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IT und Fachanforderungen unter einem Hut

Geschäftslogik

Der IT-Einsatz sollte über die Fachabteilungen zu positiven geschäftlichen Ergebnissen für das Unternehmen führen. In der Praxis werden die Projektziele aber selten erreicht. Eine verbindende Zwischenschicht zwischen den Fachabteilungen und der IT hilft Kostenvorteile auszuschöpfen und den Time to Market zu reduzieren.

Autor: Redaktion connect-professional • 3.11.2008 • ca. 2:30 Min

Viele IT-Projekte scheitern oder führen nur zu Teilergebnissen, weil die IT-Organisation mit den darin angesiedelten Techniken und die Fachabteilungen als geschäftliche Leistungsträger nicht miteinander harmonieren. Da sind die kulturellen Unterschiede zwischen der technischen und der Fachseite. Die IT-Organisation taucht in die technischen Details ein – und verliert sich technikverliebt allzu schnell darin. Die Fachabteilungen hingegen mit ihrem klaren betriebswirtschaftlichen Auftrag können die Verbindung zwischen den eigenen Anforderungen und die an die IT kaum beurteilen und herstellen. Außerdem fehlt ihnen meist das Verständnis für den IT-Produktionsprozess. So entsteht buchstäblich ein Missing-Link. Er kann komplette Projekte schnell in eine gefährliche geschäftliche Schieflage bringen.

Um genau das zu vermeiden, leistet eine Zwischenschicht, angesiedelt zwischen der IT und den Geschäftsprozessanforderungen der Fachabteilungen, hervorragende Dienste. Auf dieser Schicht kann die geforderte Geschäftslogik, heruntergebrochen für jede Fachabteilung, definiert und festgelegt werden. Es versteht sich von selbst, dass nicht die IT-Organisation, sondern die Fachabteilungen federführend für das Beschreiben ihrer Geschäftslogik sein müssen. Mit der Fixierung der kompletten Geschäftslogik können die konkreten funktionalen Anforderungen jeder Fachabteilung an die Informationstechnik abgeleitet werden. Dazu sollten die einzelnen fachlichen Anforderungen jedes Mitarbeiters in Form von maschinell lesbaren Vorschriften an die IT festgehalten werden. Die IT-Organisation kennt dann über alle Fachbereiche die exakten fachlichen Anforderungen.

Zuvor sollte die entwickelte Geschäftslogik, also die Summe aller Vorschriften und Geschäftsregeln, eingehend geprüft werden. Andernfalls läuft das Unternehmen Gefahr, dass mit der Realisierung die Qualität, Umsetzbarkeit und das Projektbudget leiden. Hilfreich sind in dieser Phase ein Modell und Tools, über die die Machbarkeit und Qualität der Abbildung der Vorschriften auf die IT kritisch hinterfragt werden können. Nicht nur die Erfüllung einzelner Vorschriften wird darüber evaluiert. Zusätzlich werden die Anpassungsfähigkeit und Verständlichkeit beteiligter IT-Systeme examiniert, unnötige Software- und Funktions-Redundanzen ausgeschlossen. Nach der eingehenden Prüfung kann die Qualität der Geschäftslogik insgesamt sowie für jede Fachabteilung separat eingestuft werden. Dort, wo die Qualität nicht hinreicht, zeigt das Modell auf, welche Schritte unternommen werden müssen, um das geforderte Niveau zu erreichen. Nicht hoch genug bewerten können die Projektverantwortlichen einen weitgehend herstellerneutralen Zuschnitt des Prüfmodells und der Tools. Dadurch wird vermieden, dass die Umsetzung der Geschäftslogik auf den Funktionsvorrat eines bestimmten Herstellers begrenzt bleibt. Auch zu starke Herstellerproduktbindungen werden auf diese Weise ausgeschlossen.

Steht die Geschäftslogik, kann die IT-Organisation gezielt funktionale Antworten auf wichtige Fragen geben wie: Inwieweit werden die Vorschriften durch die eingesetzte Software abgedeckt? Welche neue Software muss angeschafft, installiert und eingebunden werden, um die restlichen fachlichen Anforderungen zu erfüllen? Wo innerhalb der IT muss integriert werden, um über Applikationsketten fachbereichsüberschreitende Geschäftsprozesse in Gang zu setzen? Welche Fachabteilungen und welche Mitarbeiter darin müssen in neue Software und Abläufe geschult werden? Welche Informationen müssen den einzelnen Fachabteilungen bereitgestellt werden, damit sie bei IT-Problemen die geschäftlichen Auswirkungen ermessen und beurteilen können? Welche Prozeduren sind bereitzustellen, damit entlang der Geschäftslogik die notwendige Interaktivität und Informationsgabe zwischen Fachabteilungen sichergestellt wird?

Nicht vergessen werden sollte, im Vorfeld der Geschäftsprozessoptimierung genau zu klären, wer für welchen Teil der Geschäftslogik auf Fach- und IT-Seite verantwortlich ist. Dazu gehört auch, exakt festzulegen, wer im Sinne von Governance Anforderungen und Techniken festlegen, ändern und auditieren darf. Eine hieb- und stichfeste Geschäftslogik, einmal als Zwischenschicht etabliert und dokumentiert, hat für das Unternehmen einen weiteren Vorteil: Die Informationen aus dem Prüflauf können immer wieder für ein fortwährendes Qualitäts- und Testmanagement herangezogen werden.

Jörg Stein ist Management-

Consultant mit Schwerpunkt

Business- und Prozessanalyse

bei Logica.