Superstarker Rechner
Superstarker Rechner. Im Leibnitz-Rechenzentrum in Garching bei München lief kürzlich einer der stärksten Hochleistungsrechner Deutschlands an. Damit gehört der Standort zur Europa-Spitzenklasse des High Performance Computing.
Superstarker Rechner
Deutschland soll zur absoluten Leis-tungsspitze im High Performance Computing vorstoßen. So will es das Bundesforschungsministerium. Also kam Bundesforschungsministerin Dr. Annette Schavan persönlich nach Garching, um dort bei der Inbetriebnahme des neuen Hochleistungsrechners des Leibnitz-Rechenzentrums dabei zu sein, der zu den leistungsstärksten weltweit gehört.
Die SGI Altix 4700 steht in einem Neubau mit 10700 Quadratmetern Gesamtfläche. Der Rechnerwürfel, in dem die Maschine untergebracht ist, misst 35 Meter Kantenlänge. Das System besteht aus über 4000 Itanium-2-Prozessoren (Madison) von Intel mit einer Taktrate von 1,6 GHz. Das Gesamtsystem schafft 26,2 TFlops (Teraflops). 2007 soll die Leistung auf 60 TFlops ausgebaut werden. Jeder Prozessorkern verfügt über mindestens vier GByte Speicher, der gesamte Arbeitsspeicher ist 17,5 TByte groß, ein bislang einmaliger Wert.
»Wir stehen zwar in den Top 500 der Rechnerleistung nur auf Platz 13. Das ist für Fachleute aber irrelevant, da es sich um theoretische Werte handelt. Speichergröße und Speicherbandbreite sind für die reale Systemleistung wichtiger als die reinen Prozessordaten«, betont Prof. Dr. Hans-Günther Hegering, der Vorsitzende des Direktoriums des Leibnitz-Rechenzentrums.
Das Gerät soll vor allem für Berechnungen aus der Strömungsmechanik, der Materialforschung, der Astrophysik und der Materialforschung eingesetzt werden. Wer kostenlos Rechenzeit beanspruchen möchte, muss diese beantragen und belegen, dass das betreffende Projekt einen konsistenten Forschungsansatz verfolgt und ohne Einsatz von Hochleistungsressourcen nicht gelöst werden kann.
Auch die Industrie darf in Garching rechnen, allerdings nur gegen Entgelt. Derartige Entgelte sind aber nicht fest in das Budget des Rechenzentrums eingeplant.
Bund und Land teilen sich die Kosten
Der Hochleistungscomputer kostete 38 Millionen Euro, der Neubau um ihn herum noch einmal 45 Millionen Euro. Beide Posten teilten sich Bund und Land hälftig. Das Land Bayern will zukünftig die laufenden Kosten über die geplante Laufzeit des Rechners von sechs Jahren tragen. Der Bund übernimmt dafür die Vernetzung des Systems mit anderen Hochleistungsrechnern im Wissenschaftsnetz.
Ministerin Schavan brachte zur Eröffnung die Nachricht mit, dass sie soeben ein Kooperationsabkommen mit den süddeutschen Hochleistungsrechenzentren in Stuttgart und Ulm unterzeichnet habe, um einen Verbund aufzubauen. »So stoßen wir in die europäische Spitzenklasse vor«, sagte Schavan. »Wir wollen zum Beispiel Aufgaben auf die dafür am besten geeignete Rechnerarchitektur verschieben, da die Architektur dieser Systeme im Detail unterschiedlich und für unterschiedliche Tasks optimal ist«, erklärt Hegering den Sinn der Zusammenarbeit. Von ihr erhofft man sich unter anderem die engere Integration in europaweite Wissenschaftsverbünde.
Einziger Wermutstropfen ist die wirtschaftliche Situation des Herstellers Silicon Graphics. Dieser hat sich kürzlich unter die Fittiche von Chapter 11 der amerikanischen Insolvenzordnung geflüchtet. Panik sei deswegen nicht angebracht, beruhigte Hegering. »Es ist in Deutschland zu wenig bekannt, dass Chapter 11 entweder durch Gerichte verhängt oder von Unternehmen freiwillig zum Zweck der finanziellen Restrukturierung beansprucht werden kann. Letzteres ist bei Silicon Graphics der Fall«, erklärte der Manager.
Zudem habe man zum Zeitpunkt der Ausschreibung, die SGI wegen besserer Leistungen eindeutig gewonnen habe, nichts von der finanziellen Lage gewusst. Alle Lieferungen seien pünktlich erfolgt. Heegering: »Wir gehen davon aus, dass auch im Konkursfall der Service über die Betriebsdauer gewährleistet ist.«