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Sicherheit: Spam

Die Spam-E-Mail feiert ihren 30. Geburtstag

Angeblich vor 30 Jahren wurde die erste Spam-Mail versandt – von Digital Equipment. Heute bildet das Geschäft mit den unerwünschten elektronischen Werbebotschaften einen lukrativen »Dienstleistungssektor«.

Autor:Bernd Reder • 5.5.2008 • ca. 2:15 Min

Spam nach Kategorien (2. Jahreshälfte 2007 laut Symantec): Die meisten Werbebotschaften sollten zum Kauf von Waren (Commercial Products) verleiten.
Die meisten Werbebotschaften werden über Rechner in den USA versendet.
Die meisten Werbebotschaften werden über Rechner in den USA versendet.
Der (unfreiwillige) Namenspatron: das Frühstücks-Fleisch
Der (unfreiwillige) Namenspatron: das Frühstücks-Fleisch

Der »Sündenfall« soll sich auf den 3. Mai 1978 datieren lassen. An diesem Tag verschickte Gary Thuerk, ein Vertriebsmitarbeiter des Computerherstellers Digital Equipment (DEC), eine Werbe-E-Mail an mehr als 300 Adressaten.

Die Original-E-Mail und Details dazu hat Brad Tempelton auf seiner Web-Seite veröffentlicht. Thuerk warb in der Nachricht für einen neuen Rechner von DEC namens DECsystem-20.

Heute handelt es sich bei deutlich mehr als der Hälfte aller E-Mails um Spam. Die IT-Sicherheitsfirma Sophos taxiert das Spam-Aufkommen auf etwa 95 Prozent aller elektronischen Nachrichten. Symantec, die sich auf Daten ihres »Probe«-Netzwerks und von »Brightmail«-Anti-Spam-Servern stützt, kommt 80 bis 85 Prozent.

Aus Spam-Aufkommen schwankt je nach Jahreszeit und der Streuung von Feiertagen. In den Wochen vor Weihnachten werden erfahrungsgemäß besonders viele Werbebotschaften versendet. Dann erreicht die Spam-Quote an die 95 bis 98 Prozent des E-Mail-Verkehrs. Gleiches spielt sich im Vorfeld des Valentinstages oder vor dem Muttertag und ähnlichen Fest- und Gedenktagen ab.

Spam als Vehikel für Schadsoftware

Mittlerweile hat sich Spam von einem Ärgernis zu einer Gefahr für das Internet und dessen Nutzer weiterentwickelt. Zum einen fressen die Werbebotschaften einen Gutteil der Bandbreite, die weltweit zur Verfügung steht. Zum anderen wird auf diese Weise E-Mail als Kommunikationsmedium diskreditiert.

Ein dritter Faktor: Immer mehr Werbe-Mails werden mit Trojanern, Keyloggern oder Links zu Malware-verseuchten Web-Seiten bestückt. In diesem Fall geht es den Versendern von Massen-E-Mails allerdings nicht in erster Linie darum, mit Werbung Geld zu verdienen. Sie wollen an Informationen wie Bank- und Kreditkartendaten heranzukommen.

Laut Symantecs »Global Internet Security Threat Report« stammten 42 Prozent aller Spam-E-Mails, die in der zweiten Jahreshälfte 2007 verschickt wurden, aus den USA. Großbritannien (5 Prozent) sowie Russland und China (jeweils 4 Prozent) folgten mit weitem Abstand. Deutschland belegte Rang acht (3 Prozent).

Bot-Netze als Versender

Allerdings ist es Symantec zufolge schwer, die wahren Ursprungsländer von Spam zu ermitteln. Der Grund ist, dass verstärkt Bot-Nets mit ferngesteuerten Rechnern zum Versand benutzt werden.

Die Mitglieder eines Bot-Netzes sind in der Regel Systeme, die in unterschiedlichen Ländern stehen. Sie werden jedoch von einer »Zentrale« aus gesteuert. Und diese ist häufig in Staaten angesiedelt, die eine »elastische« Einstellung gegenüber Spam haben, etwa Russland und China.

Bill Gates, der Gründer von Microsoft, sagte 2004, das Problem mit Spam werde sich spätestens in zwei Jahren, also 2006, erledigt haben. Davon kann nicht die Rede sein. Mittlerweile weichen Privatleute und Firmen wegen der Spam-Flut auf alternative Kommunikationswege aus, etwa SMS oder Instant-Messaging.

Kein Ende in Sicht

Das Problem, das Gary Thuerk mit seiner E-Mail vor 30 Jahren in die Welt setzte, harrt somit weiterhin einer Lösung. Diese kann jedoch nicht alleine aus technischen Hilfsmitteln wie Spam-Filtern bestehen. Auch die Empfänger solcher Nachrichten sind gefordert: Sie sollten den Absender nicht dadurch belohnen, indem sie solche E-Mails lesen oder gar die beworbenen Produkte kaufen.

Dave Marcus, Sicherheitsexperte des McAfee Avert Lab, sagt, er sei erstaunt gewesen, als er die Antworten der Empfänger auf die erste Spam-E-Mail gelesen hätte: »Die Original-Nachricht von 1978 löste dieselben Reaktionen wie die Spam-Botschaften heute aus: Viele Empfänger waren verärgert, aber einige kauften das Rechnersystem von DEC dann doch.«