CRN-Umfrage zum B-to-C-Jahresendgeschäft: Kaufrausch
CRN-Umfrage zum B-to-C-Jahresendgeschäft: Kaufrausch. Das Konsumklima hat sich deutlich gebessert, die erfolgreiche IFA hat der Branche neue, innovative Produkte beschert. Keine Frage, die Weichen für ein viel versprechendes Jahresendgeschäft sind gestellt. Allerdings wird sich der Boom primär auf die Unterhaltungselektronik beschränken ? hier ist sogar mit Allokationen zu rechnen.
CRN-Umfrage zum B-to-C-Jahresendgeschäft: Kaufrausch
Nach mehreren Monaten getrübter Konsumlaune hat sich die Stimmung der Deutschen im August erstmals seit April dieses Jahres wieder gebessert ? so das Fazit der aktuellen GfK-Konsumklimastudie. Die Indikatoren, welche die Verbraucherstimmung erfassen, hätten sich gegenüber dem Vormonat durchweg positiv entwickelt. Das Konsumklima prognostiziert, nach revidiert 3,2 Punkten im Vormonat, für September einen Wert von 3,4 Punkten. »Insgesamt bleibt die Stimmung in den neuen erheblich schlechter als in den alten Bundesländern«, schränken die Marktforscher in ihrer Mitteilung ein. Unterm Strich bleibt allerdings Hoffnung: Dies gelte insbesondere für die Anschaffungsneigung, die zum zweiten Mal in Folge deutlich anstieg. Darauf sei auch zurückzuführen, dass das Konsumklima sich erstmals wieder positiv entwickelt habe. »Diese Entwicklung legt den Schluss nahe, dass sich die Bundestagswahl positiv auf die Stimmung der Verbraucher auswirkt. Das bedeutet jedoch keineswegs, dass sich das Konsumklima damit auch langfristig ändert«, so die GfK.
IFA als Katalysator
Auch die IT-Hersteller schauen positiv in die Zukunft. Die überaus erfolgreiche IFA könnte sich als Katalysator für ein erfolgreiches Jahresendgeschäft herausstellen. »Es gibt eine echte Aufbruchstimmung. Wir spüren das Fußball-WM-Fieber bei den Kunden schon ? und das wird sicher einen guten Einfluss auf das wichtige Jahresendgeschäft haben«, ist Philips-Geschäftsführer Ronald de Jong überzeugt. Der Markt wachse kräftig, meist sogar zweistellig, vor allem bei Flachbild-TV-Geräten, DVD-Rekordern und MP3-Playern.
»Der Handel schwimmt auf einer Welle, die wieder mehr Umsatz bringen kann. Das hat die IFA gezeigt«, erklärt Joachim Dünkelmann, stellvertretender Geschäftsführer Bundesverband Technik im Einzelhandel (BVT), im Gespräch mit Computer Reseller News. Der BVT-Experte ist überzeugt, dass der neue Standard HD-TV der Consumer Electronic-Branche einen Push geben wird. Neben Flat-TVs würden Digital Recording und der gesamte digitale Foto- und Videobereich ebenfalls gute Geschäfte versprechen. »Durch diese neuen Produkte rechnen wir für die Branche in 2005 mit einer Steigerungsrate im zweistelligen Bereich. Das Jahresendgeschäft 2005 würde ich als leicht positiv gegenüber dem Vorjahreszeitraum bezeichnen. Aber vom Hocker wird es uns nicht reißen«, ist Dünkelmann verhalten optimistisch. Alle Prognosen seien allerdings auch von der Wahl und dem Wahlausgang geprägt. »Wir rechnen, unabhängig vom Wahlsieger, mit einer Mehrwertsteuererhöhung. Das wird dazu führen, dass viele Konsumenten nach der Wahl bis in die ersten Monate des kommenden Jahres noch investieren. Ebenso ist damit zu rechnen, dass sie die Mehrkosten, die sich durch die Elektroschrottverordnung auf dem Gerätepreis niederschlägt, zuvorkommen wollen«, so Dünkelmann.
Auch Bernhard Rohleder, Geschäftsführer Bundesverband Informationswirtschaft, Telekommunikation und neue Medien (Bitkom), hat eine gestiegene Konsumbereitschaft beobachtet und bestätigt damit die GfK-Studie: »Die Kauflaune der Verbraucher hat sich gebessert. 70 Prozent der Unternehmen erwarten steigende Umsätze.« Wie seine Branchenkollegen ist auch der Bitkom-Chef überzeugt, dass Produkte rund um die Unterhaltungselektronik das Jahresendgeschäft anheizen werden. Dazu zählt er vor allem Flachbildfernseher, Videospielkonsolen und MP3-Spieler.
Die Distributoren setzen ebenfalls auf die Karte Digital Lifestyle: »Das Geschäft mit Consumer Electronics erweist sich als deutlicher Wachstumsmotor und die Produkte werden nun erstmals im Jahresendgeschäft eine prominente Rolle spielen«, betont Gerhard Schulz, Geschäftsführer von Ingram Micro gegenüber CRN. »Erfüllt das Jahresendgeschäft unsere Erwartungen, so können wir eine positive Bilanz für das Geschäftsjahr ziehen, für das wir uns sehr ehrgeizige Ziele gesteckt haben.«
Den Trend zur Unterhaltungselektronik untermauern die Marktforscher: Nach Angaben der Gesellschaft für Konsumgüterforschung (GfK) und dem European Technology Observatory (EITO) wird die digitale Unterhaltungselektronik in Deutschland im laufenden Jahr um 23 Prozent auf 8,3 Milliarden Euro wachsen. Der Gesamtmarkt der Unterhaltungselektronik wächst immerhin um acht Prozent auf 11,6 Milliarden Euro.
Aber noch regiert die Hoffnung, größere Ordermengen für das wichtige vierte Quartal sind noch rar in der Branche. Damit wiederholt sich auch in diesem Jahr die Neigung zu immer späteren Bestellungen für das Weihnachtsgeschäft. »Wir merken derzeit noch nichts vom beginnenden Jahresendgeschäft. Im Gegenteil, das Sommerloch wird immer länger und tiefer«, bestätigt Luc Graré, Director Information Systems Products von LG. Der Manager ist aber davon überzeugt, dass sich das bald ändern wird. Gerade im B2B-Geschäft hätten viele Firmen und Behörden noch abgewartet, ob die Preise weiter fallen. Inzwischen sei aber klar, dass sie stabil blieben und keine großen Ausschläge mehr zu erwarten seien.
Bei IT-Produkten werden laut Graré Computermonitore und DVD-Brenner die Renner im Jahresendgeschäft. »Auch konvergente Produkte, besonders im TV-Bereich, werden sicher sehr stark nachgefragt.«
Allokationen drohen
Der Manager erwartet, dass die hohe Nachfrage nach UE-Produkten zu Verknappungen führen wird: »Viele Produkte wurden bereits auf der IFA durch die Retailer geblockt.« Bei Rennern wie Flachbild-TVs mit LC- oder Plasma-Display drohen Lieferengpässe: »Hier kann es im Weihnachtsgeschäft durchaus zu Allokationen kommen. Wer seine Waren bis Dezember nicht geordert hat, könnte das Nachsehen haben.« Bereits im vergangenen Jahr war der Handel von zahlreichen Allokationen zum Jahresendgeschäft betroffen: So waren unter anderem Festplatten, Flash-Speicher, Grafikkarten, Intel-CPUs, mehrere Handy-Modelle und DVD-Recorder nur noch schwer zu bekommen (siehe CRN 49/2004). Um diesem Dilemma zu entgehen, sollte der Handel ? gerade bei UE-Produkten ? mit den Bestellungen bald beginnen. Jan Amberg von der Amberg & Hornung GmbH in Euerdorf, einer Firma mit Ladengeschäft und Systemhaus, will die Kaufbereitschaft der Kunden zusätzlich über eine eigene Hausmesse ankurbeln: »Viele Kunden sind durchaus qualitätsbewusst. Sie sind bereit, für gute, hochwertige Produkte auch etwas tiefer in die Tasche zu greifen. Ich rechne aber mit einem etwas besseren Jahresendgeschäft als 2004.«