Der Profifußball ist in einem steten Wandel – auch auf technologischer Seite. Immer mehr Hilfsmittel kommen während Spielen und in Vereinen zum Einsatz. Die Folge: Eine riesige Menge an Daten muss generiert und gespeichert werden. Damit entstehen auch hohe Anforderungen an Speicherlösungen.
Im Sommer 2024 blickt die Fußballwelt nach Deutschland. 24 Nationalteams werden um den Europameistertitel spielen. In den 36 Jahren, seitdem zuletzt eine EM (ausschließlich) hierzulande ausgetragen wurde, hat sich der Sport stark verändert. Neben Teamgeist, Technik und Taktik wird zunehmend auch Technologie zum Erfolgsfaktor. Durch moderne Hilfsmittel gewonnene Daten beeinflussen nahezu jeden Aspekt des Profifußballs – von der Entscheidungsfindung auf dem Spielfeld über die Vereinsentwicklung bis hin zu Scouting und individueller Spielerförderung. Dies gilt auf wie auch neben dem Platz.
Die Zukunft des Fußballs wird von der Technik bestimmt. Eine der einschneidendsten Veränderungen in der jüngeren Geschichte des Sports war ohne Zweifel die Einführung des Video-Assistenten (Video Assistant Referee, VAR). Bei einer Europameisterschaft kam der Videobeweis erstmals 2021 zum Einsatz und auch bei der kommenden EM können Schiedsrichter bei strittigen Entscheidungen auf zusätzliche Kameraperspektiven zugreifen.
Damit ein komplexes System wie der VAR funktioniert, benötigt es unzählige Videos, die eine enorme Menge an Daten produzieren. In der deutschen Bundesliga stehen dem Video-Assistenten Aufnahmen von 19 bis 21 Kameras zur Verfügung. Hinzu kommen pro Spielfeldseite sieben weitere Kameras für die Torlinientechnologie, die selbstständig erkennt, ob der Ball die Linie überschritten hat.
In einigen Wettbewerben kommt seit 2022 zudem eine halbautomatische Abseitserkennung zum Einsatz. Bis zu zwölf unter dem Stadiondach angebrachte Kameras verfolgen dabei unentwegt die Position des Balles sowie – über Datenpunkte – die Bewegungen der Spieler auf dem Feld. Ein Sensor im Ball sendet 500-mal pro Sekunde ein Signal in den VAR-Raum. So stellt das System nahezu in Echtzeit Daten über mögliche Abseitsstellungen zur Verfügung.
Nicht nur für das Schiedsrichterteam, sondern auch für die Vereine sind Daten ein zentrale Entscheidungsgrundlage. Das beginnt schon am Anfang jeder Saison. Ganz gleich, ob es um die Titelverteidigung, die Teilnahme an einem europäischen Wettbewerb oder einfach nur die Vermeidung des Abstiegs geht – realistische sportliche Ziele kann sich nur setzen, wer Datenmaterial vollständig ausgewertet hat.
Wie verliefen die vergangenen Spielzeiten? Wie ist die Qualität der Mannschaft einzuschätzen? Wo gibt es das größte Verbesserungspotenzial? Bei der Beantwortung dieser Fragen helfen Statistiken. Viele Werte werden seit Jahrzehnten statistisch erfasst, etwa zu Laufleistung, Zweikampfquote oder Passgenauigkeit der Teams. Die Datenanalyse geht aber längst viel tiefer und beleuchtet jedes kleinste Detail. Millionen einzelner Datenpunkte werden in jedem Spiel erhoben.
So ermittelt beispielsweise das Expected-Goals-Modell in der Bundesliga für jeden Torschuss die Trefferwahrscheinlichkeit, indem es eine Vielzahl an Tracking-Daten wie Distanz oder Bewegungsgeschwindigkeit miteinbezieht. Das ist weit mehr als eine bloße Spielerei für Fans und das Fernsehpublikum. Vereine und Trainerstäbe erhalten dadurch wertvolle Informationen über Leistung und Effizienz ihrer Mannschaft. Solche Daten haben immer größeren Einfluss auf die Saisonplanung, die Taktik und die Trainingsgestaltung – und damit über Erfolg oder Misserfolg.
Auch die Leistung der Spieler wird immer ausgiebiger analysiert. Im Laufe einer Saison entstehen riesige Datenmengen: Erfasst wird, wie schnell und wie weit die Fußballer laufen, wie sie sich bewegen, wie viel sie sprinten, laufen oder gehen, wie viele Torschüsse sie abgeben, wie viele Zweikämpfe sie führen und vieles mehr.
Die Informationen werden gespeichert und analysiert, um die individuelle Leistung und die Trainingsarbeit zu bewerten, Stärken und Schwächen zu ermitteln sowie Strategien zu optimieren. Die Teams greifen dabei auf Datenbanken wie Videoaufzeichnungen von Spielen und Trainingssessions zurück.
Der Speicherbedarf für die Leistungsanalyse ist enorm. Bei einem Kader von 30 oder mehr Spielern sowie mehreren Jugendmannschaften pro Klub sind Hunderte von Datensätzen zu erfassen. Die Interaktion mit diesen Daten erleichtert die vereinsinterne Zusammenarbeit, erfordert aber zugleich leistungsstarke, hochkapazitäre Speicherlösungen
Der Wechsel von Spielern zwischen Vereinen ist essenzieller Teil der Fußballwelt. Transfers haben sich jedoch verändert. Sie sind heute sehr viel datenbasierter als früher: Jede Statistik und jeder Aspekt der bisherigen Karriere eines Spielers wird miteinbezogen und beeinflusst Marktwert und Transferentscheidungen. Daten geben Aufschluss über die Leistung eines Spielers, aber auch darüber, ob er zum Spielstil der Mannschaft passt. Ein Stürmer, der in einem bestimmten System viele Tore erzielt, passt nicht unbedingt in eine Mannschaft, die eine andere Spielweise bevorzugt. Einige Vereine treiben die Entwicklung zu datengetriebenem Scouting bereits auf die Spitze und führen Transfers hauptsächlich auf Basis moderner Datenanalyse, KPIs und mathematischer Modelle aus – mit durchaus beachtlichem Erfolg.
Der datengetriebene Medizincheck stellt sicher, dass ein Spieler fit genug ist, um zu einem neuen Verein zu wechseln. Auch gesundheitliche Probleme, die über die reine Fitness hinausgehen, lassen sich aufdecken. Dies hat in manchen Fällen bereits dazu geführt, dass Spieler wegen Krankheiten behandelt wurden, von denen sie bis dato noch nichts wussten. Dies kann lebensrettend, aber auch im Alltag hilfreich sein: Jedes Match, in dem ein wichtiger Spieler verletzungsbedingt fehlt, kann den Verlauf einer Saison mitbestimmen. Dementsprechend erfolgskritisch ist es für Vereine, dass Spieler schnell wieder ihre volle Leistungsfähigkeit erreichen. Medizinische Daten helfen, die Ausfallzeiten verletzter Spieler zu prognostizieren. Sie sind der Schlüssel, um langwierige Verletzungen zu behandeln, geeignete Reha-Maßnahmen einzuleiten und eine vollständige Genesung zu ermöglichen. In Idealfall lassen sich Verletzungspausen deutlich verkürzen und das Risiko einer erneuten Verletzung reduzieren.
Ein Blick auf verschiedene Bereiche der Fußballwelt verdeutlicht exemplarisch die riesigen Datenmengen, die in und neben dem Feld entstehen:
In allen Bereichen der Fußballwelt wachsen die Datenmengen. Sie sind ein integraler Bestandteil des Fußballs und tragen dazu bei, die Saison erfolgreich abzuschließen, Titel zu holen aber auch Spieler, Vereine und den Sport selbst besser zu vermarkten. Dafür sind Speicherlösungen gefragt, die strukturierte und unstrukturierte Daten in verschiedenen Formaten wie Bilder, Texte, Audio und Video in Echtzeit bereitstellen. So können Trainer wie auch Spieler auf umfassende Analysen und Statistiken zugreifen, um bessere Leistung auf den Platz zu bringen, Abläufe zu optimieren und fundierte strategische Entscheidungen zu treffen.
Uwe Kemmer, Director EMEA Field Engineering, Western Digital