Disqualifiziert: Schnüffel-Com hat ausgelidlt
Dass die Mitarbeiter der Drogerie Schlecker keinen »dufte« Job haben, wissen wir schon lange. Dass Lidl seine Mitarbeiter per Detektiv ausspioniert, haben wir uns irgendwie schon immer gedacht.
Und auch dass Burger King zwar schmackhaftere Hamburger brät als Mc Donalds, aber den eigenen Angestellten gerne mal auf den Grill schaut, kann man sich irgendwie ausmalen.
Der Fall bei der Deutschen Telekom ist da etwas anders gelagert, sozusagen basisdemokratisch: Hier sorgten Mitarbeiter dafür, dass das Management ausspioniert wird. Unser Bild von der Telekom würde sich verfestigen, wenn eines Tages herauskäme, dass das Management selbst den Auftrag dazu gegeben hat. Vielleicht handelt es sich aber auch um die Rache von Radsportprofi Jan Ullrich, der nach dem Rückzug des Sponsors T-Mobile an einer neuen Karriere im Gesundheitsbereich arbeitet, wo er derzeit eine Blutbank für Leistungssportler aufbaut.
Neben einigen Telekom-Managern ist auch dem einen oder anderen Journalisten die Telekom- Abhöraffäre in mehrfacher Hinsicht recht unangenehm. Denn entweder wurden sie als Top- Journalisten von der Telekom belauscht – was natürlich keinesfalls vertretbar ist. Viel schlimmer trifft es jedoch solche Kollegen, an dennen die Schnüffel- Com kein Interesse hatte: Sie haben sich damit nicht als echte Top-Journalisten qualifiziert und können sich ihre nächste Gehaltserhöhung nun erst einmal abschminken.
Während die Telekom einmal mehr im Sumpf versinkt, steht ein anderes, deutsches Großunternehmen vorbildlich da: Am gleichen Tag, als die Telekom- Schnüffelei bekannt wurde, nahm die Deutsche Bahn ein elektronisches Meldesystem zur Bekämpfung von Korruption in Betrieb. Lokomotivführer brauchen jetzt nur noch eine Taste drücken, schon können sie eine Korruption melden. Das funktioniert selbst bei Tempo 300 im ICE. Schiefgehen kann dabei garantiert nichts, denn das elektronische System wird von der Deutschen Telekom betrieben und die Hardware stammt von Siemens.