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Mobile Computing

Indien will 10-Dollar-Notebook entwickeln

Man fühlt sich beinahe an die »Saubillig«-Werbekampagne einer Elektronik-Handelskette erinnert: Die 100 Dollar für einen Notebook-Rechner, die Nicholas Negroponte veranschlagt, sind Indien zu viel. Das Land will portable Computer entwickeln, die ganze 10 Dollar kosten.

Autor:Bernd Reder • 11.9.2007 • ca. 1:25 Min

Kostet mittlerweile nur noch 250 Dollar: der Classmate-PC von Intel.

Jedem Schulkind in Entwicklungsländern will Nicholas Negroponte, ehemaliger Chef der Technologieschmiede Massachusetts Institute of Technology, ein Notebook spendieren – für 100 Dollar pro Stück.

Davon ist das gemeinnützige Projekt One Laptop per Child (OLPC) allerdings noch ein Stück weit entfernt. Derzeit kostet ein OLPC-System (»XO«-Rechner) rund 170 Dollar. Erst mittelfristig, bei Produktion großer Stückzahlen, wird laut Negroponte die 100-Dollar-Schwelle erreicht.

Nun hat Indien eine neue Marke vorgegeben: 10 Dollar für einen mobilen Rechner. Nach einem Bericht der Times of India will das Ministry of Human Resource Development das Vorhaben mithilfe indischer Unternehmen und Forschungseinrichtungen umsetzen. Dazu zählt der Halbleiterhersteller Semiconductor Complex.

Allerdings liegen auch die beiden Design-Vorschläge »Made in India« noch deutlich über Plan: Ein Rechner würde derzeit an die 47 Dollar kosten. Die 10-Dollar-Marke ließe sich nur nach Anlaufen der Massenfertigung erreichen.

Intel und Microsoft wollen mit dabei sein

Mittlerweile hat auch Intel Plattformen für Billig-Notebooks angekündigt, die in Ländern der Dritten Welt verkauft werden sollen. Wie bereits gemeldet, will Intel damit Rechnern den Weg bahnen, die weniger als 300 Dollar kosten.

Zudem hat Intel mit dem Classmate PC bereits ein ähnliches System wie das XO-Notebook herausgebracht. Es ist mit einem ULV-Prozessor mit 900 MHz Taktfrequenz bestückt und arbeitet unter Linux und Windows XP. Der Preis: mittlerweile weniger als 250 Dollar.

Selbst Microsoft hat mittlerweile sein Herz für die Dritte Welt entdeckt. Der Hersteller hat angekündigt, »Windows« auf das XO-Notebook von Negroponte zu portieren. Der Hauptgrund dürfte allerdings sein, dass der Konzern nicht Linux und anderen Open-Source-Programmen das Feld überlassen möchte.

Dabei sind jedoch noch einige Hürden zu nehmen. So erfordert Windows mindestens 2 GByte Speicherplatz. Gegenwärtig ist für das OLPC-System nur 1 GByte vorgesehen. Möglicherweise wird noch ein Steckplatz für Speicherkarten integriert, sodass dann genügend Platz für Windows zur Verfügung stünde.

Außerdem bereiten einige Hardware-Komponenten des Rechners Kopfzerbrechen. Für sie müssten nach Angaben von Will Poole, dem Leiter der Market-Expansion-Group bei Microsoft, mindestens zehn spezielle Gerätetreiber programmiert werden.