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Meinung: Virtualisierung ?Vorteil oder Kostenfalle?

Meinung: Virtualisierung ?Vorteil oder Kostenfalle?. Virtualisierung ist keine Universallösung für jedes Problem, doch sie kann durchaus eine von mehreren interessanten Möglichkeiten für Unternehmen sein, die in Richtung dynamische Infrastruktur gehen wollen.

Autor:Redaktion connect-professional • 6.9.2006 • ca. 2:25 Min

Meinung: Virtualisierung ?Vorteil oder Kostenfalle?

So stellt sich Virtualisierung in einer Reihe von Einsatzszenarien oft als günstige Variante heraus. Eine Wirtschaftlichkeitsanalyse ist empfehlenswert, um zu ermitteln, ob Virtualisierung im konkreten Fall sinnvoll ist oder nicht. Gespart werden kann an Hardware, Platz und Strom. Das hat aber auch seinen Preis. Virtuelle Maschinen laufen auf nur einem Server, es besteht demnach ein höheres Risiko. Bei einem Server-Ausfall ist es dennoch möglich, hochverfügbar zu bleiben, zum Beispiel durch dynamisches Umschalten der virtualisierten Server. Dies erfordert aber ebenfalls Investitionen in unterstützende Hardware und Software. Auch kann es zu Unterbrechungen kommen, da die redundanten virtuellen Server gestartet werden müssen ? ganz gleich ob automatisch oder manuell.
Besonders gut geeignet sind Virtualisierungslösungen für den Einsatz als Testumgebung, da es sich dabei nicht um kritische Dienste handelt, die Ausfallsicherheit also keine Rolle spielt. Performance ist hier nicht das oberste Bewertungskriterium, das Resource-Sharing ist also kein Problem. Vielmehr bietet der virtuelle Betrieb die gewünschte Rebuild-Dynamik und ermöglicht schnelles Umkonfigurieren, Wiederaufsetzen und Neustarten der eingesetzten Komponenten. Zu verschiedenen Zeitpunkten können auf einem Server mehrere virtuelle Server abgebildet, variable Testumgebungen geschaffen und bei Fehlern problemlos wieder aufgesetzt und ausgeführt werden. Der Kauf zusätzlicher Hardware rein für Testzwecke ist also nicht mehr erforderlich.
Lösungsanbieter wie Vmware und Microsoft werben damit, dass die IT-Abteilung durch Einführung einer virtuellen Infrastruktur wesentlich flexibler auf unterschiedliche Geschäftsanforderungen reagieren kann. So sollen unter anderem die Server-Auslastungsraten signifikant steigen, Reaktionszeiten auf Änderungsanforderungen auf ein paar Minuten und Bereitstellungszeiten für neue Anwendungen von Tagen sogar auf nur wenige Sekunden sinken.
Doch bei aller Begeisterung für dieses Szenario darf nicht vergessen werden: Auch Virtualisierung unterliegt bestimmten Limits, erhöht die Komplexität des Betriebes und schafft zusätzliche Kosten für Wartung und Lizenzen ? schließlich fallen neben den Gebühren für alle Server-Lizenzen (Exchange Server etc.) auch Kosten für die eigentliche Virtualisierungslösung sowie deren Wartung, Patches und Upgrades an.
Daneben setzt die vorhandene Hardware der erreichbaren Performance schnell enge Grenzen, da sich alle aufgesetzten virtuellen Maschinen die vorhandenen Ressourcen wie Speicherkapazität, Netzwerk oder Disc-Controller teilen müssen ? für I/O-intensive Aufgaben kann dies nachteilig sein. Und mit leistungsstärkerer Hardware Abhilfe zu schaffen, wirkt dem eigentlichen Vorhaben entgegen. Außerdem ist das aufgrund der hohen Preise für starke Hardware vergleichsweise sehr teuer.
Als Alternative zur gerade im Infrastrukturbereich vielfach überschätzten Virtualisierung bieten sich daher die relativ preiswerten und Platz sparenden Blade Server an, denn dedizierte Hardware wird immer schneller sein als vergleichbare virtuelle Server. Die nötigen Lizenzen bleiben die gleichen. Die Hardware für einzelne Blade Server wird zwar in der Summe etwas teurer sein, als ein großer, leistungsfähiger Server, der für eine Virtualisierungslösung geeignet ist, aber dafür sinkt das Ausfallrisiko, während die Performance steigt, da die Server sich die Ressourcen nicht teilen müssen. Die entscheidende Frage ist: Sind mir diese Vorteile das wert?
Fazit: Virtualisierung ist gut geeignet für hoch dynamische Umgebungen wie Testumgebungen. Bei anderen Szenarien muss abgewogen werden. Es empfiehlt sich zunächst eine Wirtschaftlichkeitsanalyse durchzuführen, um zu ermitteln, welche Variante im Endeffekt mehr oder weniger kostet. Es ist zu berücksichtigen wie hoch das Ausfallrisiko sein darf, welche Performance und welche Flexibilität benötigt werden und was die Lösung dem Unternehmen wert ist. Kai Kaufholz arbeitet als Senior Principal Consultant bei Avanade.