Mobile E-Mail-Lösungen: Blackberry and more
Mobile E-Mail-Lösungen: Blackberry and more. Blackberry ist fast zum Synonym für mobile E-Mail-Zugriffe geworden. Immer mehr Handyhersteller statten ihre Smartphones mit der E-Mail-Push-Funktionalität des kanadischen Herstellers RIM oder eines Konkurrenten aus. Denn inzwischen gibt es ähnliche Lösungen von anderen Anbietern, die mehr können als nur E-Mails weiterschieben.
Mobile E-Mail-Lösungen: Blackberry and more
Allein im vergangenen Jahr setzte der kanadische Hersteller Research in Motion (RIM) 2,2 Millionen Geräte weltweit ab und rückte damit laut dem Marktforschungsinstitut Gartner weltweit auf Platz drei der PDA-Anbieter hinter Palm One und Hewlett-Packard. Der Ende der neunziger Jahre entwickelte Blackberry war das erste Gerät mit der E-Mail-Push-Technologie. Dabei wird die elektronische Post des eigenen E-Mail-Kontos automatisch an das Handy weitergeleitet, ohne dass der Nutzer sich ins Internet einwählen muss. Zwar verfügen inzwischen viele Handys oder Smartphones über einen mobilen Internetzugang und E-Mail-Funktion. Dabei müssen die Nutzer ihre E-Mails allerdings selbst abholen, das heißt ihr Postfach manuell auf neue E-Mails überprüfen. Bei der RIM-Technologie können bis zu zehn verschiedene E-Mail-Konten, wie POP3, IMAP4, AOL, MSN oder Lotus iNotes, angebunden werden, um die Nachrichten direkt an das Mobilgerät zu schicken. Weil die RIM-Technik die Nachrichten extrem komprimiert, werden auch Anhänge in den gängigsten Formaten, wie Word-, Excel-, Powerpoint- oder PDF-Dateien, mit verschoben und können auf dem Mobilgerät betrachtet werden.
RIM bietet die Blackberry-Plattformen für Unternehmen und für Privatuser an. Bei Unternehmenslösungen für mehrere Mitarbeiter muss die Blackberry Enterprise Server Software auf dem Firmenserver hinter der Firewall installiert werden. Die Software kann außerdem mit Microsoft Exchange und IBM Lotus Domino verbunden werden und ermöglicht die drahtlose Synchronisation der E-Mails und des Kalenders mit End-to-End Triple DES-Verschlüsselung mit dem Handheld. Die Software legt Kopien der Mails an, verschlüsselt und komprimiert die Daten, die dann über eines der drei Netzwerk-Management-Center von RIM in den USA, Europa oder Asien, weitergeleitet werden. »Das ist im Prinzip nichts anderes, als wenn E-Mails über das Netz verschickt werden«, erklärt Ulf Baltin, Director Emerging Markets RIM. »Die Nachrichten werden verschlüsselt weitergeleitet und in den RIM-Zentren nicht gespeichert.«
Um den »Push«-Dienst nutzen zu können, ist aber vor allem ein Blackberry-kompatibles Gerät nötig. Noch bis vergangenes Jahr standen dafür fast nur die RIM-Geräte zur Verfügung. Inzwischen hat aber auch eine Reihe von Handyherstellern Lizenzverträge mit RIM abgeschlossen und erste Smartphones mit Blackberry-Funktionalität im Angebot. »Blackberry Connect-Partnerschaften« existieren mit Nokia, HTC, Sony Ericsson, Motorola, Siemens und Samsung. Das erste Blackberry Connect-Gerät war das Nokia-Smartphone 6822. Ende letzten Jahres brachte Siemens das Business-Smartphone SK65 mit Blackberry-Built-In-Technologie auf den Markt. Für seine Smartphones MDA II und III stellt T-Mobile auf seiner Homepage kostenlos die benötigte Software zum Download zur Verfügung. Auch das Sony Ericsson Smartphone P910i lässt sich per Download eines RIM-Softwarepakets mit dem Blackberry-Push-Dienst ausstatten. Angekündigt ist die Blackberry-Funktion auch für XDA II von O2, Sony Ericsson P910, die Motorola-Geräte MPx und MPx220 sowie weitere Geräte der Nokia-Serie 80.
Aber auch die RIM-Geräte haben sich inzwischen den Wünschen der Kunden und der Smartphone-Optik angepasst. Die Blackberrys der aktuellen 7100er Serie sind schlanker und leichter als ihre Vorgänger und verfügen über ein großes, hochauflösendes Farbdisplay. Mit der BlackBerry 7100-Serie wird erstmals auch RIMs neue Tastatur-Technologie SureType vorgestellt, welche die Eigenschaften einer Handy-Tastatur mit denen eines QWERTZ-Keyboards in einer Tastatur vereint. Dafür fehlen einige Features, die inzwischen bei Smartphones zur Grundausstattung gehören, wie etwa eine integrierte Digicam oder MMS. Die RIM-Geräte werden in Deutschland ausschließlich über die Netzbetreiber vertrieben. Sie unterhalten auch Partnerschaften mit Systemhäuser und ISVs, die mobile Unternehmenslösungen für Blackberry entwickelt haben. Inzwischen hat sich eine Reihe von Systemhäusern, wie beispielsweise ISEC7 oder Dymacon Business Solutions, auf solche Lösungen spezialisiert.
Der Software-Entwickler Palm Source hat die RIM-Technologie für das Palm-Betriebssystem lizenziert. Hersteller von Palm OS-Smartphones können deshalb die Geräte auch mit der E-Mail-Push-Funktion ausstatten. Hardwarehersteller Palm One arbeitet jedoch auch mit anderen Softwareentwicklern zusammen, die ähnliche Lösungen anbieten. »Die Welt hat verstanden, dass nicht nur Blackberry E-Mail-Push anbietet«, erklärt Martin Börner, Territory Sales Manager Central and Eastern Europe bei Palm One. »Wir stellen eine Vielzahl von Push-Diensten auf unserer Plattform zur Verfügung.« Keines der aktuellen Palm One-Smartphones besitzt allerdings echte E-Mail-Push-Funktion. »Treo 650« verfügt mit Microsoft ActiveSync lediglich über einen »automatisierten Pull-Dienst«, der in vom Nutzer eingestellten Intervallen Organizerdaten und E-Mails mit dem PC synchronisiert. Vorgänger »Treo 600« ist lediglich mit dem hauseigenen E-Mail-System ausgestattet und kann nur nach Installation eines VPN-Clients auf ein Firmennetz und die eigenen E-Mails zugreifen. Börner ist aber überzeugt, dass sich langfristig die Smartphones, die mehr können, gegen Blackberry durchsetzen werden: »Blackberry bietet hauptsächlich E-Mail an, aber er kann eben nicht viel mehr.« Smartphones erlauben dagegen eine Vielzahl von Applikationen, wie Navigation, Zugriff auf Firmendaten, bis hin zu branchenspezifischen Lösungen.«
Auch Handyhersteller Nokia setzt auf RIM-Alternativen. Die aktuellen Nokia Communicator 9500 und 9300 sind mit E-Mail- und Organizer-Push-Funktion des Berliner Softwareherstellers space2go ausgestattet, die E-Mails, aber auch Kalendereinträge, Adressen und Aufgabenlisten weiterleitet. Beide Geräte sollen demnächst aber auch mit der Blackberry-Lösung angeboten werden.
Die E-Mail-Push-Funktion gehört zu den gefragtesten Applikationen für Smartphones, bestätigt auch Ralf Loos, Leiter der Smartphone-Division beim TK-Distributor Dangaard. Trotz des immensen Erfolgs des Blackberry, glaubt auch Loos, dass sich langfristig die immer beliebteren Smartphones mit integrierten E-Mail-Push-Lösungen, wie Siemens SK 65, durchsetzen: »User wollen nicht mehrere Geräte mit sich herumschleppen, sondern Kombigeräte, die alle Funktionen vereinen.« Und auch die E-Mail-Lösung muss nicht zwangsläufig von RIM kommen. Vor allem Unternehmenskunden suchen aus Sicherheitsgründen nach einer RIM-Alternative, bei der der E-Mail-Verkehr über einen firmeneigenen Server abgewickelt wird, bestätigt Loos. Dangaard hat auf den Trend schon reagiert und vor kurzem ein Joint Venture mit der schwedischen DAT Group gegründet. Der Software-Anbieter hat eine mobile Messaging-Lösung entwickelt, die unter anderem einen E-Mail-Push-Dienst ähnlich RIM enthält, aber mit dem Vorteil, dass der Kunde den Dienst über einen eigenen Inhouse-Server laufen lassen kann.
Die Konkurrenz schläft nicht
Ähnliche Lösungen wie Blackberry offerieren auch Konkurrenten wie Space2go oder Smartner. Der europäische Anbieter wurde vor kurzem vom US-Konkurrenten Seven übernommen, der damit seine Position auf dem Markt für mobile E-Mail-Lösungen weiter ausgebaut hat. Mit Smartner hat Seven nach eigenen Angaben einen Kundenstamm von 45 Netzbetreibern, die über 360 Millionen Mobilfunkabonnenten adressieren. Außerdem hat das Unternehmen Lizenzabkommen mit den fünf führenden Handy-Herstellern abgeschlossen.
Eine E-Mail-Push-Lösung enthält auch die »OneBridge«-Plattform von Extended Systems. Die Komplettlösung »OneBridge Mobile Groupware« macht nicht nur Groupware-Daten und E-Mails auf Mobilgeräten zugänglich. Mit der Middleware kann auch mobil auf Unternehmenssysteme wie CRM, ERP, SFA, Mainframes und andere Datenbanken zugegriffen werden. Außerdem lassen sich Handhelds und Daten zentral verwalten. Mit der Lösung können Unternehmen beispielsweise ihre mobilen Mitarbeiter in zeit- und geschäftskritische Prozesse integrieren. Die Produkte von Extended Systems sind fast ausschließlich bei Unternehmen im Einsatz und die Nachfrage steigt auch dank Blackberry stetig. »Blackberry hat das Thema mobile E-Mail-Lösungen extrem gepusht«, bestätigt Bernhard Hinderer, Geschäftsführer Extended Systems. »Auch deshalb ist für uns der Einstieg bei Kunden heute wesentlich leichter.« Extended Systems vertreibt seine mobilen Lösungen im deutschsprachigen Raum fast ausschließlich über rund 50 Partner. »Früher waren das vorwiegend ISVs, heute sind unsere Partner vor allem VARs und Systemintegratoren«, so Hinderer.
Der Erfolg von Blackberry hat auch Microsoft hellhörig gemacht. Der Softwareriese will die nächste Version seines Betriebssystems Windows Mobile ebenfalls mit einer E-Mail-Push-Funktion ausstatten.
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INFO
Ausgewählte Anbieter von E-Mail-Push-Diensten
Extended Systems GmbH
www.extendedsystems.de
Research In Motion
www.rim.com
Seven
www.seven.com
Siemens AG
www.siemens.de
Smartner
www.smartner.com
Space2go.com GmbH & Co. KG
www.space2go.com