Eiertanz bei Siemens
Eiertanz bei Siemens Erinnern Sie sich noch? Erst vor Kurzem brachte Siemens sein Carrier-Geschäft in das neu gegründete Joint Venture Nokia Siemens Networks ein.

Siemens wollte sich mit dem Geschäftsbereich SEC (Siemens Enterprise Communications) nur noch um Unternehmen und Service Provider kümmern. Eine schöne klare Trennung, sollte man meinen. Oder doch nicht? Der Begriff Service Provider lässt ja einiges an Interpretationsspielräumen offen: Gibt es überhaupt Carrier, die ohne Service Provisioning überleben respektive anständige Gewinne erzielen können? Zu wessen Jagdgründen gehören diese Service-Provider-Carrier dann? Und zu wem die Heerschar neuer, netzloser Service Provider, die nichtsdestotrotz in Technik investieren müssen und damit eine wichtige Klientel sind? Ein kleines Beispiel aus dem Siemens-Portfolio zeigt, was gemeint ist: die Hipath 8000, eine Art Super-Softswitch, den Siemens sowohl großen Unternehmen als auch Carriern anbieten wollte. Dafür wurde sogar eigens ein internes Joint Venture zwischen den Geschäftsbereichen Carrier und Unternehmens-Kommunikationstechnik bei Siemens gebildet. Das war allerdings, bevor die Siemens-Führung beschloss, das Carrier-Geschäft via Joint Venture auszulagern. Nun zeigte sich der Markt der Innovation anfangs durchaus nicht übermäßig aufgeschlossen. Man habe kräftig Bewusstseinsbildung treiben müssen, heißt es aus dem Management. Schließlich gelten TK und IT noch immer als recht getrennte Bereiche, erst die IP-Technologie ändert das sehr, sehr langsam. Im Gefolge der Joint-Venture-Gründung wurde die Hipath 8000 ganz einfach in zwei Produkte aufgeteilt: in eines für Carrier, das jetzt NSN (Nokia Siemens Networks) eigenständig weiterentwickelt, und in eines für Unternehmen und Service Provider, das SEC betreut. Angesichts des Denkens der Kunden vielleicht nicht schlecht, sollte man meinen. Doch hier beißt sich die Katze in den Schwanz. Denn, siehe oben, Service Provider und Carrier dürften wenigstens gelegentlich das Gleiche sein… womit zweierlei bewiesen wäre: Erstens, dass manche Produkte anscheinend die Plastizität von Knetmasse mitbringen, was für Kunden die Auswahl nicht unbedingt einfacher machen muss. Und zweitens, dass es schwerer ist, ein Kamel durch ein Nadelöhr zu zwängen als Siemens endgültig aus den lukrativen Bereichen des TK-Marktes zu verdrängen – Joint Venture und Marktabgrenzung hin oder her