Nur die Ruhe bewahren
Wireless-Networking – Neben 11n stehen die Themen Wireless-Controller- Architekturen, Voice-over-Wireless, Sicherheit, Wimax und UMTS im Mittelpunkt der Diskussionen um Funktechnologien.

Der kommende Highspeed-Standard 802.11n erhält sein Feuer aus dem Consumer-Bereich. Hersteller wie D-Link, Linksys, Netgear oder Trendnet haben bereits entsprechende Pre-11n-Versionen im Portfolio. 11n verspricht mehr Bandbreite und Reichweite. Das ist besonders im Home-Bereich interessant, wenn es um die drahtlose Übertragung von Multimedia-Daten geht. Ohne Standard wird die Kompatibilitätsfrage jedoch zu einem Problem. Und zwar so sehr, dass die Hersteller-Vereinigung Wifi-Alliance sich genötigt sah, eine Pre-11n-Zertifizierung anzukündigen und damit ihren Kurs um 180 Grad änderte.
Im Januar verabschiedete die Taskgroup 11n den Draft 1.10. Damit sind endlich alle Kommentare zum ersten Draft abgearbeitet. Gleichzeitig wird 1.10 jedoch voraussichtlich als Version 2.0 weiter behandelt. Damit könnte die Wifi-Alliance ihrem Ziel, ihre Pre-11n-Zertifizierung auf einem stabilen Draft aufzubauen, näher gekommen sein. Bis zum eigentlichen Standard wird es weiter dauern. Warum also sollen sich Unternehmen jetzt schon mit 11n beschäftigen? Neben dem Nutzen wie höhere Performance führt der Standard zu einigen großen Änderungen in den Wireless-LAN-Architekturen. Darüber sollten Unternehmen Bescheid wissen, damit sie 11n bei künftigen Anwendungen berücksichtigen können und wissen wie sie damit umgehen können. Denn 11n kommt, aber es wird eine Weile dauern: Evolution statt Revolution.
Auch wenn 11n fertig ist, wird der Highspeed-Standard sicher nicht so schnell die Unternehmenslandschaft bestimmen. Die meisten Geräte sind derzeit mit 11b/g ausgerüstet. 11a hat bisher keine so große Verbreitung gefunden. Es gibt Produkte wie Handheld-Scanner, bei denen der Hersteller eben nur 11b anbietet. Nach diesen Geräten muss sich eine WLAN-Installation auch richten. Allerdings will Intel Pre-11n in ihre Centrino-Lösung implementieren. Da hilft dann nur, Pre-11n abzuschalten, schließlich hat Centrino ja auch noch 11a/b/g.
Konservativ geschätzt, bringt 11n derzeit eine Nettodatenrate von 100 MBit/s. Access-Points (AP) benötigen dann Gigabit-Ports. Es gilt also, darauf zu achten, dass Switches für einen künftigen 11n-Einsatz genügend passende Ports bereithalten. Da 11n ein aufwändigeres Funkverfahren ist, müssen auch die APs leistungsfähiger sein. Wegen Mimo (Multiple-Input-Multiple-Output) arbeiten APs mit mehreren Antennen. Die notwendige Leistung dafür wird wohl größer sein als die 15,4 Watt, die Power-over-Ethernet (PoE) bei 802.3af liefern kann. Allerdings befindet sich mit »802.2at DTE Power Enhancements« ein passender Standard in Entwicklung. Auch die Wireless-Controller müssen mehr Daten verarbeiten. Oder sie schaffen es, einen Teil oder alle Daten direkt im Thin-AP zu verteilen. Mehr praktische Bedeutung als der Hype 11n haben Wireless-Controller-Architekturen. Dies zeigt sich unter anderem daran, dass auch Lancom auf Kundenwunsch jetzt mit einer solchen Lösung kommt. Bisher sah der Hersteller dafür keine Notwendigkeit. Auch Cisco hatte bereits früher einen solchen Schwenk vollzogen. Wireless-Controller haben sich als Architektur für das Management größerer WLANs etabliert. Außerdem bilden sie die Basis für Anwendungen wie Voice-over-WLAN, die auf der Architektur aufsetzen.
In Sachen Sicherheit ist 802.11i Standard. Das zugehörige WPA2 (Wifi-Protected-Access) ist seit März 2006 Pflicht für die Zertifizierung durch die Wifi-Alliance. Mit »Extended EAP« (Extensible-Authentication-Protocol) hat das Konsortium weitere EAP-Typen für die Prüfung aufgenommen. Mit »Wifi Protected Access« gibt es jetzt eine Industrienorm für eine einfachere Einrichtung von WPA2-Personal in WLANs. Dieses verwendet Preshared-Keys für die Schlüsselerzeugung. Außerdem finden weitere Wireless-Intrusion-Detection- und -Prevention-Funktionen den Weg in Controller-Architekturen.
Ist Wimax ein Hoffnungsträger oder ein Spätkommer? Da streiten sich die Geister. Immerhin können BWA-Service-Provider (Broadband-Wireless-Access) im 3,5-GHz-Band nun einen Zugang anbieten. Im Dezember versteigerte die Bundesnetzagentur die Lizenzen. Bundesweit dürfen nun Clearwire Europe, Inquam Broadband und Deutsche Breitbanddienste funken. Bei Letzterer gibt es im Frequenzpaket zum Teil regional kleinere Einschränkungen. Lizenzen für die Oberpfalz und Niederbayern beziehungsweise Obergbayern haben die Televersa Online sowie die MGM Productions Group. Wimax beruht auf dem Standard 802.16-2004, der nur stationär arbeitet.
Mit HSDPA (High-Speed-Download-Packet-Access) ist auch UMTS wieder gut im Rennen. Geplant sind Downloadraten mit bis zu 14 MBit/s, derzeit sind es bis zu 3,6 MBit/s. Auf der Cebit will Vodafone bis zu 7,2 MBit/s demonstrieren. Gleichzeitig werden sich die Paketlauffristen verkürzen, was einen VoIP-Einsatz ein wenig realistischer macht. Derzeit gibt es die Technik bei O2, T-Mobile und Vodafone. E-Plus sieht nach eigenen Angaben derzeit keinen ausreichenden Bedarf bei den Kunden. Sollte sich das ändern, will E-Plus nachziehen. HSUPA (High-Speed-Upload-Packet-Access) bietet bis zu 5,8 MBit/s im Downlink. Die 3GPP verabschiedete HSUPA im »3G Release 6«. Beide UMTS-Erweiterungen ermöglichen gemeinsam in der Zukunft symmetrische Highspeed-Verbindungen.
Werner Veith
wve@networkcomputing.de