Generationswechsel bei Layer-Grosshandel

Nachfolge weitergedacht: Die Layer-Formel für den Mittelstand

27. Februar 2025, 7:30 Uhr | Diana Künstler
Patrick Layer, Geschäftsführer von Layer-Grosshandel: „Tradition und Innovation schließen sich nicht aus. Gerade im Mittelstand brauchen wir digitale Lösungen, um langfristig wettbewerbsfähig zu bleiben.“
© Layer-Grosshandel

Eine etablierte Firma zu übernehmen, ist eine Herausforderung. Doch es bietet auch Chancen. Patrick Layer erklärt, wie er mit seinem Bruder den Generationswechsel bei Layer-Grosshandel mithilfe digitaler Innovationen meistern möchte, während die Werte des Familienunternehmens bewahrt werden sollen.

Der Generationswechsel ist für viele mittelständische Familienunternehmen eine kritische Phase. Laut einer Analyse der Wirtschaftsauskunftei Creditreform sind rund 39 Prozent dieser Betriebe potenziell übergabereif1, da ihre Inhaber älter als 60 Jahre sind. Eine Studie der KfW-Bankengruppe konkretisiert diese Einschätzung: Bis Ende 2025 suchen rund 215.000 Unternehmen eine Nachfolgelösung2. Doch für viele von ihnen gestaltet sich das schwierig. Der demografische Wandel und veränderte Arbeitsmentalitäten erschweren die Suche nach geeigneten Nachfolgern. Nichtsdestotrotz bietet der Wechsel auch Chancen, insbesondere dann, wenn eine strategische Neuausrichtung erfolgt. Patrick und David Layer, die gemeinsam die Leitung der Layer-Grosshandel GmbH & Co. KG von ihrem Vater übernommen haben, zeigen, wie sich Tradition und Innovation sinnvoll verbinden lassen.

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Professioneller Fachhändler für das regionale Handwerk

Gegründet wurde Layer-Grosshandel 1987 von Jürgen Layer in Tettnang-Bürgermoos im Bodenseekreis mit dem Ziel, dem Handwerk in der Region einen professionellen Fachhändler zur Seite zu stellen. Heute umfasst das Unternehmen neben dem Stammsitz in Tettnang sechs weitere Filialen in Süddeutschland sowie eine Niederlassung bei Berlin. Das Sortiment erstreckt sich über mehr als 60.000 Artikel in den Bereichen Werkzeuge, Maschinen, Beschläge, Verbindungstechnik, Installationsmaterial, Grobeisen, technische Leuchten und Arbeitsbekleidung. Das mittelständische Unternehmen ging schon früh mit der Zeit: Bereits 1998 präsentierte sich Layer-Grosshandel mit einem ersten Onlinekatalog im Internet und bot Schulungen für Kunden an. Mittlerweile arbeiten insgesamt 330 Beschäftigte für das Unternehmen. Der Gesamtumsatz lag im Jahr 2022 bei 77,5 Millionen Euro.

Ein zentraler Aspekt des Layer-Geschäftsmodells ist der sogenannte „Produktionsverbindungshandel“. Patrick Layer beschreibt das für Außenstehende wie folgt: „Wir sind kein Baumarkt, sondern arbeiten mit Unternehmen zusammen, die professionelle Lösungen im Handwerk oder Industrie benötigen. Ob kleine Zimmereien, große Holzbauunternehmen oder Automobilzulieferer – wir bieten Produkte, die genau auf die Prozesse unserer Kunden abgestimmt sind. Unser Ziel ist es, mit optimalem Service, Logistik und digitaler Integration die Beschaffung so effizient wie möglich zu gestalten.“ Diese enge Verbindung zwischen Industrie und Handel unterscheide Layer-Grosshandel von klassischen Einzelhändlern und erfordere ein hohes Maß an Fachwissen sowie individuelle Beratung.

Von der Start-up-Welt ins Familienunternehmen

Patrick Layer, Layer-Grosshandel
„Die größte Herausforderung? Bestehende Strukturen respektieren, aber gleichzeitig den Mut haben, neue Wege zu gehen“, sagt Patrick Layer.
© Layer-Grosshandel

Dass Patrick Layer einmal die Unternehmensnachfolge antreten würde, war zunächst alles andere als beschlossene Sache. Er strebte einen anderen Karriereweg an: Nach einem interdisziplinären Wirtschaftsstudium mit internationalen Stationen in China, den USA und den Niederlanden arbeitete er in der Beratungsbranche und in wachsenden Start-ups, vorwiegend mit Fokus digitale Unternehmensstrategie und E-Commerce. Er war einer der ersten Mitarbeiter des innovativen Bierbrau-Start-ups MiniBrew in Holland und baute digitale Strategien für Unternehmen wie TomTom oder die Calvin-Klein-Mutter PVH auf. „Ich war gewohnt, pragmatisch zu denken und Dinge schnell umzusetzen“, sagt der 33-Jährige im Interview mit connect professional mit Blick auf seine Arbeitsweise in der Start-up-Welt. Diese Herangehensweise bringe er nun gemeinsam mit seinem Bruder David Layer in das Familienunternehmen ein. David Layer ist bereits seit 2016 im Unternehmen tätig und seit 2019 Teil der Geschäftsleitung. 2023 wechselte der Vater und Gründer Jürgen Layer schließlich in den Beirat des Familienunternehmens und Patrick Layer trat in die Unternehmensführung ein3. „Ich wollte etwas Eigenes aufbauen, langfristig gestalten und dennoch meine Freiheit behalten. Das passte perfekt“, erinnert sich Patrick Layer daran, wie er den Entschluss dazu fasste, schließlich doch in das Familienunternehmen einzusteigen.

Schwierige Rahmenbedingungen

Der Zeitpunkt für den Einstieg ins Familienunternehmen war und ist immer noch kein einfacher: In der Baubranche, in der Layer tätig ist, sind die Rahmenbedingungen seit einigen Jahren herausfordernd. Materialpreise schwanken stark, insbesondere Holz, Metall und Baustoffe, was sowohl Beschaffung als auch Kalkulation erschwert. Der Wohnungsbau stagniert, da hohe Zinsen und gestiegene Baukosten Investitionen bremsen. Zugleich steigen regulatorische Anforderungen, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit und Lieferketten-Transparenz. Unternehmen müssen Nachhaltigkeitsberichte erstellen und strenge Dokumentationspflichten erfüllen, was besonders für mittelständische Betriebe eine erhebliche Herausforderung darstellt. Hinzu kommt die Konsolidierung des Produktionsverbindungshandels. „Laut einer internen Erhebung eines Einkaufsverbands könnte innerhalb der nächsten vier Jahre bis zu 50 Prozent der Fachhändler in diesem Bereich vom Markt verschwinden“, erklärt Patrick Layer. Viele Unternehmen stünden unter immensem Druck. Die Herausforderungen reichten von fehlender Nachfolge über steigende Investitionskosten bis hin zur wachsenden Dominanz von Online-Riesen. „Wer sich nicht anpasst, läuft Gefahr, vom Markt verdrängt zu werden“, gibt Layer zu bedenken. Diese Entwicklung führe dazu, dass sich kleinere Händler oft größeren Einkaufsgruppen anschließen würden oder aufgeben müssten.

Digitalisierung als strategisches Ziel

Um die Führung des Unternehmens effizient zu gestalten, haben sich die Brüder klar abgegrenzte Verantwortungsbereiche zugewiesen. David Layer konzentriert sich auf die operativen Abläufe, insbesondere in den Bereichen Einkauf, Logistik, Finanzen und Personal. Durch seine langjährige Tätigkeit im Unternehmen bringt er tiefgehendes Wissen über die internen Prozesse und das Tagesgeschäft mit. Patrick Layer hingegen verantwortet strategische Themen wie Digitalisierung, E-Commerce, Vertrieb, Marketing und IT. Seine Erfahrung aus der Start-up- und Tech-Welt hilft dabei, moderne Geschäftsmodelle und digitale Innovationen in das Unternehmen zu integrieren. Beide Brüder arbeiten eng zusammen, tauschen sich regelmäßig aus und entwickeln die langfristige Strategie von Layer-Grosshandel gemeinsam weiter.

Eine der zentralen Veränderungen, die Patrick Layer im Unternehmen vorantreibt, ist die Digitalisierung. „In der Konsumwelt ist es selbstverständlich, dass Bestellungen und Retouren einfach online abgewickelt werden können. Im B2B-Sektor gibt es hier noch große Lücken“, erklärt er. Sein Ziel ist es, die digitale Customer Journey so nahtlos wie möglich zu gestalten und gleichzeitig interne Prozesse zu optimieren. Eine besondere Rolle spielen dabei Schnittstellen zu Lieferanten, um Bestände effizient zu verwalten und Kunden präzise Lieferzeiten zu nennen. Neben der Optimierung des Bestellprozesses plant Layer, den Kundenservice durch personalisierte Beratung und digitale Assistenten weiter zu verbessern. „Wir müssen den Spagat zwischen persönlicher Betreuung und digitalen Lösungen meistern, um den modernen Anforderungen gerecht zu werden.“

„Eine offene Bürotür ersetzt sich nicht durch Microsoft Teams – das muss man bei der Führung aus der Distanz bedenken.“

Doch der junge Geschäftsführer sieht nicht nur technische Herausforderungen. Auch der Führungsstil hat sich mit dem Generationswechsel verändert. „Mein Bruder und ich sind sehr unterschiedlich. Während er stark im Tagesgeschäft ist, bin ich eher strategisch ausgerichtet.“ Ein weiteres Thema ist die Mitarbeiterführung. Layer arbeitet oft remote aus den Niederlanden, was für langjährige Mitarbeiter ungewohnt ist. „Eine offene Bürotür ersetzt sich nicht durch Microsoft Teams. Manche Kollegen müssen sich erst daran gewöhnen, mich nicht einfach im Vorbeigehen ansprechen zu können.“ Besonders herausfordernd sei der Balanceakt zwischen neuen Ideen und bestehenden Strukturen. „Veränderungen müssen gezielt umgesetzt werden, ohne die Belegschaft zu überfordern. Wir setzen auf eine schrittweise Transformation und fördern interne Schulungen, um digitale Kompetenz im Unternehmen auszubauen.“

Familienunternehmen: Ein Erfolgsmodell mit Zukunft?

Trotz aller Herausforderungen und auch Entwicklungen am Markt sieht Patrick Layer Familienunternehmen im Vorteil. „Wir sind keine Nummern, sondern Menschen. Wir arbeiten langfristig mit unseren Kunden und Lieferanten zusammen und setzen auf Partnerschaft.“ Diese Haltung, gepaart mit einer gezielten strategischen Weiterentwicklung, soll Layer-Grosshandel in eine sichere Zukunft führen. „Wir wollen uns als digital aufgestelltes, serviceorientiertes Unternehmen positionieren und den Wandel aktiv mitgestalten.“

Patrick Layers Empfehlung an andere junge Unternehmer, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen: „Sammelt Erfahrungen außerhalb des Familienunternehmens. Seht andere Industrien, erlebt unterschiedliche Führungsstile. Und wenn ihr den Schritt wagt: Plant den Übergang bewusst und sorgt dafür, dass alle Beteiligten mitziehen.“

1 https://www.creditreform.de/aktuelles-wissen/pressemeldungen-fachbeitraege/news-details/show/145500-uebergabereife-unternehmen-im-mittelstand
2 https://www.sage.com/de-de/blog/generationenwechsel-im-mittelstand-nachfolge-2025/
3 https://shop.layer-grosshandel.de/generationswechsel.html


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