Klick dich reich?
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Ist der Fall damit gelöst? Keineswegs. Denn die jüngsten Zahlen des französischen SaaS-Anbieters BeezUp eröffnen einen ganz anderen Blickwinkel: Statt auf das Ranking oder die Visibility zu schauen, misst der Feed-Management-Anbieter die Performance, die Online-Händler über die Vergleichsplattformen erreichen können. Dabei fungierte Google Shopping in den letzten Jahren als regelrechter Klickmagnet: Noch im September 2016 lag das Klick-Verhältnis zwischen Google Shopping und dessen nächstem Konkurrenten in Großbritannien bei 10 zu 1, in Frankreich lag es bei 3 zu 1, in Deutschland bei rund 2 zu 1.
Laut der jüngsten Statistiken vom Juni 2017 liegt das Verhältnis in Frankreich derzeit bei 4 zu 1, in Deutschland noch immer bei 2 zu 1 und in Großbritannien bei 6 zu 1. Der Riese aus dem Silicon Valley schafft es also noch immer, deutlich mehr Klicks auf die eigenen Angebote zu lenken. Wirklich interessant wird es hingegen beim Blick auf die Performance. Denn hier schwächelt Google Shopping insgesamt.
Viel Input, wenig Output
Trotz der hohen Klickzahlen im Vergleich zur Konkurrenz gelingt es dieser, sich erfolgreich gegen den US-Primus zur Wehr zu setzen. In Frankreich generiert etwa der Spitzenreiter Idealo pro Klick einen Sales-Gegenwert von 6,99 Euro, dahinter landet Criteo mit einem Wert von 2,97 Euro. Google Shopping erreicht lediglich die Performance von 1,55 Euro pro Klick. In Deutschland findet sich ein ähnliches Bild: Auch hier hat Idealo mit einem Wert von 4,19 Euro die Top-Position inne, gefolgt von Guenstiger.de mit 1,35 Euro und Google Shopping mit 1,01 Euro. Unter den drei Vergleichsländern schafft der Internet-Gigant es nur in Großbritannien mit 1,09 Euro auf den zweiten Platz. Dahinter folgt Idealo mit 0,51 Euro, während der Spitzenreiter Pricerunner 1,16 Euro erreicht.
Folgt man den Zahlen von BeezUp, hält Google Shopping seit Jahren an dieser Strategie fest. Frei nach dem Motto, mit den ganz großen Kanonen am Ende nur Spatzen abzuschießen.
Demzufolge ist der Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung auch nicht mehr ganz so eindeutig, wie die Statistiken von Searchmetrics zunächst glauben machen. Allerdings können auch die Zahlen von BeezUp keine abschließende Wahrheit liefern. Schließlich handelt es sich nur um die Werte der eigenen Kunden und nicht um die des gesamten Marktes. Die Zahlen bieten allerdings eine gute Orientierungshilfe.
Google Shopping ändert sich – ein bisschen
Angesichts des vorhandenen Zahlenmaterials aus der jüngeren Vergangenheit dürfte es interessant werden, was Alphabets Entgegenkommen in Zukunft bewirken wird. Obwohl die EU-Kommission strikt auf einen fairen Wettbewerb hingewiesen hat, ist nicht ganz klar, wie das Auktionsmodell für Anzeigen dies am Ende erreichen dürfte. Alphabet könnte eventuell versucht sein, das Verfahren nur ungenügend transparent zu gestalten und den Preis für gute Platzierungen hochzutreiben. Das würde naturgemäß den ROI für Wettbewerber fallen lassen. Andere Anbieter könnten die Übersicht verlieren und sich wohlmöglich in einem Abnutzungskampf wiederfinden, während Google Shopping dank der totalen Übersicht deutliche Vorteile genießt.
Bisher scheint das neue Auktions-System jedenfalls den Wettbewerb nicht sonderlich anzuheizen. So machte die Financial Times Ende Oktober 2017 den Praxistest und führte über 500 Suchanfragen nach 35 Produkten in Belgien, Deutschland, Italien und Großbritannien durch. Das Ergebnis: Nur rund ein Prozent der Anzeigen waren von Wettbewerbern besetzt. Gleichzeitig erschienen Angebote der Konkurrenz insgesamt früher in der Google Suche – und das obwohl die Tochter von Alphabet nie erwähnte, Änderungen an ihren Suchalgorithmen durchzuführen.
Michel Racat ist Gründer von BeezUp