Zum Inhalt springen
Offensive gegen Google

Microsoft erobert den chinesischen Suchmaschinen-Markt

Nachdem Google den Zensur-Konflikt in China stark beschadet überstanden hat, sieht Microsoft durch eine Kooperation mit Marktführer Baidu im boomenden Markt China seine Chance gekommen. Wie das chinesische Unternehmen am Montag laut Medienberichten mitteilte, wird Baidu für englischsprachige Suchanfragen auf seiner Webseite auf Microsofts Bing zurückgreifen.

Autor:Karl-Peter Lenhard • 5.7.2011 • ca. 1:15 Min

Die Suchmaschine Baidu beherrscht mit einem geschätzten Marktanteil von bis zu 80 Prozent die Websuche in China. Nachdem es sich Google mit den chinesischen Behörden verscherzt hatte, konnte Baidu diese Dominanz weiter ausbauen. Nach einer Hacker-Attacke hatte der Internet-Konzern Anfang des vergangenen Jahres angekündigt sich nicht mehr an staatliche Zensurvorgaben halten zu wollen und notfalls die Verbannung zu riskieren.

Die Filterung politisch heikler Themen schreiben die chinesischen Behörden Internet-Unternehmen als Voraussetzung für den Betrieb vor. Unter diese Zensur fallen etwa Themen wie die Kontroverse um Tibet oder die Niederschlagung der Proteste auf dem Platz des himmlischen Friedens. Obwohl es keine offizielle Stellungnahme seitens Microsoft gibt, sei davon auszugehen, dass auch die Suchergebnisse von Bing zensiert werden, so die »New York Times«.

Bei dem Streit zwischen Peking und Google leitete das Internet-Unternehmen die Suchanfragen zunächst im Frühjahr 2010 aus China direkt auf seine Seite in Hongkong, um der Zensur der Treffer zu entgehen. Daraufhin blockierten die Behörden den Zugang. Google entgegnete dem drohenden Lizenzverlust, indem die automatische Weiterleitung bei google.cn durch einen Link zur Hongkong-Seite ersetzt wurde. Diesen mussten die Nutzer selbst anklicken.

Durch den Konflikt schrumpfte der Google-Marktanteil in China um mehr als zehn Prozent von zuvor mehr als 30 auf zuletzt geschätzte knapp 20 Prozent. Weltweit ist Google der Branchenprimus und die mit Abstand meistgenutzte Internet-Suchmaschine.

Die » Financial Times« schrieb unter der Berufung auf die Marktforschungsfirma Analysys International, dass Microsofts Bing derzeit in China bei einem Marktanteil von nur einem Prozent liege. Weiterhin hieß es, dass Microsoft mit dem Engagement in China seinen Dienst zwar bekannter machen könne, die gesamten Werbeeinnahmen würden bei dem Deal mit Baidu aber beim chinesischen Partner bleiben.