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Exklusiv-Interview

»Unsere Strategie, über Plattformen zu reden, zahlt sich aus«

Die Übernahme von ATI hat viel Geld gekostet, weswegen Chip-Hersteller AMD im vierten Quartal in die roten Zahlen gerutscht ist. Im Gespräch mit <i>CRN</i> blickt AMD-Deutschlandchef Jochen Polster trotzdem optimistisch in die Zukunft und verrät, mit welchen Produktneuheiten auf der diesjährigen CeBIT zu rechnen ist.

Autor:Joachim Gartz • 11.3.2008 • ca. 2:10 Min

CRN: AMD ist im vierten Quartal in die roten Zahlen gerutscht: Unter dem Strich stieg der Fehlbetrag auf 1,77 Milliarden Dollar nach 576 Millionen Dollar vor Jahresfrist. Analysten hatten allerdings fast mit dem Doppelten gerechnet. Worauf führen Sie die Verluste zurück?

Polster: Ausschlaggebend für den Verlust war eine Sonderbelastung von rund 1,7Milliarden Dollar für den Kauf des Grafikchip- Herstellers ATI. Die Abschreibungen aus dem letzten Quartal haben daher nichts mit dem operativen Ergebnis zu tun. Das operative Ergebnis ist sogar relativ nah an der Gewinnzone. Unsere Strategie, nicht nur über CPUs, sondern über Plattformen zu reden, zahlt sich bereits aus. Dies zeigt zum Beispiel der Erfolg der »Spider «- und der »Live«-Plattform für digitales Entertainment.

CRN: Allerdings setzt Ihr Konkurrent Intel ebenfalls auf einen Plattform- Ansatz. Ist es für AMD nicht schwierig, sich mit eigenen Ideen von der Konkurrenz abzusetzen?

Polster: Hierbei gibt es aber einen grundlegenden Unterschied: Wir bieten eine komplette Plattformlösung an, unser Mitbewerber dagegen nicht. Bei unserer Spider-Lösung können Partner eigene Konfigurationen für die Kunden erstellen.

CRN: Sie hatten bei der Spider-Plattform allerdings mit Anlaufschwierigkeiten zu kämpfen, weil es Probleme mit den Phenom-CPUs gab, mit denen die Lösung bestückt ist.

Polster: Dieses Problem haben wir mittlerweile behoben, indem wir einen BIOS-Fix durchgeführt haben.

CRN: Neue Phenom-CPUs soll es auf der CeBIT zu sehen geben. Die neuen Triple-Core-Prozessoren werden laut Branchenberichten erstmals in Hannover ausgestellt werden. Die Markteinführung soll kurz nach der Ausstellung stattfinden. Dabei handelt es sich um die Phenom 8400 und 8600.

Polster: Zum jetzigen Zeitpunkt können wir noch nicht alles verraten, was von AMD gezeigt wird. Es wird eine ganze Reihe von Produktankündigungen geben. Wir werden auf jeden Fall nicht mit einem eigenen Stand in Hannover präsent sein, sondern an zahlreichen Partnerständen vertreten sein. Zudem bietet die Messe eine sehr gute Gelegenheit zur Pflege unserer Kunden-, Partnerund Pressekontakte.

CRN: Können Sie wichtige Partner nennen, die in Hannover AMD-Produkte zeigen werden?

Polster: Wir werden unter anderem einen gemeinsamen Auftritt mit Fujitsu Siemens Computers auf der CeBIT haben.

CRN: Wird es auf der CeBIT ein Update der AMD-Life-Plattform geben?

Polster: Ja. Auf der CeBIT werden voraussichtlich erste Systeme mit den neuen AMD-Life-Spezifikationen zu sehen sein.

CRN: Nvidia, Ihr Erzrivale im Grafikbereich, hat vor rund einem Jahr ein direktes Channel-Programm gestartet. Gibt es vergleichbare Aktivitäten auch bei AMD/ATI?

Polster: Auf der CPU-Seite existiert unser Partnerprogramm schon lange und läuft mit großem Erfolg. Dieses Programm wird nun mehr und mehr auf den Grafikbereich ausgeweitet. Es ist daher nicht notwendig, ein eigenes Programm für das Grafiksegment aufzusetzen.

CRN: Intel hat sich am 7. Januar gegenüber der EU-Kommission bezüglich des Vorwurfs unlauterer Handelspraktiken äußern müssen. Wann rechnen Sie mit einem Urteil der EU-Kommission?

Polster: Es ist leider sehr schwierig, hier einen genauen Zeitpunkt zu nennen. Wir haben auf jeden Fall Marktanteile hinzu gewonnen. Das kann vielleicht auch an den EU-Ermittlungen liegen. Wichtiger sind jedoch unsere Produkte im CPU- und GPU-Bereich.