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Neue Netzwerke in Sicht

Optical-Transport-Network – Flexible Netzwerke der nächsten Generation sollen auf einem neuen optischen Standard aufsetzen.

Autor:Redaktion connect-professional • 27.9.2007 • ca. 4:20 Min

Die rege Diskussion rund um Schlagworte wie »Konvergenz« und Begriffe wie »Netze der nächsten Generation« (NGN) macht deutlich, dass sich ein ganzer Markt im Umbruch befindet: Unternehmen zeigen reges Interesse an den Möglichkeiten hochentwickelter Datendienste und entscheiden sich mehr und mehr für Angebote wie Ethernet-Dienste, IP-VPNs, Layer-2-VPNs und VoIP-Technologien. Dennoch basiert ein Großteil des Geschäfts zur Zeit noch weiterhin auf vertrauten herkömmlichen Sprach- und Datendiensten, auf die man noch nicht verzichten möchte und kann.

Netzbetreiber reagieren auf die neuen Anforderungen mit einem massiven Umbau ihrer Netze. Eine gleichzeitige Reduktion der operativen Kosten sowie der Investitionsschutz ist außerdem unumgänglich und trägt zur Notwendigkeit von Netzumstellungen bei. Um bewährte Sprach- und Datendienste weiter bedienen und dennoch die neuen, mehr und mehr gefragten Datendienste anbieten zu können, steht die Flexibilität des Netzwerks im Vordergrund, wenn Netzbetreiber sich nach neuen Architekturen umschauen. Denn die Umstellung von alt auf neu geschieht nicht schlagartig über Nacht, sondern schrittweise. Die Wahl der falschen Technologie kann großen finanziellen Schaden mit sich bringen und so ist es existenzentscheidend, ob das neu konzipierte Netz dynamisch auf alle zukünftigen Änderungen wird eingehen können – nur dann ist die Investition gesichert.

Wer flexible Netzwerke der nächsten Generation zukunftssicher gestalten möchte, der sollte schon heute einen Blick auf die Möglichkeiten von OTN werfen. Den hohen Anforderungen, die das Thema Konvergenz an Netze stellt, lässt sich mit Lösungen, die auf dem ITU G.709-Standard basieren, leicht begegnen. G.709, auch geläufig unter den Bezeichnungen Optical-Transport-Network (OTN) oder Digital-Wrapper, ist ein Protokoll der nächsten Generation auf Industrie-Standard und stellt ein global einsetzbares und effektives Tool dar, mit dem Multiservice-Übertragung über optische Transportwege auf unkomplizierte Art möglich ist.

Mit OTN können verschiedenste Netze und Dienste miteinander verbunden werden, zum Beispiel Sonet/SDH, Ethernet oder Storage-Protokolle und Video – und das nicht nur in einer einzigen Infrastruktur, sondern auch bei bedeutend höherer Bandbreite als es bei Sonet/SDH möglich ist. Volle 10-Gigabit-Ethernet können von IP/Ethernet-Switches und Routern über einen einzigen Optical-Transport-Unit-Frame übertragen werden. OTN ist die derzeit einzige Technologie, die das erlaubt.

Netzwerke mit Multi-Service-Plattformen und Routern werden immer komplexer und sie werden auch in Zukunft weiter Verwendung finden. Der große Nachteil: die genutzten Dienste werden mit zunehmender Komplexität der zu Grunde liegenden Infrastruktur immer weniger transparent. Sonet/SDH-Overhead-Bytes oder DCC, auf denen die Management-Bytes und Kommunikation zwischen den Knotenpunkten transportiert werden, kann nicht vernünftig eingesehen werden. Das erschwert den Zugriff auf wichtige Informationen über das Netzwerk.

Bei OTN ist es jedoch gerade die hohe Transparenz, die den Standard als Basis für eine konvergente Plattform attraktiv macht. OTN erlaubt die Überwachung der Netzleistung über ein eigenes Overhead und ermöglicht so die frühzeitige Erkennung von Fehlern. Ein General-Communications-Channel (GCC) bietet drahtloses Management, ermöglicht Software-Downloads und bietet noch eine Reihe anderer Kontrollfunktionen. OTN eignet sich darüber hinaus auch zur Unterstützung asynchroner Datendienste wie Gigabit-Ethernet, 10-Gigabit-Ethernet, verschiedener Geschwindigkeiten von Fibre-Channel, Escon und Ficon, die bei der Überwachung der Netzauslastung und der Feh leridentifikation nicht die Leistung liefern, die für eine optimale Servicequalität erforderlich ist.

OTN hingegen kann diese Leistung erbringen, und zwar bei den bei diesen Diensten gewohnt niedrigen Kosten und der einfachen Installation. Auch auf der Steuerungsebene bietet der OTN-Standard eine hohe Transparenz. Verschiedene synchrone und asynchrone Signale können ohne Probleme auf einer gemeinsamen Wellenlänge vermischt werden. Selbst die parallele Übertragung synchroner Dienste mit unterschiedlicher Taktung ist möglich. Dies sind klare Vorteile gegenüber einem herkömmlichen Sonet/SDH-Netz. Sowohl die Nutzlast der Netze als auch der Servicelevel können angepaßt werden.

In seiner Flexibilität passt sich OTN dynamisch den ständig wechselnden Anforderungen der Nutzer an und rationalisiert die Verwaltung optischer Netze. Die gesamte Multiservice-Übertragung kann überwacht werden, die Leistungsfähigkeit der Netze kann permanent kontrolliert und mögliche Fehler im Ethernet-Service können umgehend erkannt und korrigiert werden. Bereits vorhandene OSS/BSS-Lösungen werden dabei nicht berührt. OTN nutzt alle installierten Tools und Einrichtungen, ist kosteneffizient, einfach zu implementieren und zu handhaben.

OTN ist nicht neu. Dennoch hat es seit der Entwicklung Ende der 90er Jahre und der Standardisierung 2001 bis heute gedauert, den Nutzen von OTN für NGN zu erkennen. Ovum-RHK schätzt, dass rund drei Milliarden der etwa elf Milliarden Dollar, die im vergangenen Jahr in optische Netze investiert wurden, in den Kauf OTN-fähiger Produkte floss. Im Jahr 2010 werden auf OTN basierende Lösungen mit mindestens der Hälfte des Budgets für Investitionen in optische Netze zu Buche schlagen. OTN gilt zunehmend als wesentlicher Bestandteil – sogar Voraussetzung – für automatisierte und dynamische Netze von morgen. Durch rationales Multiplexing, verlässliche Bereitstellung und Switching von Diensten mit hohen Bandbreitenanforderungen kann die vorhandene Wellenlänge besser genutzt werden. Ethernet-basierter Datenverkehr und andere, nicht auf Sonet/SDH basierende Datendienste lassen sich mit OTN besser überwachen und verwalten.

Beispielsweise machte BT unlängst mit ihrem revolutionären »21st Century Network« (21CN) von sich reden, einem umfangreichen, mehrjährigen Projekt, das die kosteneffiziente Bereitstellung konvergierter Multimedia-Kommunikation der nächsten Generation in einem einzigen Multiservice-Netz ermöglichen soll. BT nutzt für ihr Projekt OTN-basierte Lösungen, die beim Aufbau der Übertragungs-Domäne eingesetzt werden, um alle Netzknoten über eine vereinfachte, kosteneffiziente Architektur miteinander zu verbinden. Im Fall von BT fiel die Wahl der entsprechenden Lösung auf eine Produktkombination von Ciena, darunter die CN 4200, eine neue Generation einer Multiservice-Übertragungs- und Aggregationsplattform, die jedes beliebige Übertragungsprotokoll, wie etwa Time-Division-Multiplexing, Ethernet, Speicher oder Video an jeden verfügbaren Port und sogar auf der gleichen Leitungskarte unterstützt. Mit dieser Lösung ist es branchenweit erstmals möglich, mit programmierbaren Leitungsports die Bereitstellung beziehungsweise das Upgrade oder die Änderung von Diensten mit Raten von bis zu 10 GBit/s absolut flexibel per Mausklick zu kontrollieren. Es sind keine neuen Module erforderlich. BT und ihre Zulieferer setzen mit dem 21CN einen Meilenstein in der Entwicklung von flexiblen NGNs und gehen anderen Netzbetreibern mit der gewonnenen Expertise beispielhaft voran. Bereits in den nächsten zwölf Monaten werden erste Kunden von BT in Großbritannien Dienste über das 21CN nutzen können.

Frank Möbius,
Sales Manager Central & Eastern Europe, Ciena