Sandisk will die Audio-CD in Rente schicken
Mit seinen neuen »Slot-Music« Speicherkarten will Sandisk, gemeinsam mit den Musikriesen EMI Music, Sony BMG, Universal Music Group und Warner Music Group, die CD als Verkaufsmedium für Musikalben ablösen.

Sie ist nur so groß wie eine Briefmarke, passt in die meisten Mobiltelefone und Media-Player und fasst mindestens 1 GByte Daten: Mit seiner so genannten »Slot-Music« Speicherkarte will der kalifornische Speicher-Hersteller Sandisk künftig die CD als Verkaufsmedium für Musikalben ablösen.
Passt in Handys und portable Media-
Player: die Slot-Music-Speicherkarte
von Sandisk.
Dazu hat sich das Unternehmen gleich die vier großen Musikkonzerne EMI, Sony BMG, Universal Music und der Warner Music Group mit ins Boot geholt. Diese werden demnächst einige Musikalben auf Slot-Music Datenträgern bei großen amerikanischen Ketten wie Wal-Mart und Best Buy anbieten. Gegen Anfang nächsten Jahres soll der neue Musikspeicher dann auch in Europa auf den Markt kommen.
Die Vorteile der Slot-Music liegen auf der Hand: Der Flash-Speicher ist vor allem deutlich kleiner und robuster als Audio-CDs. Auch qualitativ ist er der CD mit bis zu 320 kBit/s deutlich überlegen.
Kein Kopierschutz
Entgegen dem aktuellen Trend soll die Musik auf der Karte außerdem ohne DRM-Kopierschutz auskommen und somit auch leichter auf andere Geräte des Käufers übertragbar sein. Die Speicherkarte passt in einen Micro-SD-Slot und ist damit zu den meisten Handys, Multimedia-Playern und Digitalkameras kompatibel.
Auch ein USB-Adapter zur direkten Verbindung mit einem PC oder anderen Gerät, etwa einem Autoradio ist zu haben. Vorerst sind jedoch nur knapp 30 Alben (Weezer, New Kids on the Block, Usher oder Elvis Presley) verfügbar, die inklusive Slot-Music-Karte zwischen 7 und 10 Euro (10 bis15 Dollar) kosten sollen.
Doch ob das reicht, um dem stetig schrumpfenden Absatz von CDs abzubremsen, ist mehr als ungewiss. Während die Zahl der verkauften Musik CDs sich zwischen 2000 und 2007 etwa halbierte, verzeichneten Download-Dienste für Musik, insbesondere Apples iTunes (knapp 80 Prozent Marktanteil), rasant steigende Bestellzahlen. Dabei geht der Trend hin zum Kauf einzelner Lieder, während das Interesse an kompletten Alben zunehmend abflaut.
Marktchancen ungewiss
Obwohl das Micro-SD-Format von den meisten aktuellen Multimedia-Handys unterstützt wird, bleibt deshalb fraglich, ob sich die ans Mischen eigener Musiklisten gewohnten Kunden wieder dazu bringen lassen, einzelne Alben zu kaufen und anzuhören.
Alles in allem erscheint Slot-Music eher wie ein Versuch der Plattenindustrie, den Musikmarkt wenigstens teilweise unter eigener Kontrolle zu behalten. Wenn es den Verbrauchern tatsächlich nur um die Größe und Stabilität des Datenträgers ginge, hätte auch Sonys Minidisk schon längst die CD abgelöst. Man darf also gespannt sein, ob sich das neue Format wirklich durchsetzen kann, oder ob es schon wieder vom Tisch ist, noch bevor es in Europa auf den Markt kommt.
Sandisk und Samsung
Noch eine Update zum Thema »Samsung will Sandisk schlucken«: Wie berichtet, hat die US-Firma ein Übernahmeangebot des koreanischen Flash-Speicherherstellers Samsung abgelehnt. Die Begründung: Die Offerte in Höhe von 5,85 Milliarden Dollar sei nicht hoch genug.
Jetzt hat Samsung offenbar, salopp gesagt, die Faxen dicke. Die Koreaner erwägen nun eine feindliche Übernahme des Konkurrenten. Die Erfolgsaussichten dafür sind gut, angesichts der schmalen Gewinne, die Sandisk zuletzt erzielte.
Ob Samsung nach einem Kauf der amerikanischen Firma die Slot-Music-Technik weiterentwickeln würde, ist mehr als fraglich.