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Over ohne Fail

Marathon Everrun FT 6.1.3 – Verschiedene Soft und Hardwareprodukte sorgen dafür, dass nach einem Serverausfall schnell ein Reservesystem einspringt. Everrun HA hingegen lässt einen Server auch bei einem Ausfall weiterlaufen.

Autor:Andreas Stolzenberger • 10.9.2007 • ca. 2:35 Min

Zwischen Verfügbarkeit und Hochverfügbarkeit gibt es einen wesentlichen Unterschied. Fail-Over-Lösungen können einen Systemausfall nicht verhindern, sie reduzieren lediglich die Ausfallzeit. Dabei bleiben stets alle Daten auf der Strecke, welche zum sich Zeitpunkt des Ausfalls in Bearbeitung befanden. Das mag für etliche Anwendungen genügen, speziell wenn diese mit Zusatzsystemen wie einem Transaktionsmonitor überwacht werden. In einigen Fällen hat auch ein geringer Datenverlust fatale Folgen. Hier braucht es Hochverfügbarkeit.

Klassische FT-Systeme kosten viel Geld. Ein Parallel-Sysplex-Cluster, wie ihn Banken verwenden, besteht aus mindestens zwei kompletten Mainframes. In der Wintel-Welt lässt sich Hochverfügbarkeit jedoch auch mit ein paar Ethernet-Schnittstellen und der Everrun-HA-Software von Marathon erreichen.

Obwohl das komplex klingt, funktioniert Everrun prinzipiell recht einfach. Die Software verbindet zwei baugleiche Windows-2003-Server mit zwei CPUs (Dual-Core oder Hyper-Threading genügen) über zwei direkte Gigabit-Ethernet-Verbindungen. Auf jeder Maschine beschränkt Marathon das Basis-System auf eine CPU und 256 MByte RAM. Der Rest der Hardware gehört einer virtuellen Windows-2003-Server-Maschine, die gespiegelt auf beiden Rechnern arbeitet. Die HA-Software synchronisiert die zwei physischen Maschinen. Je eine CPU pro Server arbeitet im Lock-Step-Verfahren mit der Partner-CPU im anderen Server. Beide Prozessoren führen dabei jede Instruktion parallel aus. Die HA-Lösung spiegelt zudem die Platte der potenziell unsterblichen virtuellen Maschine. Fällt einer der beiden Server ganz oder auch nur teilweise aus, übernimmt der jeweils andere die VM vollständig, ohne dass darauf laufende Programme etwas von der Störung bemerken – und ungehindert weiterarbeiten. Everrun arbeitet modular in drei Ebenen. Die erste spiegelt die CPUs, die zweite die Peripherie wie LAN-Interfaces und die dritte den Platteninhalt. Jede Ebene kann – natürlich mit Ausnahme der CPU – für sich ausfallen. So läuft die hochverfügbare VM auch dann weiter, wenn Server 1 einen Plattenschaden und Server 2 einen defekten Ethernet-Port am Switch hat.

Im Test installiert Network Computing Everrun FT auf zwei Tower-Servern von Fujitsu-Siemens mit je zwei Single-Core-Xeon-CPUs und 2 GByte Arbeitsspeicher. Beide so genannten Co-Server verfügen über drei LAN-Interfaces. Zwei davon verbinden die Server direkt miteinander. Zunächst bekommen beide Server die Grundinstallation mit dem Windows-2003-Standard-Server. Dann folgt die eigentliche FT-Software, welche eine Reihe spezieller Treiber einrichtet. Dazu gehören das spezielle Protokoll für die Lock-Step-Verbindung auf den LAN-Adaptern, eine virtuelle LAN-Verbindung und die VM-Umgebung. Im Anschluss an die Installation legt der Verwalter fest, welche Interfaces die FT-Verbindung regeln und welche die LAN-Verbindung der VM übernehmen. Dann erfolgt die Installation der eigentlichen VM-Instanz, zunächst nur auf einem Server. Als Platte dient dem FT-Server ein virtuelles Laufwerk, das als Datei auf der physischen Disk des Servers liegt. Danach schaltet der Verwalter über die Marathon-Tools die Spiegelung aktiv. Der Lock-Step-Mechanismus greift sofort, während die Spiegelung der virtuellen Platte ein wenig länger in Anspruch nimmt. Bis die initiale Replikation des Massenspeichers abgeschlossen ist, arbeitet der FT-Server noch nicht völlig ausfallsicher.

Die sehr simplen und übersichtlichen Verwaltungstools von Marathon geben dem Administrator Aufschluss über den Status des FT- und der Co-Server. Einfache Farbcodes zeigen aktive, ausgefallene, nicht verfügbare und noch in Synchronisation befindliche Komponenten des Verbands an. Überraschenderweise hat sich bei den Verwaltungstools in den vergangenen neun Jahren kaum etwas geändert. Im Test lässt sich der FT-Server nicht aus der Reihe bringen. Selbst wenn das Testteam einem Co-Server im laufenden Betrieb einzelne RAM-Bausteine zieht und damit übelste Abstürze provoziert, bleibt die FT-Instanz unbeirrt aktiv.

Marathon Everrun FT, welches in Deutschland exklusiv über Itauris in Köln vertrieben wird, überzeugt im Test. Die hohe Verfügbarkeit lässt sich der Hersteller jedoch gebührend bezahlen. Stolze 13 800 Euro verlangt Marathon für die nackte Software. Dazu kommen dann noch zwei Maschinen und drei Windows-2003-Server-Lizenzen.

ast@networkcomputing.de