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Bilanzfälschung bei Satyam

Betrug bei indischem IT-Dienstleister

Der Vorstand eines der größten indischen IT-Dienstleister, Satyam, hat Bilanzfälschungen in großem Stil zugegeben und ist zurückgetreten. Die Mitarbeiter sind geschockt und beteuern, den Kunden solle das Finanzdebakel nicht schaden.

Autor:Martin Fryba • 8.1.2009 • ca. 1:00 Min

Bilanzfälschung brachte Satyam-Chef zu Fall

Nicht nur amerikanische Banker können prima betrügen, auch der Vorstandsvorsitzende des indischen IT-Dienstleisters Satyam Computer Services kennt sich anscheinend mit Bilanztricks bestens aus. Satyam gilt als einer der großen IT-Dienstleister des Subkontinents neben Firmen wie TCS, Infosys oder Wipro. Der Chairman von Satyam, Ramalinga Raju, hat sich mit einem schockierenden Brief verabschiedet und ist zurückgetreten. Darin bekennt er, dass die Barmittel und Liquiditätsreserven des IT-Dienstleisters Satyam nicht, wie angegeben, rund 54 Milliarden Rupien betragen, sondern nur etwa drei Milliarden. Die Marge im dritten Quartal 2008 habe somit nicht bei etwa 24, sondern nur bei drei Prozent gelegen. Nach Informationen der Financial Times Deutschland sind auch zwei weitere Vorstandsmitglieder zurückgetreten.

Raju hatte kürzlich versucht, Firmen zu übernehmen, um die Bilanz weiter wie bisher aufblähen zu können. Damit war der Satyam-Chef aber gescheitert. Nun steht das Unternehmen vor einem Scherbenhaufen. In einem Brief an die Presse versichern die nunmehr Verantwortlichen, man werde »wie gewohnt seinen Verpflichtungen Kunden und Lieferanten nachkommen« sowie die »Interessen von Aktienbesitzern und den 53.000 Mitarbeitern schützen«.

Auch in Europa und in Deutschland hat Satyam Kunden, zum Beispiel Airbus. Die Inder kooperieren mit der Bertelsmann-IT-Tochter Arvato. Die Aktie von Satyam fiel in Bombay zunächst um 80 Prozent, erholte sich aber inzwischen wieder etwas. Die IT-Service-Industrie gehört zu den Bereichen der indischen Wirtschaft, die dem Subkontinent in den letzten Jahren den Weg zu mehr Prosperität geebnet haben.