Bei Blockchain denken viele an Bitcoin. Doch die dezentrale Datenbank kann mehr. Smart Contracts sind der nächste Evolutionsschritt einer Technologie, die Vorgänge in der digital vernetzten Welt automatisiert. Doch die Verträge funktionieren nur zuverlässig, wenn ihre Performance überwacht wird.
Joyce und David Mondrus haben sich getraut. Aber nicht über ein öffentliches Amt oder in der Kirche, sondern über die Blockchain. Ohne Standesbeamten und mit Einladungen in Form eines QR-Codes. Mit dieser ersten Blockchain-Hochzeit machte das Paar Schlagzeilen. Möglich wurde die Eheschließung via Smart Contracts. Diese sind Computerprotokolle, die Verträge abbilden, überprüfen oder die Verhandlung oder Abwicklung eines Vertrags technisch unterstützen. Smart Contracts laufen im Hintergrund der Blockchain – einem dezentralen Peer-to-peer-Netzwerk – ab. Die „Kette“ besteht aus verschiedenen Knoten, auf denen bei jeder Transaktion Daten gespeichert werden. Im Fall des Mondrus-Paares wurden auf ihnen Informationen über die Hochzeit gespeichert.
Blockchain-basierte Verträge revolutionieren Car-Services
Eheschließungen sind aber bei weitem nicht die einzigen Szenarien, in denen Smart Contracts zum Einsatz kommen. Angewendet werden sie auch im Bereich Car-Services, erste verhaltensbasierte Autoversicherungen gibt es bereits. Auch die Autovermietung könnten Smart Contracts revolutionieren. So könnten künftig über die Blockchain Verträge zwischen dem Car-Sharing-Anbieter und dem Kunden geschlossen werden – und zwar automatisiert, ohne menschlichen Mittler. Dabei wird dem Mieter ein digitaler Schlüssel zugewiesen, mit dem er ein Fahrzeug ausleihen kann. Kann er die Rate nicht zahlen, verliert er den Zugang, indem das System den Schlüssel automatisch deaktiviert. Das Auto fährt anschließend automatisch zurück.
Smart Contracts können außerdem Parkautomaten ersetzen. Etwa, indem das Fahrzeug über GPS erkennt, dass es auf einem Parkplatz steht. Anschließend prüft es, ob ein blockchain-basierter Vertrag vorliegt und zeigt dem Fahrer die verschiedenen Parkoptionen an. Der Fahrer wählt den für ihn passenden Modus und bezahlt den Parkplatz, ohne aussteigen zu müssen.
Einfach, kostengünstig, fälschungssicher
Wie wird das möglich? Indem das hinter der Blockchain liegende System Daten empfängt und anhand seines Softwarecodes prüft, ob die Bedingungen erfüllt sind. Diese Bedingungen werden im Vorfeld des Vertrages festgelegt. Anhand dieser entscheidet das Computersystem, ob eine entsprechende Aktion angestoßen werden kann oder nicht. Der Vertrag ist also in Form eines Programmcodes auf der Blockchain hinterlegt und einsehbar. An die im Vertrag definierten Vorgaben hält sich ein Smart Contract sehr strikt. Und auch sonst arbeitet das System „gewissenhaft“, alle Aktionen und Dateien werden mit einem Zeitstempel versehen (Proof of existence).
Aufgrund dieser genauen Dokumentation und weil die Blockchain dezentral auf unzähligen Servern verteilt liegt, gilt sie als besonders fälschungssicher. Das gilt auch für Smart Contracts. Weiterhin ist für die Technik nicht eine einzelne Behörde verantwortlich, sondern – sofern es sich um eine öffentliche Blockchain handelt – läuft über Rechnerknoten und ist für jeden sichtbar. Jeder mit einer entsprechenden Berechtigung kann außerdem Smart Contracts zur Blockchain hinzufügen. Das hat zur Folge, dass keine zentrale Freigabestelle oder große Rechenpower benötigt wird. Weiterhin können Vertragsinhalte schnell angepasst werden, indem der Programmcode neu geschrieben und hochgeladen wird. Das macht die Technologie einfach und kostengünstig in bestehende IT-Infrastrukturen implementierbar.