Etailer: Zukunftsfrage für die Distribution
Immer mehr Fachhändler benutzen Etailer als Einkaufsquelle – das bestätigt auch die CRN-Marktforschung Channeltracks. Doch was heute billig ist, kann morgen zu schwerwiegenden Verwerfungen im Channel führen, meint CMP-Weka Verlagsleiter Andreas Raum.

»In diesen Zeiten möchte ich kein Distributor sein«, hat es Anfang der Woche ein alter Bekannter aus der Systemhauslandschaft auf den Punkt gebracht. Und tatsächlich, die Landschaft befindet sich im starken Wandel: Die Großdistribution gewinnt zwar (Stamm-) Kunden, doch das Volumen verschiebt sich zugunsten der Etailer.
Der Trend zum Etail als Einkaufsquelle hält ungebrochen an. Im April gab bereits jeder dritte befragte Händler an, Etailer als Einkaufquelle nutzen. Wenig überraschend: Die beiden Spitzenreiter sind wie gehabt Amazon (wird von jedem zweiten genutzt) und Notebooksbilliger.de (rund 20 Prozent). Sehr interessant sind dagegen die Einkaufsvolumen, die Channeltracks seit dem ersten Quartal erheben. Hier gab jeder dritte Befragte ein Bestellvolumen von mehr als 10.000 Euro pro Jahr an.
Das ist für die Distribution noch nicht lebensbedrohlich, denn zwei Drittel der befragten Reseller geben bei der Distribution mehr als 50.000 Euro im Jahr für IT aus. Interessant aber, dass das Etail-Volumen steigt und die ersten angeben, ausschließlich bei Onlinern Ware zu beschafften.
Diskutiert wurden die Gründe für diese Verschiebung schon häufiger. Antworten von Herstellerseite stehen aber noch aus. Denn die heizen auf der Suche nach Absatzchancen die Etail-Kanäle weiter an. Immer häufiger wandern WKZ-Gelder in den Etail. Derart subventioniert landet die Ware wieder im Fachhandel. Die Distribution und kanaltreue Händler schauen in die Röhre. Hier wird nicht nur Channelgeschäft beschädigt, sondern auch ohne hin knappes Marketinggeld verbrannt. Gemeinsam mit der Distribution sollten die Hersteller schnellstens nach gangbaren Lösungen suchen, ehe die Lage für die – bislang gut funktionierenden – Kanäle bedrohlich wird.