Die Macht der Gewohnheit
Die Macht der

Es gibt eine Gesetzmäßigkeit in der IT, die da lautet: Eine neue Windows-Version führt zu Umsatz- und Gewinnschüben bei Microsoft und den PC-Herstellern – und zu korrespondierenden Ausgaben der Anwender. Den Prognosen nach zu schließen wird es auch diesmal so sein. Das neue Windows bringt technische Verbesserungen, wie denn auch anders bei den aufgewendeten Mitteln und der langen Entwicklungsdauer. Und natürlich braucht Vista mehr Hardware-Ressourcen und damit stärkere Rechner als die älteren Windows-Varianten. So erwartet das Marktforschungshaus Gartner, dass 80 Prozent aller vor 2007 gekauften PCs nicht auf Vista umgestellt werden. Außerdem sagen die Auguren voraus, dass der Anteil der neuen Betriebssystemversion an der installierten Basis in eineinhalb Jahren noch unter zehn Prozent liegen wird. Trotzdem scheint es nur eine Frage der Zeit zu sein, bis Vista auf den PCs und Notebooks dieses Planeten vorherrschen wird. Den Vorab-Ergebnissen einer Umfrage zufolge, die die Marktforschungsabteilung von CMP-WEKA im Rahmen der IT-Budget-Studie der InformationWeek durchgeführt hat, wollen immerhin 16,5 Prozent der hiesigen Unternehmen bereits in diesem Jahr dieses Produkt einführen, weitere 47,9 Prozent später. Solange es bei Desktop-Software keine Konkurrenz mit kritischer Masse gibt, wird die Firma aus dem Nordwesten Amerikas die Preise diktieren und ihr Geschäft auf die erwähnte Gesetzmäßigkeit gründen können. Dabei steht mit Linux und OpenOffice im Prinzip eine Alternative bereit, die funktional alles bietet, was wirklich gebraucht wird, und die Kosten senkt. Das zeigt eine Studie, die die Universität Maastricht für die EU-Kommission erstellt hat. Zwar gehen manche Behörden mutig voran, doch die meisten Unternehmen haben es sich in der Windows-Welt bequem gemacht – viele erliegen der Macht der Gewohnheit und dem Werberummel. Dabei ließen sich die durch Open Source eingesparten Gelder in Bereiche der IT investieren, die die Wertschöpfung wirksamer steigern können als Desktops mit allen Schikanen: zum Beispiel eine flexiblere Architektur für die betriebliche Anwendungssoftware oder eine effektivere Auswertung der geschäftlichen Daten.
Dr. werner Fritsch (werner.fritsch@informationweek.de)