CE Consumer Electronic: Showdown einer einstigen Milliarden-Firma
CE Consumer Electronic: Showdown einer einstigen Milliarden-Firma. Durch einen radikalen Kapitalschnitt sucht der finanziell angeschlagene Chipbroker CE Consumer Electronic einen Neuanfang. Aktionäre sollen auf der außerordentlichen Hauptversammlung ihrer faktischen Enteignung zustimmen. Mit stürmischen Protesten ist zu rechnen. Die erspart sich CE-Chef Christopher R. DeNisco: Er schied bereits Ende Oktober aus.

CE Consumer Electronic: Showdown einer einstigen Milliarden-Firma
Die außerordentliche Hauptversammlung am Mittwoch nächster Woche, die der Chipbroker CE Consumer Electronics aufgrund des Verlusts der Hälfe des Grundkapitals einberufen muss (Computer Reseller News berichtete ), verspricht turbulent zu werden. Vorstand und Aufsichtrat wollen das Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von rund 25,5 Millionen Euro auf Null herabsetzen und anschließend im Zuge neu zu zeichnender Aktien in Höhe von rund 2,55 Millionen Euro gegen Bareinlage aufstocken. Die Anteilseigner sollen faktisch ihrer völligen Enteignung zustimmen, wogegen sie sich freilich wehren. »Das ganze ist eine undurchsichtige Aktion und es besteht durch diese Intranzparenz der Verdacht der betrügerischen Enteignung der Altaktionäre«, so der harsche Vorwurf eines Aktionärs. Soweit will die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) nicht gehen. Der Verein hat aber einen Gegenantrag zur geplanten radikalen Kapitalmaßnahme der Verwaltung gestellt und sieht vielmehr einen Kapitalschnitt im Verhältnis 5:1 als ausreichend an, um die »bilanzielle Schieflage angemessen auszugleichen«.
Verdacht auf Willkür
Ob der von CE geplante Kapitalschnitt auf Null tatsächlich notwenig ist, um die Insolvenz zu vermeiden, dran zweifeln manche Aktionären. Insbesondere deswegen, weil der Vorstand offenbar kein aktuelles Testat eines Wirtschaftsprüfers vorlegen kann. Dieses könnte zumindest Aufklärung darüber gegen, ob die Abschreibungen auf die US-Tochter SND Electronics, die schließlich zu den hohen Buchverlusten führte, korrekt vorgenommen wurden. »Diese sind möglicherweise willkürlich oder grob fahrlässig herbeigeführt worden«, spekuliert der Düsseldorfer Aktionärsverein Investors Communication Group. Auch welche Angebote potenzielle Interessenten an der SND der Muttergesellschaft gemacht haben, sei nicht bekannt, heißt es in dem Gegenantrag dieses Vereins. Darüber könnte zumindest Christopher R. DeNisco Auskunft geben, der bis zu seiner Ernennung zum CEO der CE Consumer Electronics auch CEO der US-Tochter SND gewesen war. Angeblich will der Manager die angeschlagene US-Tochter wieder in Eigenregie fortführen. Doch DeNisco wird der Hauptversammlung fern bleiben. Er trat Ende Oktober mit sofortiger Wirkung zurück.
Die undankbare Aufgabe, der Aktionärsversammlung als Vorstandschef vorzusitzen, hat nun der langjährige Bereichsvorstand Michael Negel. Er wird zusammen mit Finanzchef Friedrich Rettenberger für einen Neuanfang werben. Zudem wollen die beiden die Gesellschaft in »CE Global Sourcing AG« umbenennen und die neuen Aktien künftig im Frankfurter Freiverkehr zum Börsenhandel anmelden. Der Firmengründer des Chipbrokers Erich Lejeune, der das sinkende Schiff verlassen und sich vor einem Jahr von sämtlichen Anteilen getrennt hatte, motiviert möglicherweise ein letztes Mal die Hüter seines einstigen Milliarden-Imperiums: »Ich wünsche, dass sie einen guten Neustart hinlegen«, gibt er dem Management auf den Weg.