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Dells "Enterprise Vision Day" zur RZ-Optimierung

Runderneuerung

Ein Weg durch die Finanzkrise ist derzeit das Topthema auf fast jeder IT-Veranstaltung rund um den Globus. So nutzte auch Dell seinen "Enterprise Vision Day" Anfang Dezember in London in erster Linie zur Erläuterung von Trends und Strategien, die in Zeiten knapper Budgets und explodierender Energiekosten den größten Erfolg versprechen.

Autor:Stefan Mutschler/pf • 19.2.2009 • ca. 2:25 Min

Große Visionen waren es nicht unbedingt auf dem Enterprise Vision Day, den Dell jährlich veranstaltet - eher krisentaugliche Best-Practice-Rezepte zum Energiesparen und zur Leistungsverbesserung. Konkret ging es um ganzheitliche Optimierung über alle IT-Bereiche hinweg (nicht nur, aber vor allem hinsichtlich des Energieverbrauchs), um Virtualisierung und um Automatisierung. Und es ging darum, wie sich mithilfe dieser Techniken so viel aus dem vorhandenen Rechenzentrum herausholen lässt, dass die Investition in ein neues zumindest auf absehbare Zeit verschoben werden kann. Genau dies hat Dell in den vergangenen Jahren im eigenen Haus praktiziert: Durch konsequente Anwendung vor allem von Optimierungs- und Virtualisierungstechniken will das Unternehmen mehr als 29 Millionen Dollar Betriebskosten gespart haben - Pläne für ein neues Rechenzentrum konnten vorerst auf Eis gelegt werden.

Das Vorgehen im eigenen Haus hat Dell nun systematisiert und in Form der "Data Center Optimization Services" sowie eines Dienstes namens "Reveal a Hidden Data Center" (also etwa: "Entdecke ein verborgenes Rechenzentrum") zu vermarktungsfähigen, standardbasierenden Service-Paketen geschnürt. Diese sollen Dell-Kunden beim Aufspüren und Eliminieren der Schwachstellen im Rechenzentrum helfen. Unter dem Strich sollen sich so unter anderem die Rechenleistung um bis zu 270 Prozent steigern und bis zu etwa zwei Drittel der Energiekosten einsparen lassen. Zum Optimierungs-Service-Paket gehören "Data Center Optimization Workshops", Analysen zur Stromversorgung und Kühlung, ein Designkonzept für die Optimierung einer vorhandenen Infrastruktur, ein Konsolidierungs- und Migrationskonzept für Server und Applikationen sowie Beratung für die Speicheroptimierung und Server-Virtualisierung.

Damit setzt Dell einen klaren Schwerpunkt auf Gebiete, die Marktforscher als Toptrends für 2009 (und die folgenden Jahre) identifiziert haben. Bei Gartner beispielsweise belegen Virtualisierung, Cloud Computing und Green IT die Plätze eins bis drei. Der Umweltgedanke bei Letzterem trete jedoch zunehmend nur noch als eine Art "Nebenwirkung" in Erscheinung - faktisch reduziere sich das Thema inzwischen fast ausschließlich auf Energieeffizienz. So hat sich nach den Beobachtungen Gartners der Energiebedarf in den Rechenzentren vom Jahr 2000 bis 2005 ungefähr verdoppelt. "Bis 2025 erwarten wir einen weiteren Anstieg des Energiebedarfs um etwa 1.600 Prozent", so Rakesh Kumar, Vice President Data Center Research bei Gartner, anlässlich seines Gastvortrags auf dem Vision Day. "Energie wird zum erdrückenden Posten im IT-Budget."

Kumar sieht für die Zukunft noch Optimierungspotenzial, das weit über das hinausgeht, was Dell aktuell schon umgesetzt hat. Wichtig wäre es, das Rechenzentrum nicht mehr wie in Mainframe-Zeiten statisch zu sehen, sondern gleichsam als "lebenden Organismus" zu begreifen. In einem solchen Organismus brauche es völlig neue Ansätze, das Thema Energieeffizienz zu adressieren. So werde im Rechenzentrum der Zukunft ein engmaschiges Netz von Sensoren verschiedenster Art die "Vitalfunktionen" des Rechenzentrums überwachen. Die Sensoren sollen über Standardprotokolle Informationen untereinander austauschen und einem hierarchisch gegliederten, zentral gesteuerten Regelsystem gehorchen. Auch der Einsatz von CFD-Analysetechniken (Computational Fluid Dynamics - rechnergestützte Analyse der Dynamik von Objekten, die ständig im Fluss sind) verspreche einen hohen Optimierungseffekt. "Es ist völlig unverständlich, warum CFD-Simulationstechniken nicht schon längst viel stärker für die Planung, den Ausbau und das Change-Management im Rechenzentrum eingesetzt werden", so Kumar, "lassen sich damit doch schon im Vorfeld Fragen etwa zu Temperaturentwicklung und Kühlung präzise klären und Implementierungen entsprechend optimieren". Ebenfalls große Einsparungsmöglichkeiten sieht Kumar, wenn Rechenzentrumsbetreiber vom "Always on"-Grundsatz abrücken - hin zu mehr "on Demand". Dell jedenfalls will in seine Optimierungs-Services künftig stärker die Möglichkeiten der Sensoren- und Rechnerunterstützung einbeziehen.