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Ceterum Censeo: Deutschland braucht eine IT-Heimatstrategie!

Ceterum Censeo: Deutschland braucht eine IT-Heimatstrategie!. Ich höre mir oft, gerne und interessiert Vorträge an. Diese Woche war ich zu einem Vortragsabend eines »gemeinnützigen Vereins der deutschen Wirtschaft« eingeladen. Es war ein Abend der besonderen Art. Zu Beginn wurde vorgelesen welche »Spitzenkräfte ...

Autor:Redaktion connect-professional • 7.6.2006 • ca. 2:30 Min

Wolfgang Franklin

Ceterum Censeo: Deutschland braucht eine IT-Heimatstrategie!

Ich höre mir oft, gerne und interessiert Vorträge an. Diese Woche war ich zu einem Vortragsabend eines »gemeinnützigen Vereins der deutschen Wirtschaft« eingeladen. Es war ein Abend der besonderen Art. Zu Beginn wurde vorgelesen welche »Spitzenkräfte aus Politik und Wirtschaft« leider nicht kommen konnten und sich mit »großem Bedauern« entschuldigen ließen. 12 von 32 auf der Teilnehmerliste genannten Personen nickten verständnisvoll beeindruckt in Richtung der beiden Gastgeber. Gemeinnützig, überparteilich und unabhängig sei man und es geht in erster Linie um die Umsetzung hehrer Ziele sowie um den Standort Deutschland. Mit Unterstützung der deutschen Führungskräfte hat man Großes vor: »Eine brillante Zukunft für Deutschland und seine Bürger liegt in greifbarer Nähe. Eine Zukunft, in der deutsche Institutionen und Unternehmen sich in globalen Märkten entfalten.
Unternehmen aus vielen Ländern der Erde warten auf die Möglichkeit, in Deutschland zu investieren, um mitzuwirken bei der Schaffung neuer Arbeitsplätze und der Modernisierung der deutschen Wirtschaft. Ausländische Partner warten auf deutsche Unternehmen, die ihre Produkte und Dienstleistungen dorthin exportieren werden. Europa wird größer und stärker.
Große Aufgaben warten auf deutsche Führungskräfte aus Wirtschaft und Finanz, Ingenieure und Wissenschaftler.« Soviel zum Mission Statement. Die Gästeliste des Abends rekrutierte sich überwiegend aus der IT-Industrie. Die Gründerin und »Thought Leaderin« dieser Initiative erklärte dann den verdutzten Anwesenden mit inbrünstiger Überzeugung: Deutschland braucht eine IT-Heimatstrategie! Hatte ich richtig gehört? Ja, es war kein Hörfehler. Bis zu diesem Zeitpunkt gingen Begriffe wie Think Tanks, National Leadership mit korrespondierendem Award, Task Forces und Keynote-Speaker durch den Raum.
Und jetzt mal was richtig Deutsches: Eine Heimat-Strategie!! Der Mann, der sich das alles ausgedacht haben dürfte, ist ein netter, höflicher älterer Herr aus den USA, der nach 30 Jahren als Consultant in Deutschland offensichtlich den Draht zur Heimat nicht verloren hat und Missionarisches in sich
entdeckt zu haben scheint. Homeland. Wenn ich heute das Wort höre, sehe ich einen Mann vor mir, der beruflich vor fünf Jahren in die Fußstapfen
seines Vaters getreten ist, die rechte Hand auf sein Herz gelegt hat und die Fahne seines Landes
respektvoll betrachtet. Aber zurück zur Aufforderung der Gastgeberin, die uns dann auch noch mehrfach J.F. Kennedy's berühmten Ausspruch ans Herz legte: »Frage nicht, was dein Land für dich tun kann, frage was du für dein Land tun kannst!« Ich jedoch fragte mich erst einmal, was eine »IT-Heimatstrategie« sein soll. Im anschließenden Gespräch bat ich um nähere Erläuterung. Die »Think Tanks« dieses Economic Forum beschäftigen sich mit Leadership in verschiedenen Branchen wurde mir erläutert, unter anderem Informationstechnologie, IT-Services und Multimedia. Auf meine Fragen, die mir ein besseres Verständnis des angestrebten Wirkungs­grades verschaffen sollten, wurde mir jedoch erklärt, dass man darüber in der Öffentlichkeit nicht reden würde. Selbstverständlich wurde aber postwendend darauf hingewiesen, dass ich ja zahlendes Mitglied dieses »ökonomischen Forums« werden kann. Man habe mittlerweile eine Marktdurchdringung, die auf höchster Ebene sowohl in Politik als auch in der Wirtschaft anerkannt sei. Es sollte für jeden eine Ehre sein, dort mitarbeiten zu können. Und
wenn ich denn den Mitgliedsantrag unterschreibe, würde ich auch die gewünschten Informationen erhalten. Zwischenzeitlich könne ich mich ja auf der Homepage informieren. Ich verabschiedete mich höflich.

Wolfgang Franklin, Vorsitzender des Vorstandes, CIOFORUM e.V.

CETERUM CENSEO stellt die Meinung von Mitgliedern des CIOFORUMS dar. Diese muss nicht identisch mit der Meinung der Redaktion sein.