Datagroup wagt den Börsengang
Nach langer Zeit geht wieder einmal eine mittelständische IT-Firma an die Börse: Das Systemhaus Datagroup mit knapp 100 Mitarbeitern. Die Strategie des Vorstands ist risikoreich, hat aber offenbar die Anleger überzeugt.
Der für den 14. September vorgesehene Börsenstart der Datagroup ist keine große Emission, aber immerhin wagt sich wieder einmal ein kleineres Unternehmen aus der IT-Branche auf das Parkett des Frankfurter Börsensegments Entry Standard. Und es sieht gut aus für das schwäbische Unternehmen aus Pliezhausen: Die 1,4 Millionen Aktien zu einem Festpreis von 3,20 Euro konnten vergangenen Freitag vollständig zugeteilt werden. Die Emission war nach Aussage der Firma sogar deutlich überzeichnet. Nach Abzug der Kosten für den Börsengang, den die Süddeutsche Aktienbank AG begleitete, fließen dem Unternehmen 3,2 Millionen Euro in die Kasse.
Datagroup ist ein Systemhaus mit rund 100 Mitarbeitern, das klassische Services wie Infrastrukturbetrieb, Installation, Rollouts, Support sowie technischen Kundendienst anbietet. Schwerpunkt ist das Handelsgeschäft mit einem derzeitigen Anteil von 81 Prozent am Gesamtumsatz von zuletzt 30 Millionen Euro. Herstellerpartner sind vor allem FSC, Hewlett Packard, Cisco sowie Microsoft und Citix. Ein Blick auf die Referenzen zeigt, dass Datagroup vor allem öffentliche Auftraggeber wie Ministerien der baden-würrtembergischen Landesregierung zu ihren Kunden zählt, die für zwei Drittel der Umsätze stehen. Aber auch Industrieunternehmen aus dem »Ländle« wie Daimler-Chrysler, Porsche und Bosch sind Kunden der Datagroup.
Das Systemhaus hat im vergangenen Geschäftsjahr (endete am 30. September 2005) einen operativen Gewinn von 1,6 Millionen Euro geschrieben, was einer Ebitda-Marge von fünf Prozent entspricht. Vorstandschef Hans-Hermann Schaber zog nach Ablauf des ersten Halbjahres 2005/2006 eine positive Bilanz und meldete einen Anstieg der Marge um zwei Prozentpunkte. Das, was der CEO im Zuge der Börsenstory mit »Buy and turn around« als Strategie umschrieb, dürfte nicht ohne Risiko durchzuführen sein. Schaber will mit dem Emissionserlös Unternehmen in »Umbruchsituationen« kaufen, restrukturieren und das Geschäft wieder erfolgreich gestalten. »Durch Zukäufe erreichen wir ein Wachstum, das deutlich über den moderaten Zuwachsraten des Marktes liegt«, so der Vorstandsvorsitzende. In den beiden nächsten Geschäftsjahren will Schaber den Umsatz um jeweils ein Viertel steigern. Anders als etwa Bechtle oder Cancom, die grundsätzlich keine Sanierungsfälle aufkaufen, glaubt der Manager also daran, auch die Profitabilität steigern zu können. Leicht, vor allem aber schnell, dürfte die Ertragslage solcher akquirierter Unternehmen nicht zu verbessern sein.