der Verkehrssünder ermittelt und erhält dann sein "Ticket".

Seit nicht mehr nur beschauliche Gondeln durch Venedigs Kanäle pflügen, geht es mit der Bausubstanz der Stadt bergab. Viele Motorboote fahren schneller als erlaubt und verursachen dadurch einen hohen Wellengang. Der wiederum greift die altehrwürdigen Gemäuer an.

Doch jetzt ist damit Schluss. Die auf digitale Netzwerkdienste spezialisierte Firma Ecotema aus Fabbrico (Reggio Emilia) hat ein System zur Überwachung des Bootsverkehrs in Venedig entwickelt.

Das »Automatic & Remote Gran Canal Observation System« (Argos) registriert Überschreitungen der Höchstgeschwindigkeit auf dem Canal Grande und übermittelt die Daten in Echtzeit an die kommunale Verkehrspolizei.

Argos besteht aus einem Netz von 14 Beobachtungsstationen mit jeweils drei Festkameras und einem drehbaren System. Sie auf einer Strecke von vier Kilometern entlang des Canal Grande verteilt. Die Kameras haben eine Auflösung von einem Megapixel und liefern zehn Aufnahmen pro Sekunde.

Verkehrspolizisten erhalten Daten auf dem Handy

Die drehbaren Kameras dienen dazu, bei der »Verfolgung« der Raser den Bootstyp und das amtliche Kennzeichen festzuhalten. Jedes Foto wird über einen Zentralrechner mit einer grafischen Kennzeichnung und der gemessenen Fahrgeschwindigkeit des Bootes versehen.

Die kompletten Daten übermittelt das System auf die Handys der Verkehrsbeamten in Venedig. Verkehrssünder riskieren eine Geldstrafe zwischen 50 und 100 Euro bis hin zur Beschlagnahmung des Bootes.

»Noch abschreckender ist jedoch die Tatsache, dass die auf frischer Tat Ertappten mit einem roten Punkt markiert für jedermann sichtbar auf der Webseite von Argos landen«, meint Vizebürgermeister Michele Vianello.

Zur Einsatzreife gebracht wurde das System in Zusammenarbeit mit der Universität La Sapienza in Rom unter Leitung des Informatikexperten Luca Iocchi. »Wir haben die gleichen optischen Instrumente und KI-Systeme [Künstliche Intelligenz, d. Red.] wie bei unserem Fußballroboter verwendet«, erläutert der italienische Ingenieur. »Das ist ein Beweis dafür, dass scheinbar unnötige oder seltsame Erfindungen letztlich doch zu einer praktischen Anwendung führen können.«