Vivek Kundra wird erster CIO einer US-Administration
US-Präsident Barack Obama hat Vivek Kundra zum ersten CIO des Weißen Hauses berufen. Kundra war bislang CTO der US-Landeshauptstadt Washington. Er hat in dieser Funktion vor allem eine Reihe an Web-2.0-Tools eingeführt. Er ist in der US-IT-Szene bekannt für seine alljährlichen Besuche bei den Forschungslabors von Google, Apple und Cisco.
Vivek Kundra ist der erste CIO einer US-Regierung. Diese Position ist nicht zu verwechseln mit
dem von Obama angekündigte Posten eines CTO – der ist noch immer nicht benannt.
Offiziell ist Kundra für die strategische Planung und den Ausbau der Informationstechnik auf
Bundesebene verantwortlich, dazu gehört auch eine Beaufsichtigung der gesamten Technologie-Ausgaben
der Regierung. Immerhin belaufen sich die gesamten IT-Ausgaben der US-Regierung auf 71 Milliarden
Dollar.
Die Stellenbeschreibung und der Etat hören sich nach weitreichenden Kompetenzen an – bieten sie
aber nicht. Im Gegensatz zu einem "normalen" CIO hat Kundra kein Rechenzentrum, keine
entsprechenden Mitarbeiter und auch kein solches Budget. Alle Rechenzentren der US-Regierung
gehören den jeweiligen Ministerien oder Behörden und werden auch ausschließlich aus deren Budgets
finanziert. Folglich ernennen und entlassen die Ministerien auch ihre CIOs nach eigenen
Maßstäben.
Kundras Aufgabe ist also eher die Koordinieren oder Ministerien-übergreifende
System-Architekturen und Projekte anzustoßen.
Obama weiß natürlich um diese Problematik, und so lautet seine Arbeitsanweisung an Kundra
salomonisch: "Ich erwarte, dass er dafür sorgt, dass Amerikas Innovationsgeist und unsere
Technik-Power die Regierung leistungsfähiger macht und gleichzeitig die Kosten sinken." Zumindest
im letzten Punkt gibt es also Parallelen mit den gegenwärtigen Vorgaben der CEOs an ihre CIOs.
Erste Stellungnahmen seitens der amerikanischen IT-Industrie über Obamas Wahl sind weitgehend
positiv. "Die Trennung von CIO und CTO macht sehr viel Sinn und Kundra ist genau der richtige für
den CIO-Posten", sagt Mark Bohannon, Sprecher der Software & Information Industry Association
(SIIA). Auch aus seiner bisherigen Umgebung gibt es Lob: "Er ist charismatisch und smart", sagt
Steve Moore über Kundra. Moore ist Chef des Wirtschaftsförderungs-Verbandes der
Landeshauptstadt.
Kundra gilt als ebenso Blackberry-süchtig wie sein Präsident Obama. Doch das reicht ihm noch
nicht, so hat er stets auch noch zusätzlich ein iPhone dabei.
In der Landeshauptstadt wurde er vor allem durch seine unkonventionellen Management-Methoden
bekannt. So rief er die dortigen Software-Entwickler dazu auf "Apps for Democracy" zu
programmieren. Innerhalb von nur 30 Tagen wurden ihm 47 Anwendungen zur Verfügung gestellt, von
denen er meint, dass der Beschaffungswert dieser Programme in die Millionen gegangen wäre. "Es
hätte uns nicht nur viel Geld sondern auch einige Jahre gekostet, wenn wir die Entwicklungen dieser
Anwendungen ausgeschrieben hätten", war damals sein Kommentar.
Harald Weiss/CZ