Zum Inhalt springen

Groupware-Alternativen: Exchange auf der Abschussliste

Groupware-Alternativen: Exchange auf der Abschussliste. Der Markt für Groupware-Lösungen wird traditionell von Microsoft, IBM und Novell dominiert. Aber nun kommen zunehmend ausgereifte Open-Source-Alternativen auf den Markt, die für Händler gute Geschäftsmöglichkeiten ergeben.

Autor:Markus Reuter • 15.3.2006 • ca. 2:55 Min

Groupware-Alternativen: Exchange auf der Abschussliste

Autor: Dr. Jakob Jung
Irgendwann kommt auch für den genügsamsten Kunden der Moment, wo er einsieht, dass seine alte Mail- und Kalender-Software (Groupware) nicht mehr auf dem neuesten Stand ist. Das ist die Chance für Systemhäuser, Open-Source-Alternativen ins Spiel zu bringen, um nicht nur bessere, sondern auch kostengünstigere Lösungen an den Mann zu bringen. »Der Hauptzielmarkt für uns sind Migrationen von Microsoft-Kunden, die Exchange 5.5 ablösen wollen, aber vor einer aufwändigen Umstellung auf Active-Directory-Infrastruktur zurück-schrecken«, betont Petra Heinrich, Chief Sales Officer von Open Xchange. Ins gleiche Horn stößt Peter Ganten, Geschäftsführer von Univention: »Exchange-Migrationen sind ganz klar der Hauptfokus. Aber es gibt auch erstaunlich viele Kunden, die zwar E-Mail, aber keine echte Groupware einsetzen.« Er glaubt, dass sich Open Source Groupware derzeit an einem Wendepunkt in der Entwicklung befindet: »Früher hatten die Linux-Produkte Probleme bei der Skalierbarkeit. Das ist jetzt vorbei.« Vor allem dank des Engagements des Bundesamts für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) gebe es eine neue Dynamik im Markt. Allerdings gebe es noch immer keine Software, die allen Ansprüchen genüge.

Dass Microsoft Exchange das primäre Angriffsziel der Open-Source-Anbieter darstellt, mag auf den ersten Blick etwas verwundern, denn die Redmonder sind keineswegs auf der Verliererstraße im Groupware-Markt. Die Gates-Company hat ihren Marktanteil in den letzten Jahren stetig gesteigert. Aktuell liegt er bei 32 Prozent gegenüber 24 Prozent von IBM Lotus, Novell Groupwise folgt als abgeschlagener Dritter. Bis 2009 wird der Anteil von Microsoft nach Einschätzung der Radicati Group auf 37 Prozent wachsen, Lotus auf 20 Prozent schrumpfen.

Dennoch gibt es im Kielwasser der Großen genug Chancen für die kleineren Anbieter.

Und aggressiv will die Ex-Suse-Channel-Chefin Heinrich insbesondere im Hinblick auf die Partnergewinnung vorgehen: »Unser Ziel ist es, die Zahl unserer Partner wesentlich auszubauen.« Derzeit arbeitet das Unternehmen in Deutschland mit 87 Händlern zusammen. Die Partnerinfrastruktur wird weiter ausgebaut, das neue Modell soll zur Cebit vorgestellt werden.

Und diese Basis wird nun durch eine Kooperation mit Collax erweitert, die ebenfalls viele Ex-Suse-Mitarbeiter beschäftigt. Das gemeinsame Produkt, der Collax Open-Xchange Server, ist ab 1. Februar 2006 über das Händlernetz von Collax, unter anderem bei den Distributoren Actebis und Lxpn, erhältlich, aus organisatorischen Gründen erst später über den Open Xchange- Channel. Die Kommunikationslösung gibt es entweder als reine Software-Version oder vorkonfigurierte Hardware-Appliance.

Hauptvorteil ist die einfache Bedienung, für die keine tiefen Linux-Vorkenntnisse notwendig sind. Open Xchange ist die Weiterentwicklung des Suse Linux Open Xchange Servers (SLOX), der von Novell zugunsten Groupwise aufgegeben wurde.

Eine Exchange-Alternative mit einer langen Vorgeschichte ist auch die Scalix Enterprise Edition, die aktuell in der Version 9.4 vorliegt und ursprünglich auf HP Open Mail basiert. Die Lösung wird hierzulande von Distributor Adiva vertrieben. »Wir wollen ein Mailing starten, um Sun-, FSC- und HP-Händler auf die Vorzüge des Systems hinzuweisen«, berichtet Markus Krämer, Produkt Manager Sun und Scalix bei Adiva. Vor allem auf Sun Opteron-Servern sei Scalix im Moment eine Referenz-Applikation.

Ebenfalls ein Produkt mit einer Vorgeschichte ist der Univention Groupware Server, der in diesen Tagen auf den Markt kommt. Er erweitert den hauseigenen Corporate Server und beruht auf der Vorarbeit des Kolab-Konsortiums.

Zielgruppe sind laut Geschäftsführer Ganten vor allem Kunden, die im Backend Linux Server, im Frontend aber Microsoft Office und Outlook verwenden. Ganz im Geiste der Open-Source-Bewegung will Ganten sein Produkt auch offen für die Wettbewerber Open Xchange und Scalix halten. Die Resonanz bei den Univention-Partnern kann sich jetzt schon sehen lassen. »Etwa die Hälfte unserer 45 deutschen Partner interessiert sich für unsere Groupware-Lösung, obwohl sie noch gar nicht auf dem Markt ist«, freut sich Ganten.

______________________________________________

Produkte, Preise und Verfügbarkeit

Scalix Enterprise Edition 9.4 kostet 60 Euro pro Benutzer. Eine Version für Kunden aus dem Bereich Behörden und Ausbildung ist zu ermäßigten Konditionen erhältlich. Distributor: Adiva.
> Univention Groupware Server. Als Stand-Alone oder in Kombination mit dem Corporate Server. Einzellösung ab 19 Euro pro Nutzer.
> Exchange4Linux 3.0. Preise auf Anfrage. Distributor: Internet Service GmbH.
> Wice CRM Groupware. Preise auf Anfrage.

______________________________________________

INFO

www.actebis.de
www.adiva.de
www.lxpn.de
www.open-xchange.com
www.scalix.de
www.univention.de
www.serve.de
www.wice-gmbh.de