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Drosselung im Wahlkampf

Der Vize auf Speed

Um die Gunst der Wähler stand es bei der FDP in letzter Zeit nicht besonders gut. Jetzt bläst Philipp Rösler zum Angriff auf die Wählergruppe Gamer.

Autor:Redaktion connect-professional • 24.5.2013 • ca. 1:25 Min

Auf der Jagd in sozialen Netzwerken: Philipp Rösler zu Besuch bei Facebook (Bild: Philipp Rösler)

Wenn Deutschland im Champions League-Fieber liegt und sich als heimlicher Weltmeister der hohen Fußballkunst wähnt, läuft auch andernorts manch einer zu Hochform auf. Etwa unser geliebter Wirtschaftsminister Philipp Rösler. Wie Phönix aus der Asche stieg er nach der Wiederwahl zum FDP-Chef empor und wies seine Kritiker in die Schranken. Mit so viel neuem Elan und von der Arbeitswut gepackt, lässt der Boss der Gelben kein Mikrofon aus, um sich über Themen aller Art, wie NPD-Verbot, Mindestlohn oder Steuersünder und deren Verhältnis zu Bundeskanzlerkandidaten zu echauffieren. Neuerdings hat es die umtriebige Wahlkampfmaschine auf eine ganz neue Klientel abgesehen: Anstelle von Hoteliers oder der Ärztezunft, die nicht nur dem Wohl der Menschen, sondern auch dem Wohl ihres Kontos eidesstattlich verpflichtet sind, umwirbt Rösler heftig die Generation Internet und nimmt damit die Piratenkartei aufs Korn.

Ja auch er, der Wirtschaftsminister, habe Anfang der 80er Jahre auf seinem Sinclair ZX81 gezockt und bekennt sich auch heute noch dazu, ein richtiger »Gamer« zu sein. Nur der berufliche Alltag lasse leider nicht mehr als ein bisschen »Tower Defense« zu. Allein, dass Rösler dieses Spielegenre kennt, lässt so manchen Gamescom-Jünger staunen. Und als ob dieser taktische Vorstoß nicht schon genug wäre, erklärt Deutschlands Vize vollmundig, dass dieses Land in der Gaming-Szene Champions brauche, und nicht nur Hidden Champions. Kaum sind seine Worte des Vortages verklungen, legt Rösler nach. Auf der Welle der Drosselungs-Empörung gleitend, fordert er von den Internetprovidern, endlich das versprochene schnelle Internet zu liefern, wie sie es in ihren Verträgen zusichern.

Wenn solche Sätze jetzt schon fliegen, was will unser Wirtschaftsminister noch für die verbleibenden Monate bis zur Bundestagswahl aus seinem magischen Zauberhut ziehen? Wird er sich einen Bart wachsen lassen und mit Sandalen bekleidet der FDP-Wählerschaft erklären, dass Geben seliger denn Nehmen ist? Oder stürzt sich Rösler aufopferungsvoll in den Kampf für den Weltfrieden und lässt sich als Undercover Agent in Nordkorea einschleusen? Die Kopfnuss ist gespannt!