Gefälschte Magnetbänder
Falconstor VTL – Über FC und iSCSI simuliert die Speichersoftware große Bandbibliotheken mit mehreren Laufwerken und hunderten von Slots. Die Daten landen jedoch auf Platten.


Auf www.networkcomputing.de hat Network Computing im Online-Lablog bereits die ersten Testeindrücke der Falconstor VTL veröffentlicht (www.networkcomputing.de/lablog-online-falconstor-als-ersatz-fuer-physische-libraries/). Für den ausführlichen Test hat das Laborteam die Software erst einmal auf einen neuen PC umgezogen (www.networkcomputing.de/lablog-guenstigen-server-selbst-bauen/), der über mehrere SCSI-Ports physische Tapes anspricht.
Die grundlegende Funktion der Falconstor VTL ist schnell erklärt. Die Software simuliert Bandbibliotheken auf die Server über ein FC- und iSCSI-SAN zugreifen können. Die virtuellen Tapes landen dabei als Dateien auf den per FC angebundenen Backend-LUNs. Die Simulation ist dabei nahezu perfekt. Die verbundenen Maschinen können ein Original nicht von der Simulation unterscheiden. Das geht so weit, dass der Verwalter manuell die Firmware-Version eines virtuellen Drives angeben kann, falls eine besondere Backup-Software per Inquiry eine bestimmte Version fordern sollte.
Virtuelle Tapes belegen nicht von Haus aus den kompletten Speicher. Die VTL nutzt Thin-Provisioning und erweitert die Tapes je nach Bedarf. Zudem setzt die Software eine Kompression ein, welche effizienter arbeitet, als die Hardware-Kompression der physischen Laufwerke. Daher muss der Verwalter die virtuellen Bänder ein paar GBytes kleiner anlegen, möchte er sie später komplett auf ein physisches Band auslagern. Für virtuelle LTO-2-Cartridges empfiehlt das Programm eine maximale Kapazität von 170 GByte statt der möglichen 200 GByte.
<b>FC-Arrays für das Backend </b>
Die von Network Computing getestete Standalone-Version 5 der VTL nutzt als Speicher für die virtuellen Tapes FC-LUNs. Im Server eingebaute Platten kann das Programm nicht ansprechen. Falconstor offeriert eine andere VTL-Version für Appliances mit lokalem Speicher. Diese beherrscht dann auch Deduplication, basiert im Kern momentan jedoch auf einer älteren Version des VTL-Codes.
Die erste der VTL zugewiesene FC-LUN des Backends erhält zunächst die VTL-Datenbank. Diese sichert die Konfiguration von Software, Tapes, Drives und Libraries. Zur verbesserten Sicherheit kann der Verwalter die Datenbank auf eine weitere LUN spiegeln.
Den Rest der LUNs verwaltet Falconstor für die virtuellen Tapes. Die VTL nutzt dabei kein Dateisystem, sondern spricht die Platten mit direkter Blockadressierung an. Das führt allerdings dazu, dass Tapes mit Thin-Provisioning sich auf einer LUN verteilen und die Blöcke nicht sequentiell aneinander hängen. Das sollte die Performance jedoch nicht wesentlich beeinträchtigen.
Die virtuellen Tapes lassen sich asynchron spiegeln. Die Replizierung arbeitet nach einem Zeitschema oder eventbasiert. Hier kann der Administrator vorgeben, dass eine Replizierung startet, wenn sich eine vordefinierte Speichermenge auf dem Quellband ändert. Die Replizierung dient hauptsächlich dazu, virtuelle Bänder von einem VTL-System zu einem anderen zu übertragen. So kann ein Unternehmen seine physischen Bandbibliotheken zentralisieren. Die Filialen sichern ihre Daten in lokale VTLs, welche die geänderten Daten zur Zentrale hochladen. Erst dort wandern sie auf physische Tapes.
Im erweiterten Test verbindet Network Computing einen physischen VS-80- und einen -LTO-2-Streamer mit der VTL. Ohne Probleme lassen sich virtuelle Tapes auslagern oder bestehende, physische Bänder einlesen. Je nachdem, wie viel die VTL gerade zu tun hat, kann das Einlesen der Bänder in die VTL jedoch ein paar Stunden in Anspruch nehmen.
Die längerfristige Prüfung der Software im Labor bringt ein paar kleine Schwächen ans Licht. Physische Bänder lassen sich nur direkt in VTLs importieren und der Verwalter kann dabei auch nicht angeben, auf welchem der FC-Quellspeicher das neue virtuelle Band später liegt. Je nach Konfiguration wäre es wünschenswert, Bänder direkt die Ablage – dem Vault – zu importieren.
Will der Administrator eine FC-LUN aus der Konfiguration entfernen, muss er manuell alle dort gesicherten Bänder auf einen anderen Datenträger replizieren. Die Replik wertet der Verwalter dann zum eigenständigen Band auf, löscht das Original und ersetzt es durch die Kopie. Hier wäre eine Komfort-Funktion wie »Datenträger leeren und alle Bänder auf andere LUNs verteilen« wünschenswert.
Fazit: Die Falconstor VTL ist eine mächtige Software, die leider auch einen mächtigen Preis hat. Wenn der Verwalter jedoch berücksichtigt, dass er mit Hilfe der VTL mehrere physische Bibliotheken einsparen kann, erscheinen die 30000 Euro Listenpreis vergleichsweise günstig.
Schade auch, dass es zwei verschiedene Versionen gibt, von der nur eine interne Laufwerke unterstützt. Eine günstige Entry-Level-Version der Software, mit einer Beschränkung auf wenige Libraries mit je nur einem Laufwerk, wäre wünschenswert.