Onlinevertrieb ? Produktvielfalt im Griff
Onlinevertrieb ? Produktvielfalt im Griff. Mehrsprachigkeit und Produktvielfalt sind Stolpersteine für E-Commerce-Projekte. Mit einem Produktinformationssystem und automatisierten Übernahmemechanismen lässt sich die Vielfalt in den Griff bekommen.
Onlinevertrieb ? Produktvielfalt im Griff
Eine neue Website sollte es sein. Hinter diesem bescheiden klingenden Wunsch verbarg sich bei Kistler Instrumente ein Mammutprojekt. Der Schweizer Mittelständler produziert und vertreibt weltweit Sensoren zur Messung von Druck, Kraft, Dehnung, Drehmoment und Beschleunigung. Darüber hinaus exportiert er Elektronikgeräte und Zubehör. Die große Herausforderung war deshalb, für diese beratungsintensiven Produkte eine E-Commerce-Lösung aufzubauen. »Wir möchten es unseren Kunden ermöglichen, Produkte auf unserer Website auszuwählen und in einen Einkaufswagen zu legen. Unsere Berater können sich dann mit dem Kunden in Verbindung setzen und die Bestellung fixieren«, erläutert Thomas Berther Leiter Konzernstab bei Kistler.
Interaktive Auswahlhilfe
Das Unternehmen wollte auf seiner Website nicht nur statische Listen von Datenblättern als PDF-Dateien zeigen, sondern eine interaktive Auswahlhilfe zu den mehreren Tausend Varianten der Basis-Sensoren aufbauen, und das in den Landessprachen der weltweit 18 Vertriebsstandorte. Eine Aufgabe für Fachleute, befand das dreiköpfige Team, das die ursprüngliche Unternehmenswebsite aufgebaut und gepflegt hatte. So engagierte der Sensorenhersteller den auf Content Management und E-Business spezialisierten Schweizer IT-Dienstleister Unic Internet Solutions. Der schlug seinem Kunden den Aufbau eines Produktinformationssystems (PIM) vor. Dieses sollte dem Kunden über einen Produktfinder und ein Vorauswahlwerkzeug den Weg zum späteren Kauf ebnen. Die Lösung dazu lieferte Unic mit Hilfe seines Partners Hybris. Der E-Business-Experte stellt mit seiner Plattform das technologische Herzstück für PIM. Damit lassen sich vor allem strukturierte, aber auch unstrukturierte Daten verwalten sowie pflegen, und beliebigen Kanälen zuweisen.
Der IT-Dienstleister analysierte zusammen mit Kistler die bestehende Produktstruktur und entwickelte auf dieser Informationsbasis einen Prototyp für die neue Website. Die Navigation durch das Produktportfolio orientiert sich einerseits an den Kategorien Druck, Kraft, Beschleunigung, Drehmoment und Dehnung, andererseits an der gewünschten Anwendung. Mit diesen beiden Koordinaten lässt sich die Produktsuche Schritt für Schritt eingrenzen. Die Plattform bildet dabei die technischen Attribute der Produkte ab. Mit der Anwendung wird die Erfassung aller Varianten auch keine Sisyphusarbeit: Die Typennummern der Produkte werden direkt aus dem ERP-System Baan importiert und über eine webbasiertes Administrationsoberfläche mit Zusatzinformationen wie Bild und Beschreibung ergänzt. Dieser Prozess brachte eine Bereinigung der Produktdaten und -struktur mit sich. »Schon dafür hat sich der Systemwechsel gelohnt«, schätzt Berther. Ein regelmäßiger Austausch zwischen ERP und PIM verhindert darüber hinaus, dass veralterte Produktdaten auf der Website angezeigt werden. Inzwischen benutzen die Produktmanager nicht mehr das ERP, sondern das PIM als primäre Informationsquelle.
Vererbung der Basisdaten
Weiter sprach für die Lösung der so genannte «Vererbungsmechanismus» der Plattform: Wirklich manuell erfassen musste man dadurch nur mehrere hundert Basisprodukte. Um weitere Varianten anzulegen, müssen jetzt nur Parameter verändert werden. Alle Angaben, die das Produkt mit dem jeweiligen Basismodell gemein hat, werden vererbt. Das schließt Redundanzen aus. Der Mechanismus funktioniert auch für die Mehrsprachigkeit der Website. Damit spart Kistler im Vergleich zu herkömmlichen Lösungen circa 60 Prozent der Zeit beim Aufbau von internationalen Unterseiten. Die sprachabhängigen Informationen können dezentral in den einzelnen Ländern übersetzt und eingefügt werden. Die von der Applikation erzeugten Webpages enthalten zudem automatisch alle suchmaschinenrelevanten Angaben wie Seitentitel und Metainformationen.
Unterstützt wird das ganze Szenario dadurch, dass die E-Business-Plattform direkt an das CRM-System von Kistler angebunden ist. Das garantiert einen schnellen Kontakt des Unternehmens zu seinen Kunden. Mittelfristig soll es auch ein geschütztes Extranet geben, in dem registrierte Kunden Informationen wie Betriebsanleitungen oder Zertifikate abrufen können. »Unsere Website ist von einer statischen Informationsquelle zu einer interaktiven Kommunikations- und Vertriebsplattform gereift«, urteilt Thomas Berther. Dabei arbeitet Kistler nicht nur mit den Kunden, die die Website aktiv aufsuchen: Über eine BMECat-Schnittstelle kann sich Kistler als Lieferant in die E-Procurement-Systeme seiner Großkunden einklinken. Damit eröffnet sich ein weiterer elektronischer Vertriebskanal.