Praxis: Microsoft »Security Essentials« killt Windows
Microsofts kostenlose Sicherheitssoftware »Security Essentials« offenbart im Praxistest große Schwachstellen in der Zusammenarbeit mit dem Linux-Boot-Manager »Grub«. Das Programm löscht Grub als vermeintlichen Bootvirus und blockiert damit auch den Start von installierten Windows-Versionen.

Böse Zungen werden behaupten, was sich beim jüngsten Praxistest unserer Schwesterzeitschrift Network Computing ereignete, sei ein weiterer Angriff von Microsoft auf Linux: Die seit ein paar Wochen frei herunterladbare Tool-Sammlung Security Essentials des Softwareherstellers aus Redmond soll eigentlich PCs mit dessen Betriebssystemen Windows XP, Vista und Windows 7 vor Malware schützen. Allerdings zählt das Microsoft-Programm dabei auch gebräuchliche Komponenten aus dem Open-Source-Lager zur »Achse des Bösen« - und vernichtet damit unter Umständen auch das eigene Windows.
Network Computing Redakteur Andreas Stolzenberger verwendet auf seinem Test-Notebook wechselweise Ubuntu-Linux, Windows-XP und Windows-7. Die Start-Auswahl der Betriebssysteme übernimmt dabei der Linux-Boot-Loader Grub. Mit der Installation der Beta-Version von Ubuntu 9.10 kam auch Grub in der Beta-Version 2 mit auf den Rechner. Soweit so gut. Doch beim ersten Start von Windows 7 nach der Installation des neuen Ubuntu-Pakets schlug Security-Essentials sofort Alarm: Ein böser Boot-Virus habe sich im MBR (Master Boot Record) festgesetzt. Die Security-Software stürzte sich denn auch gleich auf den vermeintlichen Schädling und löschte ihn – mit fatalen Folgen. Denn was Security Essentials wirklich entfernte, war der Boot-Manager Grub.
Die Folge: Der PC startete überhaupt nicht mehr. Immerhin ließ sich zwar die Grub-Installation mit Hilfe eines bootfähigen Linux-USB-Sticks binnen weniger Minuten wiederherstellen, und der Autor konnte Ubuntu 9.10 wieder starten. Die beiden Windows-Versionen lassen sich jedoch seither nicht mehr starten. Zum einen hat es Security Essentials verpasst, den Windows-eigenen Boot-Manager zu aktiveren, zum anderen wurde im Zuge der Virenbekämpfung auch gleich den tkrnl mit entsorgt.
Fazit des frustrierten Testers: »Vielleicht ist das unter dem Strich auch die beste Lösung.«