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Schwaches Sommerquartal

Finanzkrise trifft IT-Distributoren hart

Die nachlassende Nachfrage,Margendruck und verschärfter Wettbewerb bei gleichzeitig steigenden Finanzierungskosten – die Wirtschaftskrise trifft die IT-Distribution jetzt besonders hart. Broadline-Distributor Ingram Micro, VAD Avnet und der Schweizer Grossist Also melden nach einem schwachen Sommer Ergebniseinbrüche und reagieren mit weiteren Maßnahmen zur Kostenreduzierung

Autor:Samba Schulte • 6.11.2008 • ca. 2:00 Min

Ob US-Konzern oder Euro-Distributor, ob Broadliner oder VAD – sie alle mussten im Quartal, das mit September endete, Einbrüche hinnehmen. Wenig Hoffnung bietet der Ausblick auf das vierte Quartal: Die Distributoren erwarten keine besseren Rahmenbedingungen. Der weltweit größte Distributor IngramMicro verzichtet im Rahmen seiner Ergebnisveröffentlichung zum dritten Quartal sogar darauf, eine Prognose für das Jahresendquartal auszugeben. Angesichts der wirtschaftlichen Krisensituation sei keine genaue Prognose möglich, sagt CEO Greg Spierkel: »Wie tief greifend sie ist, wie lange sie anhalten wird – darauf hat derzeit niemand eine Antwort.« Ingrams Erlöse sanken im dritten Quartal um vier Prozent gegenüber dem vergleichbaren Vorjahreszeitraum auf 8,3 Milliarden US-Dollar. Das Netto- Einkommen beträgt nur noch gut 46 Millionen Dollar nach gut 72 Millionen im Vorjahr. In der EMEA-Region brach der Umsatz um zehn Prozent auf 2,6 Milliarden Dollar ein. In der EMEA-Region weist der Broadliner außerdem einen operativen Verlust von 4,7 Millionen aus. Im vergleichbaren Vorjahreszeitraum lag das operative Ergebnis noch bei 29 Millionen Dollar.

Neben den allgemeinen schwachen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wirkte sich laut Spierkel auch die Reaktion des Marktes auf die Frachtkostenanpassung beim Broadliner negativ auf das Ergebnis aus.

Distributor Also restrukturiert

Distributor Also konnte im dritten Quartal zwar den Umsatz um vier Prozent auf rund 900 Millionen Euro steigern, muss aber einen konsolidierten Verlust von gut 1,6 Millionen Euro hinnehmen nach einem Plus von fast 5,3 Millionen im Vorjahr. In der Region Schweiz/Deutschland verzeichnet Also nach neun Monaten zwar einen Umsatzanstieg von 15 Prozent auf 1,5 Milliarden Euro, doch der Betriebsgewinn liege leicht unter dem Vorjahreswert. Vor allem weil sich in Deutschland Wettbewerb und Margendruck verschärft hätten. Auf die weiterhin schwachen Ergebnisse im Norden und im Osten Europas (das ehemalige GNT-Geschäft) reagiert Also mit harten Maßnahmen: Die 2005 gegründete und seither erfolglos agierende polnische Tochtergesellschaft mit siebzig Mitarbeitern soll noch vor Jahresende geschlossen werden. Für die immer noch nicht profitabel arbeitende Niederlassung in Schweden prüft Also verschiedene Optionen, vom Verkauf bis zur Stilllegung der Filiale. Auch der Distributor Avnet sieht sich zu einem Sparkurs gezwungen: Der US-Konzern erzielte im ersten Quartal (endete am 27. September) seines Geschäftsjahres 2008/2009 Erlöse von fast 4,5 Milliarden Dollar. Das entspricht einer Steigerung von fast zehn Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum. Das Nettoeinkommen ging jedoch gleichzeitig zurück: auf 93 Millionen statt 105,5 Millionen Dollar.

Vor allem die Value Add-Sparte von Avnet Technology Solutions schwächelt: Trotz einer Umsatzsteigerung von 11,5 Prozent auf fast 1,8 Milliarden Dollar, erzielte ATS ein operatives Einkommen von nur 51 Millionen Dollar nach 58,5 Millionen im Vorjahr. Chairman und CEO Roy Vallee reagiert mit einer Ausweitung des im März gestarteten Kosteneinsparungsprogramms: »Wir werden die Situation im Auge behalten und auf veränderte Marktbedingungen sofort reagieren.