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Neues Modul der TCX-Software zur Desktop-Virtualisierung sowie Highend-TC-Baureihe

Wyse will Lücke zwischen TCs und PCs schließen

Der Thin-Client-(TC-)Hersteller Wyse entwickelt sich immer deutlicher zum Anbieter umfassender Desktop-Virtualisierungslösungen. Dies zeigte sich insbesondere zur Vmworld, als Wyse seine Softwaresuite für die RDP/ICA-Optimierung namens TCX in Teilen an Vmware als Lizenznehmer weitergab - was immerhin bedeutet, dass TCX-Funktionlität, wenngleich mit Zeitverzug, auch auf konkurrierenden TC-Lösungen Einzug halten wird.

Autor: Redaktion connect-professional • 23.11.2008 • ca. 3:50 Min

Diese TCX-Suite hat Wyse nun mit TCX Rich Sound 1.0 um einen zusätzlichen Baustein erweitert.
Zur TCX-Familie zählen zudem USB Virtualizer 2.0, Multi-Display 1.2 und Multimedia 3.0. Zeitgleich
hat der Anbieter eine neue Highend-TC-Baureihe aus Windows-XPe- und Suse-Linux-Modellen
vorgestellt.

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Die TCX-Software zielt darauf ab, in der Wahrnehmung des Endanwenders das Arbeiten am Thin
Client dem mit einem PC möglichst anzunähern. Entsprechend umfasst die Softwarereihe Lösungen für
die Beschleunigung von Multimediainhalten, die Verbesserung der Audioübertragung, die Umleitung von
USB-Anschlüssen und die Nutzung mehrerer Displays am TC. Die Lösungen optimieren laut Wyse die
Anbindung an Serverfarmen sowohl via Microsoft RDP als auch über Citrix ICA und eignen sich damit
für Virtual-Desktop-Umgebungen von Citrix (Xendesktop), Vmware (Virtual Desktop Infrastructure,
VDI, künftig View) und Microsoft (Microsoft VDI).

Bei diesen Optimierungen will Wyse möglichst vermeiden, die Serverfarmen und
Netzwerkverbindungen unnötig zu belasten. Dazu delegiert TCX manche Aufgaben wie zum Beispiel das
Multimedia-Rendering an den TC – der nun entsprechend leistungsstark sein muss.

"Die Verbesserung des Benutzerkomforts kann einen beträchtlichen Nachteil haben", so Jeff
McNaught, Chief Marketing Officer bei Wyse, zu den Problemen in VDI-Szenarien. "Oft werden zur
Verarbeitung der umfangreichen Datenmengen immer größere Rechenzentren erforderlich. Wyse hat diese
Entwicklung bereits vor Jahren erkannt und die Collaborative Processing Architecture (CPA)
entwickelt, mit der die Arbeitslast intelligent auf die Server und Clients verteilt wird."

Im Gegensatz zu anderen Spezialprotokollen für Server-based Computing (SBC) und VDI wie
Teradicis PC-over-IP oder HPs RGS will Wyse ICA oder RDP aber nicht ersetzen, sondern die beiden
Basisprotokolle lediglich erweitern. Dies ist sinnvoll, da auf diese Weise die Anwenderunternehmen
nicht von den Entwicklungen der dominierenden SBC-/VDI-Player abgekoppelt werden, die heute
allesamt ebenfalls an Beschleunigungs- und Optimierungsmechanismen für ihre
Remote-Desktop-Protokolle arbeiten (Citrix im Projekt Apollo, Microsoft im Nachfeld des
Calista-Zukaufs).

Zu den TCX-Bausteinen gehören nun:

Die neue Software TCX Rich Sound 1.0 bietet bidirektionales Audio für VDI und SBC über
RDPVerbindungen (ICA ist bereits für bidirektionales Audio ausgelegt). Audioinhalte lassen sich
laut Wyse ohne Qualitätseinbußen senden und empfangen. Somit können Anwender nun per TC und
USBHeadset auch IPSoftphones und Unified Communications im Rahmen eines virtuellen Desktops mit
Windows XP Pro nutzen.

TCX USB Virtualizer 2.0 erkennt lokal an TCs angeschlossene USBGeräte in einer VDI-Umgebung.
Peripherie lässt sich laut Wyse per USB-Redirection genau so benutzen, als wäre sie an einen
lokalen PC angeschlossen. Zu den unterstützten Geräten gehören Drucker, Scanner, Speichergeräte,
Palms, Blackberrys, Pocket-PC-Handhelds, Webcams und Audio-Headsets mit USBAnschluss. Die
Richtlinien, welche Benutzer welche USB-Geräte verwenden dürfen, legt der Administrator, getreu dem
SBC-Grundsatz zentralisierter Client-Verwaltung, bis zur Produkt- oder Hersteller-ID fest.

TCX Multi-Display 1.2 erkennt zusätzliche an TCs angeschlossene Monitore. Fehlende Erkennung
unterschiedlicher Monitore ist laut Wyse besonders im Finanzdienstleistungsbereich oder in Call
Centern ein großer Nachteil. Mit TCX sollen sich nun Anwendungen auf bis zu vier Displays öffnen
lassen.

Die TCX-Multimediakomponente hatte Wyse schon vor einiger Zeit in der aktuellen Version 3.0
vorgestellt. Die neuen Anwendungen sollen ab Mitte Dezember 2008 verfügbar sein. Sie werden mit
Einzellizenzen für Wyse-TCs angeboten.

Sein Portfolio hat der Thin-Computing-Spezialist auch auf der Hardwareseite erweitert – und zwar
noch oben hin, sollen doch die Thin Clients gemäß CPA-Konzept mehr Aufgaben übernehmen. Die neue "R"
-Produktlinie umfasst drei Leistungsstufen: Der R50LE und der R90LE basieren auf einem
AMD-Sempron-Prozessor und einem AMD-ATI-6990E-Chipsatz mit Multi-Display-Support und bieten damit
laut Wyse "mehr Rechenleistung als jeder andere Thin Client". Ebenfalls neu sind die Modelle R50L
und R90L mit Multimedia-Verarbeitung, Bluetooth und integrierter WiFi-Option.

Die Modelle R50LE (mit Suse Linux Enterprise) und R90LE (mit Windows XP Embedded) bieten
PCI-Express-Slots und unterstützen laut Hersteller Windows-7Level-Grafik, um sich auch für
Knowledge-Worker etwa im Gesundheitswesen, dem Finanzdienstleistungssektor oder im
Multimedia-Bereich zu eignen.

Die Anzeige unterstützt Dual-DVI 2560 × 1600 Pixeln sowie die Wiedergabe von SD wie auch von
HD-Video und Bluetooth 2.0 für VoIP- und Unified-Communications-Anwendungen. Bis zu 2 GByte RAM und
4 GByte FlashSpeicher lassen sich einbauen. Ein separater Grafikprozessor soll dafür sorgen, dass
die Geräte auch für zukünftige Grafikprotokolle – also Microsofts Calista-Entwicklung und Citrix
Apollo – gerüstet ist. Die PCIExpress-Erweiterung für Glasfasernetze und insgesamt bis zu sechs
Monitore ist möglich, der Standby-Verbrauch soll bei nur 2 Watt liegen.

Im Gegensatz dazu sind die ebenfalls neuen Modelle R50L mit Suse Linux Enterprise und R90L mit
XPe nicht für Dual DVI, PCIe und HDVideo gerüstet. Der Wyse V10L Dual DVI wiederum ist eine
Weiterentwicklung des V10L und bietet, wie schon der Name verrät, die doppelte Grafikleistung. Er
basiert auf Wyses hauseigenem Betriebssystem Wyse Thin OS (WTOS) und ist das leistungsstärkste
Gerät der Thin-OS-Baureihe.

Preise für die neuen Geräte nannte Wyse nicht.

WTOS, aktuell in der Version 6.3, unterstützt CPA – also die TCX-Softwarekomponenten – sowie die
Anbindung an Microsoft Terminal Server 2008 und Verschlüsselung nach der Richtlinie Government FIPS
140-2.

LANline/Dr. Wilhelm Greiner