Die Auseinandersetzung mit dem Thema Industrie 4.0 ist in deutschen Industriebetrieben in den letzten zwölf Monaten gereift. Viele Unternehmen stehen allerdings bei der Umsetzung noch am Anfang. Dies ergab eine Umfrage von IDC zur vierten industriellen Revolution. Betriebe wollen damit vor allem eine bessere Überwachung ihrer Prozesse und Transparenz erreichen.IDC hat im August die zweite Studie zum Thema Industrie 4.0 durchgeführt. In die Umfrage zu den Umsetzungsplänen, Erfolgsfaktoren und zu den Herausforderungen waren 201 Unternehmen im verarbeitenden Gewerbe mit mehr als 100 Mitarbeitern involviert. Die Marktforscher stellten zudem die Einschätzungen von Fabrikausstattern und -betreibern, IT- und Produktionsverantwortlichen sowie mittelständischen und großen Unternehmen einander gegenüber. Industriebetriebe stehen in den nächsten zwei Jahren unabhängig von ihrer Größe vor ähnlichen Herausforderungen: Vor allem eine Kostenreduzierung, die Umsatz- und Erlössteigerung sowie die Verbesserung von internen Prozessen brennen den Entscheidern unter den Nägeln. IDC zufolge liefern Industrie-4.0-Initiativen eine gute Ausgangsbasis für die Lösung dieser Aufgaben (siehe Bild). Die digitale Transformation erkennen jedoch nur IT-Verantwortliche als wichtige Herausforderung der nächsten Zeit. "Auf Seiten der Produktions- und Fachbereichsverantwortlichen fehlt nach wie vor das Verständnis dafür, wie weit technologische Entwicklungen die Geschäftstätigkeit ihres Betriebs verändern werden", stellt Mark Schulte, Consultant bei IDC, fest. Auch sehen die meisten Unternehmen die Möglichkeiten nicht, neue Umsatzquellen, Kunden oder eine stärkere Abgrenzung gegenüber dem Wettbewerb zu erzielen. Im Vergleich zum Vorjahr hat die Auseinandersetzung mit der vierten industriellen Revolution an Fahrt gewonnen. Mehr als zwei Drittel der Unternehmen (zwölf Prozent mehr als 2014) haben sich bereits mit dem Thema beschäftigt. Dennoch stehen sowohl Mittelständler als auch Großunternehmen bei der Umsetzung der Initiativen noch am Anfang. Nur knapp ein Drittel der Firmen hat bereits Erfahrungen in Pilotprojekten oder im operativen Betrieb mit entsprechender Technik gesammelt. Passend zu den genannten Herausforderungen für die nächsten zwei Jahre stehen im Mittelpunkt der geplanten oder in der Umsetzung befindlichen Initiativen Produkttests und Qualitätskontrolle, Überwachung und Optimierung von internen Produktionsabläufen oder auch die Erfassung und Kontrolle von Rohlingen im Fertigungsprozess. IDC ist der Meinung, dass die Betriebe die Vernetzung der Produktionshallen mittels Cyber Physical Systems (CPS) in den kommenden Jahren deutlich vorantreiben werden, auch dadurch bedingt, dass Sensoren, eingebettete Systeme und Funktechniken immer leistungsstärker sowie kostengünstiger werden und damit attraktiver für den Einsatz in der Produktion. Erst in der Folge gehe es dann um neue Geschäftsmodelle und Kundenprozesse, so Schulte. Sicherheitssoftware, Big-Data-Analytics-Lösungen, eine zentrale CPS-Plattform und Digital Factory Solutions rücken künftig stärker in den Fokus der Unternehmen, zeigt die Auswertung der Befragung. In der Umsetzung von Industrie-4.0-Projekten wollen Unternehmen zunehmend auf Cloud-Services setzen: Etwa ein Viertel der Betriebe nutzt heute schon solche Dienste im Rahmen ihrer Initiativen. Weitere 24 Prozent haben dies in den nächsten zwölf Monaten vor. "Die Bedenken gegenüber der Cloud sind also in den Hintergrund und die Möglichkeiten stärker in den Vordergrund gerückt", stellt der IDC-Consultant fest, und fügt hinzu: "Vor allem der Mittelstand aber bleibt skeptisch." Sicherheit stellt auch weiterhin eine Hürde für Industrie 4.0 dar. Gerade bei der Umsetzung einer intelligenten und vernetzten Fertigung muss die Gewährleistung der IT-Sicherheit und Compliance eine Schlüsselrolle einnehmen, betont der Marktforscher. Dabei scheint es noch viel Nachholbedarf zu geben, denn die Anzahl der Sicherheitsvorfälle ist alarmierend. 54 Prozent der Fertigungsbetriebe hatten in den zurückliegenden zwölf Monaten mindestens einen Sicherheitsvorfall.