Kaufkraft 2009: Einzelhandel auf der Verliererseite
Den täglichen Hiobsbotschaften zum Trotz werden die verfügbaren Einkommen im laufenden Jahr zunehmen. Aufgrund steigender Lebenshaltungskosten, profitiert der Einzelhandel jedoch kaum von dieser Entwicklung, meint die Unternehmensberatung BBE Retail Experts.

Den täglichen Unkenrufen aus dem Medien zum Trotz werden die verfügbaren Einkommen im laufenden Jahr zunehmen. Unter verfügbarem Einkommen versteht man die Nettoeinkommen aus abhängiger Arbeit, Unternehmertätigkeit und Kapitalanlagen sowie die Sozialeinkommen. Laut Prognosen der Wirtschaftsforschungsinstitute und der BBE Retail Experts Unternehmensberatung aus Köln werden sich die verfügbaren Einkommen im laufenden Jahr auf rund 1.582 Milliarden Euro belaufen, immerhin ein nominales Wachstumsplus in Höhe von 1,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr.
Pro Kopf der Bevölkerung beziffert sich das für das laufende Jahr prognostizierte verfügbare Einkommen damit auf einen Durchschnittswert in Höhe von 19.240 Euro, wobei alte und neue Bundesländer in dieser Entwicklung nahezu parallel laufen. Mit einem Plus von 1,9 Prozent übertreffen die alten Bundesländer die Entwicklung in den neuen Bundesländern mit einem Wachstum von 1,8 Prozent nur unwesentlich.
Dennoch: In Folge des Abschwungs ist von einer Verschlechterung der Lage auf dem Arbeitsmarkt auszugehen und deswegen auch mit sinkenden Bruttolöhnen zu rechnen. Die Gründe für den Anstieg des verfügbaren Einkommens der Haushalte sind im laufenden Jahr also ausschließlich auf staatliche Maßnahmen zurückzuführen: Rückkehr zur alten Pendlerpauschale, Anhebung des Grundfreibetrags bei der Einkommenssteuer und Steuersenkungen zum Jahresanfang 2009.
Einzelhandel verliert trotz steigender private Ausgaben
Angesichts der Konjunkturpakete der Bundesregierung mit Bestandteilen wie der Abwrackprämie werden die Verbraucher nach Einschätzung der Institute ihren Konsum in diesem Jahr nicht einschränken. Die privaten Ausgaben werden sich demnach sogar um 1,4 Prozent auf insgesamt 1,350 Billionen Euro erhöhen. Demgegenüber wird sich die Sparquote voraussichtlich um 0,4 Prozent-Punkte auf 11 Prozent verringern.
Allerdings kann der Einzelhandel nur bedingt daran partizipieren, denn die strukturellen Verschiebungen in den einzelnen Ausgabenbereichen des Privaten Verbrauchs setzen sich anhaltend fort. Während sich die Ausgabenanteile für Wohnung, Wasser, Strom, Gas etc. (einschl. Mietwert der Eigentümerwohnungen) auf 24,8 Prozent nach wie vor erhöhen, werden sich gleichzeitig die Ausgabenanteile für den Einzelhandel weiter reduzieren. Dazu tragen auch die Notwendigkeit einer verstärkten privaten Altersvorsorge sowie die steigenden Kosten in der Gesundheitsversorgung bei.
Der Einzelhandel wird im laufenden Jahr nur noch einen Anteil von 29,2 Prozent am gesamten Privaten Verbrauch behaupten können. Allein gegenüber dem Jahr 2000 bedeutet dies einen relativen Anteilsverlust von 4,1 Prozent-Punkten.