Kommentar: Alterserfahrung oder pure Energie

Silver-Surfer

18. Juli 2012, 12:52 Uhr | Mathias Hein, freier Consultant in Neuburg an der Donau

Fortsetzung des Artikels von Teil 1

Wissen gegen Weltanschauung

Heute stehen gut ausgebildete Jungmänner und Jungfrauen zu Hauf parat. Diese können alle Arten von Qualifikationen vorweisen und werfen mit ihren Zertifikaten, wie MCTS, MCITP, Oracle OCA/OCP, CCNA, RHCE, CISSP, CET, CWNA, LPI, SCJP, CIW,  um sich. Aber im Ernst, was sagen diese Zertifikate über das Fachwissen eines Absolventen einer enorm teuren Ausbildung aus? Die „Jung-ITler“ bringen jedoch etwas mit, was viele Silver-Surfer schmerzlich vermissen lassen. Sie besitzen eine fast magische Fähigkeit, die Systemarchitekturen und die Prozesse in die richtige Beziehung zu den Geschäftsfeldern des betreffenden Unternehmens zu setzen und stellen deren Stärken und Schwächen problemlos dar. Die meisten Jungspunde werfen nur einen Blick auf eine bestehende Infrastruktur und wissen sofort, wo das Problem liegt: Die vorhandene Infrastruktur muss abgerissen werden und durch eine neue Technik ersetzt werden! Die Silver-Surfer sind anders gestrickt: Sie wissen aus der Erfahrung, dass es sich bei dem System um eine gewachsene, aber funktionierende Arbeitsmaschine handelt. Über viele Jahre haben sie gelernt, dass man im Unternehmen kein funktionierendes System - egal wo das Problem liegt – mutwillig zerstört, denn die Folge enthält das Risiko, dass das Unternehmen seine Geschäfte nicht mehr abwickeln kann.

Das Problem der jungen IT-Menschen besteht darin, dass sie nur gelernt haben, wie man ein System neu aufbaut, aber die Unternehmensrealitäten kennen sie nicht. In den Unternehmen gilt noch immer der Grundsatz, dass das Geld weise investiert werden muss und das Gesamtsystem immer nur kleine Veränderungen verträgt. Man tauscht bei seinem Auto auch nicht den Motor aus, wenn kein Benzin mehr im Tank ist.

Die Wirtschaft geht mit den Silver-Surfern nicht gerade pfleglich um. Diese Gruppe verfügt über die unglaublichen technischen Fähigkeiten und haben von der Architektur, über das Codieren bis hin zum Projektmanagement dafür gesorgt, dass die Systeme heute so problemlos funktionieren. Aber im Laufe der Jahre haben sich die Silver-Surfer zu viel Wissen angeeignet. Der Fachausdruck dafür lautet: Überqualifikation. Daher ist es ihnen fast unmöglich für einen Chef zu arbeiten, der altermäßig sein Kind sein könnte und darüber hinaus kein Fachwissen besitzt. Meist wissen die Silver-Surfer bereits die Antwort auf eine gestellte Frage, oder wenn sie diese nicht kennen, dann wissen sie, wie sie auf Basis einer genauen Analyse die Antworten herausfinden. Und wenn die Jungchefs wieder einmal die neueste und nach der Meinung des Verkäufers, beste Lösung kaufen und bei ihrer Entscheidung das Wissen der Silver-Surfer bewusst ignorieren, dann ist der Generationskrieg in der IT-Abteilung bereits voll im Gang. Alterserfahrung arbeitet gegen pure Energie, Wissen gegen Weltanschauung, Zynismus gegen Begeisterung, und letztlich wirft das Unternehmen dabei seine Perlen grundlos vor die Säue.

Die Silver-Surfer mögen alt und faltig sein, sind vielleicht nicht immer bereit 16 Stunden am Tag ohne Kompensation zuarbeiten, sind vielleicht verschroben und sogar unhöflich, wenn man ihnen IT-Märchen erzählt, aber sie wissen, dass Mist in der IT selten etwas Brachbares und Nachhaltiges hervorbringt.  

Fazit

Die Silver-Surfer waren seit Anbeginn der IT-Zeit in den Unternehmen und haben dafür gesorgt, dass die IT heute zu den Grundpfeilern jedes Unternehmens gehört. Gibt man den Silver-Surfern etwas Gehör, kann man unter Umständen sehr viel Geld sparen, weniger Zeit vergeuden und sich das Leben einfach leichter machen.

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