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Wireless LANs als Navigationshilfe

WLAN weist den Weg

Funknetze bieten nicht nur einen bequemen Zugang ins Internet. Sie helfen auch Fußgängern, zuverlässig durch Innenstädte oder Gebäude zu navigieren. Wie das funktioniert, zeigen Fraunhofer-Forscher und Partnerfirmen in Nürnberg.

Autor:Bernd Reder • 14.1.2008 • ca. 2:00 Min

Das System des Fraunhofer-Instituts ILS nutztWLANs und Smartphones mit Wireless-LAN-Adapter, um die Postition zu ermitteln.

Sich in fremden Städten zu orientieren, ist oft ein Problem. Wo finde ich das nächste italienische Restaurant? Gibt es in der Nähe eine Apotheke? Wie kann ich ein Taxi rufen, wenn ich nicht genau weiß, in welcher Straße ich bin?

Unterstützung bietet ein neues System, welches das Fraunhofer-Institut für Integrierte Schaltungen (ILS) in Erlangen zusammen mit Partnerfirmen entwickelt. Mit ihm ist die selbstständige WLAN-Lokalisierung per PDA oder Smartphone möglich.

Das Ortungssystem erkennt automatisch, wo sich der Nutzer befindet. Zusatzdienste können dann weitere Informationen liefern, etwa über Restaurants und Apotheken in der Nähe, oder sie bestellen auf Wunsch ein Taxi zum Standort.

GPS zu ungenau

Die Forscher des ILS setzen auf WLAN-Technik, weil das GPS (Global Positioning System) zu ungenau arbeitet, um Fußgänger durch Innenstädte, Gebäude oder U-Bahnbereiche zu navigieren. »Wir machen uns zunutze, dass viele Städte bereits mit WLAN-Netzen ausgestattet sind, und dass immer mehr Handys WLAN-fähig sind«, erläutert Jürgen Hupp, Leiter der Abteilung Kommunikationsnetze am IIS.

Beispiel Nürnberg: Dort befinden sich im Innenstadtbereich durchschnittlich 2000 WLAN-Access-Points pro Quadratkilometer. »Das ermöglicht in Gebäuden eine Ortung mit einer mittleren Genauigkeit von drei Metern und draußen von sieben bis zehn Metern«, erklärt Hupp.

Jede Position in einer Stadt oder einem Gebäude lässt sich über die empfangenen Signalstärken mehrerer WLAN-Basisstationen eindeutig kennzeichnen. Daher werden zunächst an verschiedenen Referenzpunkten Messwerte aufgenommen.

Diese Informationen sind auf einem zentralen Server hinterlegt und können auf mobilen Endgeräten zusammen mit dem Plan der Stadt oder der öffentlichen Einrichtung heruntergeladen werden. Für die kontinuierliche Ortsbestimmung benötigt der Nutzer dann noch eine Software auf seinem PDA oder Smartphone. Dieser Lokalisierungsalgorithmus berechnet selbstständig die aktuelle Position.

Kein Tracking des Benutzers möglich

»Durch den autarken Ansatz ist die Ortsinformation nur auf dem Endgerät verfügbar. Der Nutzer kann also nicht von außen lokalisiert werden«, betont Hupp. Das System berücksichtigt sowohl kommerzielle Hot-Spots als auch private WLAN-Sender. Es arbeitet jedoch ohne Anmeldung und Zugriff auf das Datennetz.

Der Nutzer kann frei entscheiden, ob er die Lokalisierung nur zur eigenen Orientierung einsetzt oder weitere Serviceangebote wie etwa den Taxiruf oder den Apothekenfinder nutzt.

Praxistest ab Mitte Januar in Nürnberg

Um das System in der Praxis zu testen, stellt das IIS in Nürnberg die Technologie zur Lokalisierung auf einer Fläche von 25 Quadratkilometern zur Verfügung. Ein Konsortium entwickelt ortsabhängige Dienste entwickelt und testet diese unter realen Bedingungen.

Dem Konsortium gehören derzeit Müller Medien mit seinen Tochterunternehmen IT2media, Map and Route an, außerdem T-Systems, Gaschba, der Cruso AG und der VAG Verkehrs-Aktiengesellschaft.

»Die Ergebnisse des großflächigen Tests sollen als Grundlage für eine angestrebte Standardisierung der Schnittstellen zur WLAN-Lokalisierung und für lokale Services dienen«, nennt Hupp ein Ziel des Projekts.

Die autarke WLAN-Lokalisierung ist auch auf der CeBIT in Hannover zu sehen Dort informieren Forscher auf dem Fraunhofer-Stand in Halle 9, Stand B36, über die Technologie und ihre Einsatzmöglichkeiten.