Kopfnuss

1:0 für IBM: IT-Manager gehören in die Bundesliga

23. Mai 2007, 6:57 Uhr |

Stuttgart ist Meister. Im Ländle weiß jeder, dass der Triumph vor allem der zielstrebigen Arbeit Erwin Staudts zu verdanken ist.

Als Chef von IBM einst mäßig erfolgreich, hat der Manager den VfB als hauptamtlicher Präsident ganz nach oben geführt. Staudt ein Einzelfall? Keineswegs! Nur eine Autostunde nördlich der Schwabenmetropole schaffte SAP-Gründer Dietmar Hopp gerade mit seiner TSG Hoffenheim den Aufstieg in die zweite Bundesliga – nach einem einzigartigen Marsch durch die Ligen, von der Kreisklasse bis in den bezahlten Fußball. Nächstes Ziel: die Erstklassigkeit. Spätestens von 2010 an dürften Stuttgart und Hoffenheim die Schüssel allein unter sich ausspielen.

Doch der Profifußball hat die Zeichen der Zeit erkannt. Für fast alle Klubs sind inzwischen Headhunter in der IT-Branche unterwegs, um führungsstarke Persönlichkeiten für die Vereinsspitze anzuwerben. Insidern zufolge besonders begehrt ist Siemens- Vorstand Rudi Lamprecht. Der kennt den internationalen Fußball wie kein Zweiter in der Branche. Als Chef der Sparte »Siemens mobile« brachte er seine Marke auf die weißen Trikots der Edelkicker von Real Madrid. Im Bernabéu-Stadion war damals ein Platz in der Ehrenloge für den Topmanager reserviert, und mit Stars wie Zidane oder Beckham stand er praktisch auf Du und Du. Mit solchen Werbeträgern, so dachte man seinerzeit am Wittelsbacherplatz, werde Siemens bald Nokia entthronen. Bekanntlich kam alles anders.

Einen wie Lamprecht mag der Flopp des Handy-Geschäfts insgeheim geschmerzt haben. Doch solch ein alter Haudegen bildet durch Rückschläge zusätzliches Stehvermögen aus. Eine unerlässliche Tugend im Fußball, wo Sieg und Niederlage zusammengehören wie Ebbe und Flut. Erste Wahl ist so gesehen auch Walter Raizner, der glücklose T-Com-Vorstand, in dessen Amtszeit rund zwei Millionen Festnetzkunden der Telekom den Rücken kehrten. Auf den Listen vieler Headhunter steht Raizner aber aus anderem Grund ganz oben. Früher war der smarte Schwabe ebenfalls IBM-Chef – als Nachfolger Staudts. Was der eine geschafft hat, sollte auch dem anderen möglich sein.

Ebenso könnte Jürgen Gallmann, einst Frühstücksdirektor bei Microsoft, einem Klub wie Arminia Bielefeld sowohl zu sportlichem Erfolg als auch zu mehr Glamour verhelfen. Ex-Shooting- Star Stephan Schambach, dessen Intershop zu den größten Börsenwert- Vernichtern am Neuen Markt zählte, ist prädestiniert für eine Spitzenposition bei der wieder erstklassigen Hansa Rostock. Selbst Manager, die felsenfest im Sattel sitzen, sind nicht vor den Lockrufen des Fußballs sicher. So hofft man bei Greuther Fürth, mit Ingram-Micro-Chef Gerhard Schulz in der Klubführung endlich den Aufstieg ins Oberhaus zu schaffen. Schon fast zur Plage werden die Abwerbeversuche in Böblingen bei HP. Zwischen dem ITRiesen und dem Rivalen IBM deutet sich bereits ein Wettstreit an, wer die erfolgreicheren Fußball- Manager hervorbringt. Aktueller Stand: 1: 0 für Big Blue.


Jetzt kostenfreie Newsletter bestellen!

Matchmaker+