Ungehobene Effizienzreserve
Ungehobene Effizienzreserve Sparen und Effizienz sind Lieblingsthemen aller IT-Leiter und -Hersteller:

Da werden Server, Storage und Standorte konsolidiert, Teams gestrafft und bei der Beschaffung wird gepokert, bis den Bietern der Schweiß auf der Stirn steht. Alles, damit am Ende der Ergebnisbeitrag der IT-Abteilung stimmt und sie somit nicht nur als lästiger Kostenfaktor empfunden wird. Allerdings werden bisher manche Sparpotenziale notorisch übersehen: Wer mühsam Abwärme aus Serverräumen beseitigt, gleichzeitig die umliegenden Büroräume im Winter mit separater Zentralheizung auf angenehme Temperatur bringt und im Sommer mittels kräftiger Gebläse kühlt, darf sich über hohe Stromrechnungen nicht wundern. Allein im Rechenzentrum machen die Kosten für die Energie inzwischen 40 Prozent der Gesamt-Betriebskosten aus. Bei derart steinzeitlichen Konzepten nur natürlich. Das Ganze klingt im Zeitalter des Null-Energie-Hauses eigentlich eher nach Schildbürgerstreich. Nicht, dass man dagegen gar nichts täte: Neue Prozessoren verbrauchen weniger Strom, auf wenige Stück konsolidierte Server ebenfalls – so hat die Konsolidierung auch ihren energetischen Nutzen. Die Kühlmechanismen im Rechenzentrum werden ständig verfeinert, raffinierte Doppelboden-Konzepte erdacht. Doch der wirkliche Durchbruch steht erst noch bevor. Vorerst scheitert er an Betonmauern in den Köpfen und zwischen den Abteilungen. Denn wer tatsächlich ein energieeffizientes Rechenzentrum will, muss das Gebäude als Einheit denken, darf Serverraum und Büro-Klimaanlage mental nicht mehr auseinanderdividieren oder Abwärme gar als Ware betrachten, die man verkaufen kann. Momentan allerdings scheinen Facility Manager und IT-Leiter nur miteinander zu kommunizieren, wenn sie zufällig in einer Person vereint sind. Dann finden sich prompt Wege zu neuen Lösungen (S. 30. Die kosten noch nicht einmal mehr, sparen aber langfristig Geld und CO2 sowieso. Die IT-Anbieter fühlen sich für das anstehende Abrisskommando in den Köpfen nicht zuständig. Schließlich geht sie nur die IT was an. Die Baufirmen auch nicht, schließlich sind sie fürs Bauen zuständig. Das riecht nach Marktlücke. Wie sagte neulich der Manager einer großen IT-Firma? »In ein paar Jahren werden sich auf diesem Gebiet sicher neue Dienstleister tummeln.« Nur zu! Wer auch immer am Ende das Geschäft macht, neue Impulse entstehen hier wohl erst, wenn effizienzbewusste Anwender Druck, sprich Nachfrage nach Innovation erzeugen, statt ihre hohe Stromrechnung hinzunehmen wie ein unvermeidliches Schicksal.
Ariane Rüdiger (ariane.ruediger@informationweek.de)