Herausforderung für den Channel
Obwohl Desktop-PCs im privaten und geschäftlichen Bereich zunehmend durch Notebooks ersetzt werden, bewegt sich die Nachfrage nach Kernkomponenten auf einem stabilen Niveau. Denn das Assemblieren von Rechnern steht im Channel nach wie vor hoch im Kurs. Bei Notebook-Komponenten bereitet die fehlende Standardisierung den System-Buildern allerdings erhebliche Probleme.
Für Kernkomponenten wie CPUs, Grafikkarten, Festplatten und Speicher besteht trotz Wirtschaftskrise und der zunehmenden Verdrängung von Desktop-PCs durch Notebooks weiterhin eine hohe Nachfrage im Channel. Die großen Hersteller erklären zwar, dass es zum PC von der Stange keine Alternative gäbe, doch das Assemblieren von PCs und Servern lohnt sich für den IT-Handel nach wie vor. Dies belegt eindrucksvoll auch eine aktuelle CRN-Channeltracks-Studie laut der 45,4 Prozent der deutschen IT-Händler angeben, Rechner und Server selbst zu fertigen. Wie AMD-Sprecher Michael Schmid betont, ist der Channel für AMD nicht nur der wichtigste Kunde, sondern auch technologisch den A-Brands stets mit deutlichem Abstand voraus. »B-Brands sind schneller und flexibler als die großen A-Brands und dadurch viel eher dazu in der Lage, die neues-ten Komponenten zu verbauen«, so Schmid. Dass jedoch längst nicht jeder Assemblierer über die notwendigen Kenntnisse verfügt, um die neuesten Komponenten auch fachgerecht zu einem funktionierenden System zusammenzufügen, zeigte der Schnellschrauber-Wettbewerb beim ersten CRN-Assemblierer-Summit in Leipzig, bei dem einige Teilnehmer nicht in der Lage waren, unter Zeitdruck einen PC aus Standardkomponenten zu assemblieren. »Die Veranstaltung war für uns sehr interessant, da sie gezeigt hat, dass hier offensichtlich noch ein großer Aufklärungsbedarf im Channel besteht«, so René Grau, Technical Marketing Manager beim Kühlerhersteller Coole Master.
Notebooks spielen dagegen aufgrund des geringen Standardisierungsgrades und der langen Lieferketten der Komponenten bisher eine eher untergeordnete Rolle im System-Builder-Channel. Nur jeder zehnte IT-Händler assembliert auch Notebooks. Der CPU-Branchenprimus Intel hat zwar mit seinem »Common-Building-Block«-Programm eine Initiative ins Leben gerufen, um die Standardisierung von Notebook-Komponenten voranzutreiben. Doch das Programm hat bei den großen asiatischen ODMs nicht die erhoffte Resonanz gefunden und wird von Intel nun nicht mehr aktiv unterstützt.
Trotz der offensichtlichen Schwierigkeiten, mit denen kleinere Unternehmen bei der individuellen Fertigung von Notebooks konfrontiert sind, muss sich der Channel laut Intel-Channel-Chef Christian Ganz, dieser Herausforderung jedoch unbedingt stellen: »Um in diesem schwierigen aber zukunftsträchtigen Marktsegment zu überleben, sollten sich einzelne B-Brands zu größeren Einkaufsverbünden zusammenschließen«, empfiehlt Ganz. Seit Beginn der weltweiten Wirtschaftskrise sei zudem die Gesprächsbereitschaft der asiatischen Komponentenhersteller gegenüber den B-Brands erheblich größer: »Seit der Wirtschaftskrise muss nicht jeder B-Brand-Deal automatisch zu klein sein«, betont Ganz gegenüber Computer Reseller News.
Die zunehmende Substitution von Desktop-Rechnern durch Notebooks belegen auch aktuelle Zahlen der Marktforscher von IDC: Bereits seit Sommer 2008 geht es auf dem deutschen IT-Markt rapide abwärts. Die Ausgaben für Hardware sollen in 2009 um bis zu 30 Prozent zurückgehen. Laut iSuppli wurden in den ersten drei Monaten des laufenden Jahres so wenig Rechner verkauft wie noch nie zuvor. Trotz dieser Hiobsbotschaften für die IT-Branche stieg den Analysten von Gartner zufolge der Absatz von Rechnern im ersten Quartal 2009 um 4,5 Prozent. Der Haken: Deutliches Wachstum verzeichnet nur das Notebook-Segment, das Desktop-PC-Geschäft ist dagegen im Vergleich zum Vorjahr um zwölf Prozent rückläufig. Auch wenn die Prognosen der Marktforscher für 2010 etwas günstiger ausfallen – laut Gartner soll der PC-Absatz in 2010 wieder um zehn Prozent zulegen –, besteht für die Zukunft bei Brancheninsidern allgemeine Einigkeit darüber, dass die Verdrängung von Desktop-Rechnern durch Notebooks unaufhaltsam weitergehen wird.