Microsoft verlagert Distribution nach Holland
Microsoft lagert seine Produktlogistik für Europa künftig in die Niederlande aus. Hintergrund sind vor allem die andauernden Patentrechtsstreitigkeiten vor deutschen Gerichten und das damit zusammenhängende Risiko von Beschlagnahmungen oder ähnlichen Schritten.

Mit einem kleinen Paukenschlag reagiert Microsoft jetzt auf die andauernden Patentrechtsstreitigkeiten vor deutschen Gerichten: Um die Risiken durch Beschlagnahmungen oder ähnliche Maßnahmen im Zuge der Verfahren zu verringern, hat der Software-Gigant beschlossen, den Sitz seiner europäischen Distributionszentrale in die Niederlande zu verlegen. Der bisherige Dienstleister Arvato, eine Bertelsmann-Tochter, verliert damit auf einen Schlag einen ihrer größten Auftraggeber. Bisher hatte Arvato den Vertrieb der tausenden Soft- und Hardwareprodukte von seiner Zentrale in Nordrhein-Westfalen aus gemanaged.
Microsoft sagt jedoch auch klar, dass die Entscheidung nichts mit Arvato selbst zu tun habe. Man sei mit der Arbeit stets höchst zufrieden gewesen und hätte die Partnerschaft gerne noch weiter fortgesetzt. Allerdings sei die Gefahr, dass im Rahmen einiger der Verfahren, insbesondere gegen Motorola, Entscheidungen fallen, durch die der deutsche Logistikstandort zum Problem werden könne. Noch angespannter könnte die Situation sogar demnächst werden, wenn sich Google wie geplant Motorola einverleibt und dadurch die mächtigen Patente in der Hand hat, mit denen man den Druck auf die Konkurrenten im Markt für Smartphone-Betriebssysteme weiter erhöhen kann.
In den letzten Monaten wurden vor deutschen Gerichten gleich eine ganze Handvoll Patent-Verfahren eingeleitet. Im Falle Microsoft gegen Motorola geht es unter anderem den Codierungsstandard H.264 für Videodateien. Diesen soll Microsoft laut einer Motorola-Tochter ohne entsprechende Lizenz oder anderweitige Berechtigung in einigen seiner wichtigsten Produkte wie Windows 7, Internet Explorer 9 und auch der Xbox 360 einsetzen. Microsoft befürchtet nun, dass die hiesigen Richter ihrem Ruf zur Hörigkeit gegenüber den Patentinhabern gerecht werden könnten und ähnlich wie schon bei Apple (Push-Mail) oder Samsung (Galaxy Pad 10.1) den Vertrieb einiger Produkte zumindest vorläufig verbieten. In Holland haben sich die Gerichte hier bisher deutlich nachsichtiger gezeigt und meist zumindest das Hauptverfahren abgewartet, bevor Vertriebsverbote ausgesprochen wurden.