Kabelabschottungssysteme stehen bei der Gebäudeplanung oft hinten an, da sie nur einen kleinen Teil der gesamten Bauleistungen einnehmen. Der Sachschaden, der durch Kabelbrand entstehen kann, ist dafür umso größer. Daher gilt es vorzubeugen. Doch die Vielfalt an Kabelschottsystemen ist groß: von Mineralfaserplatten über Schäume bis hin zu speziellen Stahlblechboxen. Der Preis darf nicht das einzige Kriterium sein. Gebäudeplaner sollten vor allem nach flexiblen Systemen suchen, die für zukünftige Veränderungen am Haus gewappnet sind.Beim baulichen Brandschutz ist das Abschottungsprinzip ein wichtiger Bestandteil. Es gilt, ein entstandenes Feuer oder Rauch so lange einzugrenzen, dass eine Evakuierung des Gebäudes und eine effektive Brandbekämpfung durch die Feuerwehr möglich sind. In der Elektroinstallation kommen zur Brandabschottung so genannte Kabelabschottungen oder Kabelschotts zum Einsatz. Fachgerecht eingebaut verhindern diese Systeme die Brandausbreitung und die Weiterleitung von Rauch mindestens für die angegebene Feuerwiderstandsdauer. Die Feuerwiderstandsdauer von Kabelabschottungen und Kombiabschottungen ist zum Beispiel mit S90 angegeben. Dabei stehen das S für Schott und die 90 für 90 Minuten Feuerwiderstand. Das richtige Schottsystem In den vergangenen 30 Jahren entwickelten die Experten viele unterschiedliche Schottsysteme für Kabel. Die Systeme sind dabei für verschiedene Anwendungszwecke geeignet - oder auch nicht. Bei der Auswahl sollten Gebäudeplaner zunächst beurteilen, ob die technischen Möglichkeiten, die mit der jeweiligen Zulassung gegeben sind, den Anforderungen der geplanten Durchführung gerecht werden. Dabei sind der Feuerwiderstand und die Bauart der Wand oder Decke sowie deren Dicke sehr wichtig. So kann der Fall eintreten, dass bei leichten Trennwänden spezielle Laibungen in die Öffnungen einzubauen sind. Bei zu geringen Wanddicken ist es wiederum möglich, dass die Planer zusätzliche Aufplankungen berücksichtigen müssen. Des Weiteren muss geklärt sein, ob die vorhandenen oder geplanten Kabel und Leitungen zugelassen sind. Dann kann es sein, dass beispielsweise nur eingeschränkte Kabeldurchmesser zugelassen oder bestimmte Kabeltypen wie Hohlleiter ausgeschlossen sind. Zudem ist es in der Regel vorgeschrieben, bestimmte Abstände zwischen Kabeln einzuhalten. Zu den Hohlleitern zählen auch Koaxialkabel, die innen hohl sind und durch deren Öffnung eine Brandweiterleitung möglich ist. Auch Lichtwellenleiter sind in der Regel durch die Zulassungen abgedeckt. Dabei muss der Planer jedoch Glasfaser-Bündelrohrsysteme (Blown-Fibre-Tubes) abgegrenzt betrachten. Sie sind nicht durch Standardzulassungen abgedeckt und erfordern eine gesonderte Prüfung und Zulassung. Neben der technischen Eignung spielt die vorgesehene Nutzung des Gebäudes eine nicht unwesentliche Rolle. Gerade in Industrie-, Labor- oder Verwaltungsgebäuden kommt es nicht selten zu Umbaumaßnahmen, die auch die Verkabelung betreffen. Häufig lassen die Betreiber außer Acht, dass dabei auch die Kabelabschottungen betroffen sind, die zu öffnen und wieder instandzusetzen sind. Abhängig vom System kann die Instandhaltung auf Dauer sehr kostenintensiv sein. Nicht zuletzt gibt es die grundlegende Vorgabe, dass Schottsysteme nicht miteinander gemischt werden dürfen. Die korrekte Funktion ist nur dann gesichert, wenn die zueinander passenden und miteinander geprüften Materialien zum Einsatz kommen. Dazu stehen verschiedene Materialen und Schottsysteme zur Auswahl. Kabelabschottung hat viele Formen Aufgrund ihres niedrigen Preises bevorzugen viele Installateure Mineralfaserschotts. Dabei platzieren sie spezielle Mineralfaserplatten in die Öffnungen, passen sie der Installationen an und beschichten sie dann. Doch abhängig von der Kabelverlegung kann in diesem Fall ein Problem auftreten: Wenn die Kabel nicht mehr von allen Seiten zugänglich sind, wird es schwierig, sie von allen Seiten mit einer bestimmten Schichtdicke zu versehen. Auch Mörtelschotts eignen sich, um Brandweiterleitungen durch Wand- und Deckenöffnungen zu verhindern. Allerdings sind die Leitungen bei entsprechenden Installationen oft unzulässig gebündelt, und die Zwickel zwischen den Leitungen sind nicht geschlossen. Dies führt zu einer Minderung des Brand- und Rauchschutzes. Nachinstallationen sind oft nur in dem Maße unproblematisch, in dem sogenannte Nachinstallationskeile vorgesehen sind. In Neubauten sieht man oft auch Brandschutzkissen, so genannte "Kissenschotts". Sie bestehen aus einem Füllmaterial auf Mineralfaserbasis sowie aufschäumenden Baustoffen. Die Hülle bildet in vielen Fällen ein Glasfasergewebe. Beim Abschotten gelangen die Kissen horizontal, schichtweise und gegeneinander versetzt in die Öffnung. Als problematisch stellt sich in der Ausführung häufig eine nicht ausreichende Stopfdichte heraus, die dazu führt, dass nicht nur die Rauchdichtigkeit, sondern auch die Brandschutzfunktion gefährdet ist. Wenn es schnell und unkompliziert gehen muss, entscheiden sich Bauplaner für Brandschutzschäume. Sie schäumen im Brandfall durch Wärme auf und verschließen insbesondere kleinere Öffnungen schnell und einfach. Der Nachteil von Brandschutzschäumen: Je größer die Öffnung wird, desto mehr kommt das Schaumsystem an seine Grenzen. Problematisch ist, dass der Schaum vor allem von weniger erfahrenen Anwendern sehr gern verwendet wird, weil das System so einfach erscheint. Die Anwender wissen aber oft nicht, dass sie Zulassungsbestimmungen einhalten müssen, und verwenden den Schaum auch dann, wenn er für die konkrete Situation nicht geeignet ist. Des Weiteren gibt es Stopfen und Formblöcke zur Kabelabschottung. Die Formblöcke werden wie Backsteine in die Öffnung eingestapelt und schäumen im Brandfall auf. Dadurch bilden sie eine Isolierschicht, die die Brandweiterleitung verhindert. Als Nachteil dieser Version gilt bisweilen, dass es zur Nachinstallation von Kabeln schwierig sein kann, einzelne Steine zu entnehmen, da diese nach einer bestimmten Zeit untereinander vulkanisieren und sich nicht mehr trennen lassen. Neben Schäumen, Mörtel & Co. gibt es noch die fest installierten Kabelboxen zur Abschottung. Sie bestehen aus einem Stahlblechgehäuse, das in Öffnungen in Wänden, Böden, Decken und im Unterflur eingebaut ist, um Kabel hindurchzuführen und gegen Feuer und Rauch abzuschotten. Die Box ist mit Brandschutzpaketen ausgekleidet, die im Brandfall aufschäumen und den Innenraum verschließen. Während 40 Prozent des Innenraums der Kabelbox aus den Brandschutzpaketen bestehen, entspricht der noch freie Innenraum genau den maximal zulässigen 60 Prozent, die zur Belegung von Kabeln erlaubt sind. Der Innenraum lässt sich daher zu 100 Prozent mit Kabeln aller Art ohne Begrenzung des Kabeldurchmessers belegen. Dies hilft viele Planungs- und Montagefehler zu vermeiden. Nachdem die Kabel durchgeführt sind, dichtet der Monteur die Box an den Stirnseiten mit speziellen Schaumstopfen und einer dauerelastischen Dichtmasse gegen Rauch ab. Für die Dichtmasse gibt es dabei keine zusätzlichen Brandschutzanforderungen. Die Kabelbox im Unterflur Da die Kabelbox jedoch im Gegensatz zu den anderen Schottsystemen teurer ist, bauen Monteure oftmals günstigere Systeme ein, ohne auf Nachhaltigkeit zu achten. Bei der Auswahl zwischen verschiedenen Systemen ist nicht nur die Feuerwiderstandsdauer 90 Minuten (S90) das einzige entscheidende Kriterium. Ob ein System in einer bestimmten Einbausituation passend ist, hängt von mehreren Faktoren ab. Müssen Kabelinstallationen in manchen Bereichen eines Hauses oft verändert werden, etwa um neue Kabel zu verlegen, sollten sich die Abschottungen flexibel anpassen können. Geöffnete Abschottungen sind demnach immer wieder neu instandzusetzen. In diesem Fall gilt es zu beachten, wie aufwändig die Instandsetzung ist. Je nach Situation kann die Kabelbox schon nach der ersten Kabelnachinstallation günstiger sein als zum Beispiel ein zunächst wesentlich billiger wirkendes Mineralfaserschott. Bei sehr großen Öffnungen sind Mineralfaserschotts häufig die beste Alternative. Jedoch sind Mineralfaser- oder gar Mörtelschotts in EDV-Bereichen mit Netzwerktechnik keine gute Lösung - auch aufgrund der Staubbelastung. Der Schlüssel zu einer nachhaltigen Gebäudeplanung in puncto Abschottungen ist die richtige Ausschreibung. Eine professionelle Planung schreibt also nicht alle Abschottungen neutral aus. Sie berücksichtigt die jeweils zu erwartenden Bedingungen, vor allem in Bezug auf die Instandhaltung. Planer sind zwar meist dazu verpflichtet, neutral auszuschreiben, doch ist die Ausschreibung zu neutral, kommt nur noch das billigste System zum Einsatz. Da es für viele Problemlösungen mittlerweile mehrere Anbieter gibt, ist es möglich, ganz gezielt bestimmte Abschottungssysteme auszuschreiben und dennoch neutral zu bleiben. Fazit: Flexible Systeme senken Kosten Für Stellen, an denen es viele Nachinstallationen geben kann, sollte der Planer flexible Systeme wählen. Da diese Systeme auch dann funktionieren, wenn sie für Kabelinstallationen zu öffnen sind, ist der Brandschutz fortlaufend sichergestellt. Wichtig ist, dass sich Abschottungen nach einer Kabelinstallation möglichst sofort wieder mit Standardbaustoffen reparieren lassen. Dadurch ist der Installateur nicht mehr an ein bestimmtes System gebunden. Er kann zudem einfache Baustoffe wie beispielsweise Silikon verwenden. Dies verringert die Instandhaltungskosten beträchtlich. Systeme wie Kabelboxen können zwar zunächst teurer sein, sie amortisieren sich jedoch im Betrieb schon nach kurzer Zeit.