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Mobile Anwendungen in Europa

Keine einheitlichen Modelle

Nach dem New-Economy-Hype stehen mobile Lösungen beziehungsweise Mobile-Business im Vordergrund. Wie Untersuchungen zeigen, ergibt sich derzeit jedoch kein einheitliches Bild, was die Umsetzung in den Unternehmen anbelangt. Eine sorgfältige Analyse vorher ist aber Pflicht.

Autor:Redaktion connect-professional • 20.7.2006 • ca. 3:45 Min

Zum zweiten sollten Unternehmen sehr genau analysieren, welche Kommunikations- und/oder Geschäftsprozesse sie mobilisieren wollen. Kommunikations- und prozessorientierte mobile Lösungen weisen unterschiedliche Anforderungen, Implikationen und Wertschöpfungen auf. Die Grafik »Komplexität mobiler Lösungen« veranschaulicht, warum die Komplexität von den kommunikationsorientierten zu den prozessorientierten Lösungen hin zunimmt.

Die generell spürbare Umsicht ist jedoch nicht mit einer ablehnenden Haltung gleichzusetzen. Mehr als die Hälfte der befragten Entscheider gab an, dass ihre Unternehmen Erwägungen anstellten, ob und wie Mobile-Business ihren Geschäftserfolg steigern kann. Und etwa genauso viele wollen ihre Ausgaben für Analysen, Pilotprojekte oder Implementierungen im jeweils kommenden Geschäftsjahr erhöhen.

Die Bevorzugung der mobilen Anwendungen folgt im Allgemeinen dem gezeigten schematischen Aufriss, beginnend bei Level 1 mit den Out-of-the-box-Lösungen wie Mobile-Office, die primär auf Kommunikation setzen und einen niedrigen Integrationsgrad mit den Unternehmenssystemen aufweisen. Auf der zweiten Ebene kommen angepasste Lösungen, die sich hauptsächlich an Prozessen orientieren und auf die horizontale Mobilisierung der Wertkette abzielen. Exemplarisch stehen hierfür vor allem Field-Service- und Sales-Force-Anwendungen, abgestimmt auf die spezifischen Bedürfnisse von Service- und Vertriebsmitarbeitern.

Individuelle Systemlösungen auf der Ebene 3 sind teilweise hochspezifische Branchen- oder unternehmensexklusive Anwendungen, die sich im Extremfall völlig in die unternehmensweite IT-Landschaft einfügen. Sie stellen derzeit noch eine Ausnahme dar, sind aber vor allem in der Entwicklung und zum Teil in der Implementierung zu finden. Hier führt die Mobilisierung von Geschäftsprozessen zu signifikant strategischen Wettbewerbsvorteilen wie sprunghaftem Produktivitätsgewinn, erheblichen Kostenersparnissen oder deutlicher Umsatzsteigerung, in konkreten Fällen mit einem Unterschied von bis zu 20 Prozent

Dementsprechend erachtet etwa ein Sechstel der befragten Führungskräfte Mobile-Business als wesentlich für ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit. Projekte dieser Art besitzen aufgrund ihrer Bedeutung und der Investitionshöhe bereits strategischen Charakter für die jeweiligen Unternehmen. Sie zeigen, dass es bestimmte Unternehmens- oder Branchenkonstellationen gibt beziehungsweise solche herbeigeführt werden können, in denen die Unternehmen dem »Mobilen Imperativ« folgen. Trotz ihrer Minderzahl können diese als wegweisend für Mobile-Business überhaupt gelten.

Ob nun eine umfassende oder eine teilweise Anwendung zum Tragen kommt, die zu beachtende Grundregel bleibt dieselbe: Unternehmen sollten gründlich und umfassend analysieren, welche Kommunikations- und Geschäftsprozesse sich in welchem Arbeits- und Branchenumfeld für eine Mobilisierung eignen und welchen Mehrwert diese für ihre Mitarbeiter oder Kunden bieten. Die Schwerpunkte dieser Analyse hängen von den Treibern und den beabsichtigten Effekten ab, die mobile Lösungen erzielen sollen.

Treiber und Hindernisse für Investitionen

Mobile-Business stellt kein Ausnahmephänomen in einer Ausnahmesituationen dar. Das, was wir »Mobiler Imperativ« nennen, folgt den gegenwärtigen Treibern in der Wirtschaft und unserem Alltag, wie der Globalisierung, der Dezentralisierung, der Mobilisierung von Mitarbeitern und Kunden, dem Druck hinsichtlich Kosten und Produktivität oder vor allem der Verkürzung und Dynamisierung von Wirtschafts- und Arbeitszyklen.

Heruntergebrochen auf die Anwendungsmöglichkeiten mobiler Lösungen nennen Führungskräfte derzeit in absteigender Wichtigkeit als Treiber beziehungsweise Herausforderung ihrer jeweiligen Geschäftstätigkeit die Erhöhung der Effizienz ihrer Service-Mitarbeiter und Vertriebsmitarbeiter, das Senken der allgemeinen Kosten, die Minderung der Reisekosten, die Verbesserung der Logistikleistungen und die Türöffner-Funktion, um Geschäftsmodelle zu transformieren.

Gegenwärtig existiert eine Reihe von Faktoren, die für eine Marktakzeptanz auf breiter Ebene vorausgesetzt und derzeit nur teilweise erfüllt werden. Die meisten dieser Faktoren betreffen die Anbieter auf dem durch Konvergenz und Kooperation gekennzeichneten Mobile-Markt.

Erwartungen an die Anbieter

Vornehmlich geht es hierbei um die Höhe der Kommunikationskosten, die beim Einsatz mobiler Lösungen anfallen. In diesem Zusammenhang sind auch die Forderungen nach einem transparenten Preisgefüge sowie einem Corporate-Billing zu sehen. Daneben stehen technologische Aspekte wie zum einen die Qualität, die Verfügbarkeit, die Zuverlässigkeit oder die Sicherheit der mobilen Kommunikation. Zum anderen setzen Unternehmen voraus, dass geeignete Endgeräte für den jeweiligen Zweck zur Verfügung stehen. Teilweise sind diese Forderungen bereits erfüllt. Vor allem mobile Anwendungen zur Kommunikation wie Mobile-Office sind über die Pilotphase hinaus und werden teilweise angewendet. Die anfallenden variablen Kommunikationskosten wie auch die Investitionen in Infrastruktur und Hardware bewegen sich in einem vertretbaren Bereich. Prozessorientierte Anwendungen sind von ihrer Natur her komplexer. Unternehmensprozesse müssen für sie angepasst werden.

Gerade in diesem Bereich sind die Rollen der Player noch nicht festgelegt. Vielmehr bricht auf der Angebotseite die traditionelle Wertschöpfung auf Es kommen neue Leistungsbestandteile und neue Anbieter hinzu. Dieser dynamische Prozess der Neuformation dauert an und ist nur bedingt absehbar.

Im Lichte dieser Anforderungen und variablen Marktstrukturen bevorzugen Unternehmen insbesondere bei umfassenden Implementierungen daher Prime-Contracting-Modelle, die System-Integratoren gemeinsam mit der Beratung zu den Geschäftsmodellen anbieten. In einem ersten Schritt geht es den Unternehmen, wie wir aus unserer Studie »Corporate Mobile Applications« und unserer täglichen Arbeit mit Kunden wissen, um eine grundlegende Orientierung im Markt- und Lösungsgefüge und einer anschließenden Begleitung in ihren Entscheidungsprozessen. Wesentlicher Bestandteil dieses Prozesses ist eine Analyse der Geschäftsprozesse, deren Mobilisierung den gewünschten ROI und Wettbewerbsvorteile bringen soll.

Die Key-Player auf diesem Markt haben diese Anforderungen verstanden. Eine nicht geringe Zahl von Unternehmen, die den Bedingungen der Echtzeitwirtschaft gerecht werden wollen, hat bereits konkrete Schritte in diese Richtung unternommen. Wir begleiten diese Schritte und analysieren die Marktentwicklung weiter. Wir sind sicher, dass die Ergebnisse der kommenden Aktualisierung unserer Studie zeigen werden, dass Mobile-Business ein Schritt in die richtige Richtung ist.

Ralf Hoffrichter, Managing Director, Jürgen Gödeke, Senior Manager, Communications Practice BearingPoint, Düsseldorfv