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Editorial

Dem Kunden die Arbeit überlasssen

Autor:Redaktion connect-professional • 26.9.2007 • ca. 1:30 Min

Dirk Jarzyna,

Real-World Labs

Es ist schon interessant festzustellen, wofür es nicht alles Software gibt. Für diese Ausgabe testete Network Computing beispielsweise Softwareprodukte, die Installationen von Anwendungen, die eigentlich für ein Windows-Betriebssystem entwickelt wurden, so zurechtbiegen, dass sie sich so auf Windows-Systemen installieren lassen, wie es State of the Art ist, nämlich mit Hilfe des Microsoft-Software-Installers (MSI). Diese Softwareprodukte repaketieren die Anwendungen einfach in MSI-Dateien und erledigen damit eine Aufgabe, die meiner Meinung nach ganz klar in den Bereich des Softwareentwicklers fällt. Zumindest dann, wenn er sich erlaubt, sein Produkt als echte Windows-Anwendung zu vermarkten. Natürlich existieren zahlreiche Anwendungen, die aus einer Zeit stammen, als noch niemand etwas mit dem Kürzel MSI anfangen konnte. Dies sind solche, die ich mit Blick auf MSI als Legacy-Anwendungen bezeichne. Und auf die Repaketierung genau dieser Anwendungen sollte sich der Einsatz der Software-Repackager doch eigentlich beschränken. Oder nicht? Die Realität sieht leider anders aus. Im Test ließen wir die Repackager unter anderem für den Mozilla-Firefox-Web-Browser 0.8 MSI-Dateien erzeugen. Das klappte auch ausgezeichnet, aber eine Kleinigkeit störte mich dabei: Firefox ist eigentlich keine Legacy-Anwendung, sondern top-aktuelle Software. Gerade teste ich ein ganz frisches Kommunikationsserver-Produkt aus deutschen Landen. MSI? Fehlanzeige. Die Liste lässt sich ohne Anstrengung fortsetzen. Ich sehe die Sache so: Die Softwareentwickler überlassen hier einfach einen Teil ihrer »Entwicklungsarbeit« dem Kunden. Natürlich ist die Repaketierung einer Anwendung normalerweise sehr einfach, das haben wir in unserem Vergleichstest festgestellt. Aber genau deshalb verstehe ich nicht, warum nicht alle Softwareentwickler gleich MSI-Dateien liefern. Mir ist klar, dass man durch einfache Repaketierung nicht sämtliche MSI-Funktionalität erhält, aber das Ergebnis ist besser, als gar keine MSI-Datei zu haben. Die Nutzung des vollständigen Funktionsumfangs von MSI erfordert die Verwendung der MSI-Programmierschnittstellen. Vielleicht sollten die Hersteller der MSI-Repackager ihre Software mehr auf die Bedürfnisse der Entwickler zurechtschneidern, damit sich diese nicht mehr so sehr mit Programmierschnittstellen herumschlagen müssen – aber Entwickler gibt es weniger als Anwender, und das ist nicht gut für den Profit, oder?

Ihr Dirk Jarzyna