Datenlöschung als Dienstleistung
Datenlöschung als Dienstleistung. »Liegengebliebene« Daten stellen auf ausgemusterten Rechnern ein hohes Sicherheitsrisiko für Unternehmen dar. Reseller, die sicheres Löschen garantieren können, bieten hier einen interessanten Mehrwert. Dies funktioniert sowohl über die Dienstleistung als auch den Produktverkauf.
Datenlöschung als Dienstleistung
Autorin: Annette Stadler
Bevor Eigentümer Rechner oder Speichermedien verkaufen, verschenken oder entsorgen, sollten sie die darauf enthaltenen Daten vollständig löschen. Wer möchte schon gerne riskieren, dass vertrauliche Unternehmensinformationen, persönliche TAN- oder PIN-Nummern und personenbezogene Daten in falsche Hände gelangen. »Auch wenn sich in sicherheitssensiblen Umgebungen wie bei Ärzten und Steuerberatern das Bewusstsein ändert, sind die Sorglosigkeit und Arroganz, mit der Anwender mit dem Thema Daten löschen umgehen, immer noch sehr groß«, bedauert Hanno Fischer, Produktmanager Datenlöschung bei Ibas Deutschland.
Reseller und Systemhäuser können diese Situation für einen neuen Geschäftszweig nutzen, indem sie entsprechende Löschprodukte in ihr Portfolio aufnehmen und die Löschung selbst als Dienstleistung anbieten. Die meisten Hersteller von Datenlöschprodukten sind auf der Suche nach weiteren Resellern, die sich des zukunftsorientierten Themas annehmen. »Wir gehen in den nächsten Jahren von einem Umsatzwachstum von mindestens 25 Prozent aus«, meint beispielsweise Frank Alperstädt, Managing Director der O & O Software GmbH. Der Gesamtmarkt in Deutschland bewegt sich seiner Meinung nach inklusive der Umsätze für Servicedienstleister im zweistelligen Millionen-Euro-Bereich. Dies ergebe sich aus der Kalkulation der Datenträgermengen, der Tauschfrequenz von Medien und der rasanten Wachstumsraten bei den Datenmengen.
Prinzipiell lassen sich Daten löschen, indem die Festplatten mechanisch, thermisch oder magnetisch bearbeitet werden. Beim Erhitzen und Zerschlagen wird die Platte zerstört, aber es ist nicht garantiert, dass tatsächlich alle Daten vernichtet sind. Entmagnetisieren geschieht über so genannte Degausser, die auch defekte Festplatten behandeln können. Preise für zuverlässige Geräte bewegen sich bei mehreren tausend Euro. Allerdings besteht auch hier die Gefahr, dass die Degausser entweder nicht alle Daten restlos löschen oder die Festplatten beschädigen. Daher empfehlen sich für Reseller und Systemhäuser Softwarelösungen, die Festplatten mehrfach nach bestimmten Verfahren überschreiben können.
Zwar gibt es auch kostenlose Löschtools im Internet, jedoch sind diese allenfalls für den privaten Gebrauch zu empfehlen. Unternehmen sind auf Produkte angewiesen, die einfach zu handhaben sind, aber die Daten trotzdem zuverlässig löschen. Schließlich haften Geschäftsführer persönlich für den vertrauensvollen Umgang von Firmendaten. Beim Vernichten von personenbezogenen Daten gilt die Beweislastumkehr, bei der Geschäftsführer beweisen müssen, dass sie für die Datenlöschung Sorge getragen haben. Durch die Verwendung eines minderwertigen Produkts besteht aber die Gefahr, dass noch Datenreste auf dem magnetischen Speichermedium verbleiben. Die meisten kommerziellen Produkte bieten dagegen ein Zertifikat an, das einen Löschnachweis darstellt. Dabei protokolliert die Software verschiedene Informationen wie Zeit und Datum, Seriennummern und Löschverfahren. Eine Garantie, dass die Daten tatsächlich gelöscht sind, ist dies nicht. Schließlich sollten am Ende einer vollständigen Löschung keine Informationen mehr da sein, mit denen das Programm arbeiten könnte.
Datenlöschsoftware bezieht sich meist auf bekannte Löschverfahren wie die des Bundesamts zur Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) und des US Department of Defense (DoD). Sie legen die Anzahl der Überschreibvorgänge fest, die beispielsweise beim »Gutmann-Verfahren« 35 beträgt. Außerdem schreiben sie teilweise die Verwendung von Zufallszahlen vor. Das Löschwerkzeug »O&O Safe Erase« bietet Anwendern fünf verschiedene Löschmöglichkeiten an, während Kroll Ontrack beispielsweise drei Varianten offeriert. Die Lösungen der Hersteller unterscheiden sich auch in der Abhängigkeit und Unterstützung von Betriebssystemen und den Möglichkeiten, Festplatten komplett oder nur in Teilbereichen zu überschreiben sowie tatsächlich alle Bereiche der Festplatte zu löschen. So können moderne Laufwerke unter dem Begriff »Host Protected Area Feature Set« Bereiche der Festplatte reservieren, auf die nicht alle Löschprogramme zugreifen. Die Datenlöschtools variieren auch bei den Startanforderungen des Bootmediums. Kauft der Kunde die Lösung als Box, ist der Start von der CD-ROM kein Problem. Lädt er jedoch das Programm aus dem Internet, ist es komfortabler, wenn er es starten kann, ohne zusätzlich eine CD-ROM anzufertigen.
Bedarf an Dienstleistern
Auch wenn viele Anwender prinzipiell in der Lage sind, Datenlöschungen mittels Überschreibesoftware durchzuführen, besteht Bedarf an Dienstleistern. Neben dem Know-how ist die Zeit ein Argument, das für das Auslagern spricht. »Die Dauer des Löschvorgangs hängt von verschiedenen Faktoren ab wie der Anzahl der Überschreibevorgänge, der Geschwindigkeit der Festplatte und wie der Rechner ausgestattet ist«, erklärt Christian Prella, Account Manager bei Kroll Ontrack. Das einfache Überschreiben kann eine bis zwei Stunden dauern, während siebenfaches Überschreiben schon acht bis zehn Stunden in Anspruch nimmt. Da meist mehrere Rechner gemeinsam ein Unternehmen verlassen, bedeutet dies einen relativ hohen Zeitaufwand. Spezialisierte Dienstleister können jedoch kombinierte Hard- und Softwarelösungen nutzen, mit denen sich ein Überschreibenetzwerk errichten lässt.
Da die meisten Anbieter von Datenlösch-Produkten auch Experten im Bereich Datenrettung sind, empfiehlt sich diese Kombination auch auf Seiten der Dienstleister. Somit können interessierte Reseller mit Datenlöschung und -rettung zwei interessante Betätigungsfelder erschließen, die zugleich Produktverkauf als auch Services zulassen.
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INFO
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