»Wir wollen unseren Vorsprung halten«
»Wir wollen unseren Vorsprung halten« Virtualisierungs-Marktführer VMware macht mit neuen Produkten für Datenzentrum und Cloud-Computing von sich reden. Ariane Rüdiger sprach für InformationWeek mit Martin Niemer, Leiter Produktmarketing EMEA Virtual Infrastructure, über Marktstrategie und neue Tools.

Herr Niemer, VMware hat kürzlich Produkte für das Datenzentrums-Management und Cloud Computing angekündigt. Werden Sie jetzt zum Konkurrenten von Anbietern im Rechenzentrum-Management? Nein. Wir bündeln unsere Produkte ja mit Hardware von IBM, schaffen Schnittstellen zu den Produkten von BMC und anderen, die das Rechenzentrum verwalten, und zu Infrastrukturlieferanten wie Cisco.
Wo ist im Verhältnis zu solchen Anbietern die Grenze zwischen Wettbewerb und Kooperation? Wir kümmern uns um das Management der virtualisierten x86-Welt. Wir verwalten weder Mainframe noch Netzwerk. Wir bauen Schnittstellen zu übergeordneten Systemen, die eine Gesamtsicht des Rechenzentrums mit seinen verschiedenen Systemen liefern. Unsere Welt ist der Standardprozessor unter VMware, und da werden wir aus heutiger Sicht auch bleiben.
Der Markt belebt sich kräftig. Mit Citrix und Microsoft gibt es starke Konkurrenten. Ihr Aktienkurs, der innerhalb eines Jahres von 120 auf knapp 30 Dollar gefallen ist, scheint diese Situation wiederzuspiegeln. Zu Finanzfragen kann ich nichts sagen. Funktional sind wir vorn, und diesen Vorsprung wollen wir auf jeden Fall halten. Microsoft hat vieles auf der längerfristigen Roadmap, was wir schon realisiert haben oder gerade realisieren.
Nennen Sie Beispiele! Zum Beispiel vSafe: Damit muss auf jeder virtualisierten physikalischen Hardware Sicherheitssoftware nur noch einmal installiert werden statt auf jeder virtuellen Maschine. Die Sicherheitssoftware läuft in einem speziellen, geschützten Bereich im Hypervisor. Dann kann Schadsoftware das Betriebssystem der einzelnen Maschinen nicht mehr befallen. Mit vFault kann eine virtuelle Maschine zum ersten Mal in Echtzeit auf zwei Hardwares laufen. So wird ein Exchange-Cluster für Anwender bezahlbar, für die er bisher zu teuer war. Einen VMware-Hypervisor gibt es schon ab 1000 Dollar. Diese Funktionen gehen auf Anwenderwünsche zurück, sie warten darauf.
Geraten Sie beim Cloud Computing nicht in unmittelbare Konkurrenz zum On Demand Computing, das ja etwa IBM und HP forcieren? Das sehen wir nicht unbedingt, aus den oben genannten Gründen. Allerdings glauben wir an eine große Zukunft für den Cloud-Gedanken: Es zählt nur noch die Anwendung, nicht mehr der physische Ort, wo sie liegt. Amazon oder Google arbeiten schon so, viele weniger bekannte Unternehmen ebenfalls, auch wenn sie das vielleicht nicht Cloud Computing nennen. Wir denken, dass wir gute Werkzeuge für Cloud auf VMware-Maschinen haben.
Wie schnell wird sich Cloud Computing ausbreiten? Die Anwendung wird bei internen Clouds beginnen. Firmen betreiben mehrere Rechenzentren und wollen zwischen diesen flexibel bleiben. Dann werden die Serviceprovider nachziehen. Je geringer die Barrieren gegen die externe Erbringung von IT-Services, desto mehr Anwender werden solche Services beanspruchen, und zwar insbesondere im Mittelstand.
… der bisher solchen Themen eher skeptisch gegenüber stand. Das ändert sich gerade. Paradebeispiel ist Salesforce.com, es gibt auch schon viel gehostetes SAP und Exchange.