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Doppelte Sicherheitsstandards

Doppelte Sicherheitsstandards Beim Glücksspiel in Bayern steht Sicherheit ganz obenan.

Autor:Redaktion connect-professional • 17.12.2007 • ca. 1:35 Min

Die Staatliche Lotterieverwaltung Bayern scheut jedenfalls keine Kosten und Mühen, um dafür zu sorgen, dass weder digitale Spione noch Würmer, Viren oder sonstiges Unbefugtes in die Datenbestände eindringt. Es wäre dem Image abträglich, wenn manipuliert würde, wer die Zigmillionen Euro im Jackpot am Ende bekommt (vgl S. 8). Nicht ganz so schlimm scheint es zu sein, wenn Millionen von Sozialhilfedaten verschwinden. Das nämlich ist gerade in Großbritannien passiert, weil die Behörden CDs mit dem brisanten Material mit Her Majesty’s Royal Snail Mail verschickten – einfach so, ohne irgendwelche Sicherheitsmaßnahmen. Ihr Ziel erreichten die CDs nicht, und nun wird allerorten, zuvorderst in den Satiresendungen von BBC, darüber spekuliert, wer wohl diese Daten hat, was damit angestellt wird und was als nächstes verschwindet. Wer weiß, vielleicht kann man demnächst die Ergebnisse seiner Computertomographie irgendwo auf Facebook wiederfinden, ganz im Sinne von Web 2.0. Die beiden Fälle enthüllen eine merkwürdig gespaltene Haltung im Bereich Sicherheit: Wenn es um Netzwerke geht, kann es gar nicht sicher genug sein. Bildlich gesprochen, sitzen wir eingemauert in digitalen Forts und wundern uns, dass so wenig Besuch kommt. Mancher PC ist inzwischen so sicher, dass selbst legitime E-Mails nicht ankommen, weil sie von Firewalls, Spamfiltern und anderen Barrieren eingefangen werden. Oft dauert der Aufbau von Webseiten ewig, obwohl mehrere Megabit Bandbreite zur Ver­fügung stehen. Der Grund ist meist Sicherheitssoftware, die jedes Bit mehrfach umdreht, bevor es schließlich als sauber befunden und auf den Rechner geschickt wird. Ganz anders in der halb-analogen Welt: Wir bezahlen unbekümmert auch in der letzten Spelunke mit Kreditkarte, wo das Personal mit dem kostbaren Plastik lange im Hinterzimmer verschwindet, bevor wir die Rechnung unterschreiben dürfen. Wir stecken unsere Kontokarte in merkwürdig anmutende Automaten und wundern uns, wenn plötzlich Geld von unserem Konto ins Nirwana verschwindet. Wenn etwa passiert, ist das schlimm, aber meist ist man ja irgendwie versichert. Was lernen wir daraus? Vor allem eines: dass wir noch längst nicht gelernt haben, optimal mit digitalen Daten und Medienbrüchen umzugehen. Das wird wohl auch noch ein Weilchen dauern. Von der Erfindung der Keilschrift bis zum Rotationsdruck sind schließlich ebenfalls einige tausend Jahre vergangen.

Ihre

Ariane Rüdiger ariane.ruediger@staatundit.de