Zum Inhalt springen
Kopfnuss

Abgefahren: Führerlos zum Erfolg

Vergangenes Wochenende in Nürnberg: Oberbürgermeister Ulrich Maly, Verkehrsminister Wolfgang Tiefensee, Europaminister Markus Söder und allerlei andere politische und gesellschaftliche B-Prominenz, die wohl keine Karten für das Spiel Tschechien gegen die Türkei bekommen hatten, waren Zeugen eines historischen Ereignisses: Es fiel der Startschuss für den Regelbetrieb der ersten automatisierten U-Bahn-Linie in Deutschland.

Autor:Redaktion connect-professional • 17.6.2008 • ca. 1:05 Min

Hatte Nürnberg früher eher »Führer«-basierte geschichtsträchtige Begebenheiten zu bieten, ist nun genau das Gegenteil der Fall: die Frankenmetropole fährt führerlos.

Nun spart man sich in Nürnberg den U-Bahn-Führer. Außerdem bremst der Computer besser und beschleunigt wirtschaftlicher, was weniger Energie verbraucht. Und die Taktrate kann erhöht, und damit können mehr Fahrgäste befördert werden. Eine feine Sache also, die führerlose U-Bahn. Eigentlich sollte die Bahn schon seit zwei Jahren fahren, doch was in diesem System stört, ist der Faktor Mensch. Als Fahrer abgeschafft, tut er immer noch als Fahrgast Dienst, und bis die Reisenden auch durch Computer ersetzt werden, ist noch ein langer Weg. Dieser menschliche Fahrgast traut dem virtuellen Chauffeur nicht, fühlt sich unwohl und unsicher.

Da solche Gefühle auch im politischen Tagesgeschäft kontraproduktiv sind, hat die CSU bei der Abschaffung von Stoiber und der Umstellung auf führerlosen Betrieb zur Beruhigung der Bevölkerung nach dem Motto »doppelt hält besser« mit Beckstein und Huber gleich zwei Fahrer eingesetzt. Die steuern zwar nicht wirklich, sollen aber den Bayern die Angst nehmen. Man könnte also einfach den Europaminister Söder vorne in die Nürnberger U-Bahn setzen, und schon fühlen sich die Pendler sicher wie in Abrahams Schoß.

Ein weiters Beispiel: die Telekom. Da es immer nur abwärts geht, braucht der Zug nicht einmal einen Motor. Ein ausgeklügeltes Abhörsystem im Waggon sorgt für zusätzliche Sicherheit.

Doch zurück zur Nürnberger U-Bahn. Die Stadtoberen haben für ihre Jungfernfahrt die falschen symbolträchtigen Haltestellen gewählt: Von Maxf(i)eld (mit Franjo Pooth nicht nur führerlos, sondern auch insolvent) nach (Gustav)-Adolf-Straße.